- Schreckliche Gewissheit nach stundenlangem Bangen: Vor der Insel Java hat eine Flugzeugtragödie vermutlich 62 Menschenleben gefordert.
- Nach dem Absturz einer indonesischen Passagiermaschine entdeckten Suchtrupps am Sonntag den Flugschreiber der Boeing 737-500 im Meer.
- Taucher hatten zuvor Trümmer der Maschine und menschliche Überreste aus dem Meer geborgen.
Bei der Suche nach dem seit Samstag in Indonesien verschollenen Passagierflugzeug mit 62 Menschen an Bord sind im Meer Leichenteile und weitere Trümmer entdeckt worden. Der Leiter der medizinischen Abteilung der Polizei in Jakarta sagte am Sonntag, er habe Säcke erhalten, die Gegenstände enthielten, die vermutlich aus dem Flugzeug stammten, sowie menschliche Überreste.
"Einer enthielt Leichenteile", sagte Umar Shahab. Zudem wurden am Sonntag von Tauchern auch weitere Trümmer entdeckt, unter anderem mit Teilen der Registriernummer, wie der Chef der Streitkräfte, Luftmarschall Hadi Tjahjanto, sagte.
Ausserdem fanden Suchtrupps den Flugschreiber. Dies teilte der Armeechef des Landes am Sonntag mit.
"Wir haben einen Bericht vom Tauchteam erhalten, dass die Sicht unter Wasser gut war, was die Entdeckung einer Reihe von Flugzeugteilen ermöglichte", fügte er hinzu. Zuvor hatte bereits der Einsatzleiter der Such- und Rettungsagentur, Bambang Suryo Aji, gesagt, die Einsatzkräfte hätten Trümmer gefunden, die vermutlich von dem Flugzeug stammten. Offiziell bestätigt wurde ein Absturz bislang aber nicht.
Zudem haben die indonesischen Helfer nach eigenen Angaben ein Signal aus der verschollenen Passagiermaschine aufgespürt. Ein Armeeschiff habe das Signal vor der Küste Jakartas entdeckt, teilte das indonesische Verkehrsministerium am Sonntag mit.
Sieben Kinder und drei Babys an Bord der Maschine
An Bord der Maschine der Billiggesellschaft Sriwijaya Air waren offiziellen Angaben zufolge auch sieben Kinder und drei Babys. Das Flugzeug war unterwegs von der Hauptstadt Jakarta nach Pontianak auf der Insel Borneo, als es am Samstag kurz nach dem Start vom Radar verschwand. Danach war sein Schicksal zunächst lange ungewiss - am Sonntag wurde dann klar: Die Maschine ist in der Javasee zerschellt.
"Wir können zwei Signale von der Black Box hören und konnten ihre Position lokalisieren", sagte Luftmarschall Hadi Tjahjanto. "Wir hoffen, sie bald bergen zu können." Zuvor waren bereits Trümmerteile in 23 Metern Tiefe entdeckt worden, wie das Transportministerium mitteilte. "Wir sind sicher, dass dies der Punkt ist, an dem das Flugzeug abgestürzt ist", so Tjahjanto.
Die indonesische Such- und Rettungsagentur schrieb in einem Statement, es seien auch fünf Behältnisse mit menschlichen Überresten an Land gebracht worden. Die Polizei habe begonnen, DNA-Proben von Familienmitgliedern der Passagiere zu nehmen und Informationen zu sammeln, um Opfer indentifizieren zu können, sagte der Polizeisprecher von Jakarta, Yusri Yunus.
Das quälende Warten der Angehörigen auf Informationen über das Schicksal der Flugzeuginsassen - 50 Passagiere und zwölf Crew-Mitglieder - dauerte auch am Sonntag an. Viele harrten in verzweifelter Hoffnung auf dem Soepadio International Airport in Pontianak aus. Am Soekarno-Hatta International Airport in Jakarta, wo die Maschine gestartet war, wurde ein Krisenzentrum eingerichtet.
In indonesischen Medien veröffentlichte Fotos zeigten Fundstücke der Einsatzkräfte aus dem Ozean, darunter Kleidungsstücke, Personalausweise und Flugzeugteile. Ausserdem seien Rettungswesten und Teile mit der Registriernummer der 27 Jahre alten Maschine geborgen worden, so Tjahjanto. "Wir haben einen Bericht vom Tauchteam erhalten, dass die Sicht unter Wasser gut war, was die Entdeckung einer Reihe von Flugzeugteilen ermöglichte."
Angehörige hofften auf ein Wunder
Vivi, deren Ehemann auf dem Flug der Sriwijaya Air war, hoffte noch auf ein Wunder. Dem lokalen Nachrichtenportal Suara.com sagte sie, ihr Mann habe ursprünglich mit einer anderen Fluggesellschaft fliegen sollen, sei aber dann umgebucht worden. "Ich hoffe, mein Mann lebt und es geht ihm gut. Bitte betet für ihn." Nanik, deren Tochter und die sechs und zwei Jahre alten Enkel an Bord waren, hielt weinend ein Foto ihrer Lieben in die Kameras.
Die Tierschutzorganisation "GP Orangutan Conservation Program-2 sorgte sich um einen Mitarbeiter des Nationalparks Gunung Palung auf Borneo. Der 25-Jährige sei zusammen mit seiner Frau, seiner Tochter, seiner Mutter und seiner Nichte in dem Flugzeug gewesen, schrieb die Organisation auf Twitter.
In sozialen Netzwerken drückten zahlreiche Indonesier unter dem Hashtag #PrayForSJ182 (Betet für Flug SJ182) ihre Bestürzung aus. Präsident Joko Widodo drückte den Angehörigen sein Mitgefühl aus. "Lasst uns beten, dass alle Opfer gefunden werden", sagte er.
Flugzeug in Indonesien abgestürzt: Unglücksursache noch unklar
Die Unglücksursache und der genaue Hergang der Tragödie waren noch unklar. Airline-Chef Jefferson Irwin Jauwena hatte am Samstag betont, das Flugzeug sei wegen starken Regens mit 30 Minuten Verspätung gestartet. Die Flugzeit nach Pontianak beträgt normalerweise knapp 90 Minuten.
Daten des schwedischen Internetdienstes Flightradar24 zeigten, dass die Maschine aber schon vier Minuten nach dem Abheben innerhalb von einer Minute mehr als 3.300 Meter Höhe verlor. Danach war sie nördlich von Java verschwunden. Fischer berichteten, eine Explosion gehört zu haben.
Rettungsteams machten sich in das Gebiet der Inseln Laki Island und Lancang Island auf, wo erste Trümmerteile gefunden wurden. Die beiden Inseln sind Teil der Gruppe Thousand Islands vor der Küste von Java. Das Militär war mit Schiffen und Hubschraubern im Einsatz.
2018 war eine Boeing 737 Max der indonesischen Gesellschaft Lion Air nach dem Start in Jakarta auf dem Weg zur Insel Bangka abgestürzt. Alle 189 Insassen kamen ums Leben. 2014 stürzte ein Airbus A320 der Billig-Airline Indonesia AirAsia auf dem Weg von Surabaya auf Java nach Singapur ins Meer. Auch hier starben alle 162 Menschen an Bord.
Die EU-Kommission hatte 2007 alle Fluggesellschaften aus Indonesien auf ihre "Schwarze Liste" unsicherer Airlines gesetzt und somit ein EU-Einflugverbot erteilt. 2018 hob die EU sämtliche Restriktionen nach einer Verbesserung der Sicherheitslage wieder auf. (pak/dpa/AFP)
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