Beim Weltwirtschaftsforum in Davos forderte der Historiker Rutger Bregman vor Kurzem höhere Steuern für Reiche. Darüber wollte der US-Fernsehsender Fox News mit Bregman sprechen. Doch das Interview mit Donald Trumps Lieblingssender endete mit drastischen Worten.

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Ein Interview zwischen dem Historiker Rutger Bregman und dem "Fox News"-Moderator Tucker Carlson ist völlig ausser Kontrolle geraten. Bregman hatte sich zuvor beim Weltwirtschaftsforum in Davos für höhere Steuern für Reiche ausgesprochen. Dabei kritisierte er Steuervermeidung von Reichen und sprach sich für Spitzensteuersätze aus. Ein Video seiner Ansprache Ende Januar verbreitete sich später im Internet.

Daraufhin hatte Fox News den Historiker eingeladen, um mit Moderator Tucker Carlson über das Thema zu sprechen.

Rutger Bregman kritisiert Berichterstattung von Fox

Zu Beginn des Gesprächs würdigt Carlson Bregmans Auftritt auf dem Weltwirtschaftsforum noch und bezeichnet ihn als "vielleicht einen der grössten Momente in der Geschichte von Davos".

Bregman erklärt daraufhin, dass den Umfragen zufolge die grosse Mehrheit der Amerikaner seit Jahren höhere Steuern für Reiche befürworte.

Wie er anschliessend ergänzt, würde in Davos dennoch niemand über das Thema reden, "genauso wie bei Fox News niemand darüber redet".

Der Grund für diesen Umstand sei nach Bergmans Dafürhalten "ganz einfach. Die meisten Leute in Davos, aber auch hier auf diesem Sender, sind von der Klasse der Milliardäre gekauft worden."

Carlson reagiert auf diesen Angriff zunächst gefasst und beginnt auszuführen, dass in der Vergangenheit oft nach höheren Steuern gerufen worden sei.

Doch noch bevor er seinen Satz beenden kann, wird er von Bregman unterbrochen: "Ja aber nicht auf diesem Sender. Fast alle Kommentatoren auf diesem Sender waren seit Jahren gegen Steuererhöhungen".

Darauf erwiderte Carlson, dass es interessant wäre zu wissen, wie viele Stunden der Historiker das Programm von Fox verfolgt hätte.

"Wer weiss wie viele Millionen Trump versteckt"

Im weiteren Verlauf des Gesprächs erklärt Bregman, dass die USA in der Vergangenheit Steuersätze von 70 bis 90 Prozent für Reiche erhoben hätten.

Diese von Historikern als "goldene Zeit des Kapitalismus" bezeichnete Periode in den 50er- und 60er-Jahren sei nach Bregman eine "der besten Zeiten in der Geschichte Amerikas" gewesen und dasselbe gelte auch für Europa.

Der "Fox News"-Moderator hält dagegen, dass die amerikanische Wirtschaft in der damaligen Form nicht mehr existiere und will wissen, ob Steuersätze von damals in einer "völlig anderen" ökonomischen Situation funktionieren könnten?

Bergman erwidert, dass Amerika mit Leichtigkeit gegen Steuerparadiese vorgehen könnte. "Aber das Ding ist, ihr habt einen Präsidenten an die Macht gebracht, der nicht einmal seine eigene Steuererklärung teilen will. Wer weiss, wie viele Millionen er (…) versteckt hat."

"Du bist Teil des Problems"

Nach Ansicht des Historikers sei die Wurzel des Problems Bestechung und Korruption, über die in der Vergangenheit nicht ausreichend gesprochen worden sei. Stattdessen würde die Familie von Verleger Rupert Murdoch, dem Fox gehört, Immigranten zum Sündenbock machen wollen.

Carlson will daraufhin wissen, ob Bregman glaubt, dass er Befehle von den Murdochs entgegennehme. Der Historiker verneint und verweist darauf, dass das nicht so direkt funktioniere.

Doch anschliessend wirft er Carlson vor, seit Jahren Teil des "Cato Institutes", einer Denkfabrik unter der Leitung der Milliardäre Charles und David Koch zu sein, deren "dreckiges Geld" er genommen habe. "Du bist ein Millionär, der von Milliardären finanziert wird. (…) Du bist kein Teil der Lösung Mr. Carlson, tatsächlich bist du Teil des Problems."

Wüste Beschimpfungen von Tucker Carlson

Nach diesen Anschuldigungen beschimpft Carlson Bregman als "Idiot". Der Historiker lässt sich davon aber nicht aufhalten und wiederholt seine Vorwürfe, dass Fox und Carlson bestimmte Themen einfach nicht ansprechen würden, weil sie in der Tasche von reichen Männern stecken würden.

Dem Moderator reicht es daraufhin endgültig. "Warum f... du dich nicht einfach selber", fragt er Bregman wütend. "Ich hab versucht dir Gehör zu verschaffen, aber du bist zu verf... nervig".

Der beleidigte Historiker nimmt Carlsons Beschimpfungen gelassen. Leicht lachend fragt er den Moderator: "Du kannst mit Kritik nicht umgehen, oder?".

Fox wirft Bregman inszenierte Kampagne vor

Das ausser Kontrolle geratene Gespräch hatte auch noch ein Nachspiel. So fragte Bregman Carlson in einem später gelöschten Tweet, warum dieser die Unterredung nicht ausgestrahlt habe und forderte den Moderator auf dies zu tun.

Allerdings solle er sich nicht dazu hinreissen lassen, die Aufnahme zu bearbeite. Denn Bregman habe "das ganze Ding aufgezeichnet. Einschliesslich des Moments, indem du angefangen hast übermässig zu fluchen".
Ein Sprecher von Fox, der als Lieblingssender von Donald Trump gilt, reagierte später mit einem Statement. Carslon Tucker sei jemand, der "viele Ansichten" schätzen würde.

Leider habe Bregman die Gelegenheit für eine stichhaltige Debatte dafür genutzt, diese in eine offensichtlich kalkulierte Kampagne gegen den Moderator zu verwandeln. "Wir waren enttäuscht von diesem Segment und haben zu viel Respekt für die Zeit unseres Publikums, um es zu senden", so die Mitteilung weiter.

Verwendete Quellen:

  • Twitter-Account von Rutger Bregman
  • Twitter-Account von NowThis
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