Papst Franziskus hat Franz-Peter Tebartz-van Elst eine Auszeit verordnet. Der Limburger Bischof behält aber vorerst sein Amt - eine Entscheidung, die in den Medien nahezu durchgehend auf Kritik stösst.

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Die vorübergehende Auszeit von Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst bewertet "Spiegel Online" als gefährlich, da die "Causa Tebartz-van Elst aus kirchenrechtlicher Sicht längst nicht erledigt ist". Da die "Entscheidung des Hamburger Amtsgerichts weiterhin ausstehe, könnte der Bischof von Limburg der erste verurteilte, womöglich vorbestrafte Bischof in der Geschichte der Bundesrepublik werden", warnt "Spiegel Online".

Die vorübergehende Amtsenthebung sieht die "FAZ" als "eine weise Entscheidung". Wie der Kommentator schreibt, sei auch "die Wahl des Administratoren" richtig gewesen, da "es Franziskus nicht schwer fiel, dem Bischof für eine Zeit das Amt zu entziehen, weil er es einem gibt, der das Vertrauen von Tebartz-van Elst geniesst." Weiter sieht das Blatt den Fall Limburg als richtungsweisend, da nun offenbar "ein Öffnungsprozess von Kassen und Vermögen, die seit Jahrhunderten durch Dotationen und Erbfälle angeschwollen sind und nun durchleuchtet werden sollen" anläuft.

Die "Süddeutsche Zeitung" bewertet die päpstliche Entscheidung als "salomonisch", da "der Stab über dem Bischof nicht gebrochen wird", aber auch als eine barmherzige, da "der Diözese Limburg auch nicht die Rückkehr eines Bischofs zugemutet wird, der Unfrieden, Streit und Hass gesät hat." Für Tebartz-van Elst selbst sieht das Blatt die vorläufige Entscheidung des Papstes als "wohl eine Art Fegefeuer. Das Fegefeuer ist nach katholischer Lehre ein Reinigungsort, ein Ort der Läuterung. Nach dem quälenden Aufenthalt dort ist man rein genug für den Himmel. Das nun Tebartz-van Elst nach dem Fegefeuer wieder in seinen Himmel, in seinen Prachtbau auf dem Limburger Domberg, zurück darf, ist kaum vorstellbar."

Muss Tebartz-van Elst in den Innendienst?

"Die Zeit" hält die Entscheidung aus dem Vatikan für richtungsweisend: "Einen für alle 27 Bistümer bindenden Beschluss können nur die Bischöfe fassen. Die jetzt erzielte Einigkeit im Verwaltungsrat des VDD, dem Rechtsträger der Deutschen Bischofskonferenz, ist aber ein massgebliches Signal."

Die "Rhein-Neckar-Zeitung" lobt die detaillierte Arbeit des Vatikan, sieht das Tempo der Ermittlungen aber als nicht zeitgemäss: "Dass sie damit nicht ins von der Hetze geprägte Internetzeitalter passt, mag zum Schaden der Tebartz-Kritiker sein. Der Sache jedoch wird es nützen, wenn Franziskus dafür eine nachhaltige Entscheidung herbeiführt", schreibt das Blatt. "Wirklich revolutionär wäre es, wenn der Papst den Limburger Fall zum Anlass nähme, die Kurie Deutschland zu reformieren."

Dass Tebartz-van Elst dem Papst seine Sicht der Dinge erklären konnte, hält der Kommentator der "Neue Ruhr/Neue Rhein Zeitung" für "vernünftig und nur fair". Doch eine Rückkehr des umstrittenen Bischofs in seine alte Tätigkeit sei nicht vorstellbar. "Es bleibt nur die Versetzungslösung. Und zwar in den Innendienst", schreibt die "NRZ".

Der grosse Gewinner ist die Kirche

"Als eine Frage der Ehre" sieht das "Delmenhorster Kreisblatt" den Rücktritt des Limburger Bischofes. Das Blatt erklärt aber auch, dass Tebartz-van-Elst nicht der einzige Geschädigte ist. "Nein, die Suppe auslöffeln müssen andere – nämlich all jene, die sich als Ehrenamtliche oder als unterdurchschnittlich bezahlte Beschäftigte für die vermeintlich arme Kirche einsetzen", schreibt die Zeitung. Diese Menschen spürten am stärksten, "wenn die Kirche hemmungslos kritisiert oder gar verspottet wird".

Einen positiven Blick auf die Affäre wirft die "TAZ" aus Berlin. "Was immer der Fall Franz-Peter Tebartz-van Elst noch bringen mag, die katholische Kirche hat schon jetzt gewonnen". Allzu leicht werde die Leidenschaft übersehen, mit der gerade "über deutsche Bistümer und ihren obszönen Reichtum" debattiert werde. Es gehe um mehr als Geld, es gehe um die Verfehlungen, das Selbstverständnis, die Hybris und die Ideale der Kirche. "Offenkundig betrifft die Affäre um Bischof Tebartz-van Elst deshalb nicht nur die 669.271 katholischen Kirchensteuerzahler im Bistum Limburg, sondern die gesamte deutsche Öffentlichkeit", schreibt die "TAZ".

Die "Bild"-Zeitung legt den Fokus auf Papst Franziskus, sieht ihn als den Fels in der Bischofs-Brandung: "Papst Franziskus hat sich nicht treiben lassen. Nicht von den Kirchenfunktionären, nicht von Kirchenkritikern und auch nicht vom Limburger Protz-Bischof. Denn er ist Petrus, der Fels." Die Bild meint, "dass der Papst als strenger und weiser Vater gehandelt habe".

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