- In Bremen ist eine Transfrau in einer Strassenbahn aus einer Jugendgruppe heraus attackiert und schwer verletzt worden.
- Laut Polizei rissen die Jugendlichen der Frau die Perücke vom Kopf und beleidigten sie derb.
- Mitglieder der Gruppe feuerten diese dabei an.
Eine 57-jährige Transfrau ist in einer Bremer Strassenbahn aus einer Jugendgruppe heraus attackiert und schwer verletzt worden. Wie die Polizei am Montag mitteilte, schlug einer der Jugendlichen der Frau bei dem Vorfall am Samstagabend mehrfach mit beiden Fäusten ins Gesicht. Dabei sei er von seinen knapp 15 Begleitern "lautstark" angefeuert worden.
Zuvor hatten Mitglieder der Gruppe ihrem Opfer laut Polizei die Perücke vom Kopf gerissen und die Frau derb beleidigt. Erst als andere Fahrgäste einschritten, liessen die Angreifer ab und flohen aus der Bahn.
Transfrau verprügelt: Staatsschutz ermittelt wegen Hasskriminalität
Der Staatsschutz der Polizei in der Hansestadt ermittelt wegen eines Falls von Hasskriminalität. Der Jugendliche, der die Frau schlug, soll laut Zeugen 14 bis 16 Jahre alt sein. Das Opfer kam mit schweren Gesichtsverletzungen in eine Klinik. Die Polizei werte nun die Videos der Überwachungskamera in der Bahn aus, sagte eine Polizeisprecherin laut dpa.
Bremens Sozialsenatorin Anja Stahmann (Grüne) verurteilte den Angriff scharf. "Es ist nicht hinnehmbar, dass Menschen wegen ihrer geschlechtlichen Identität um ihr Leben fürchten müssen", erklärte sie in Bremen. Stahmann sprach zudem der überfallenen Frau ihr Mitgefühl aus und dankte den Fahrgästen, die eingegriffen hatten.
Erst vor wenigen Tagen war im nordrhein-westfälischen Münster ein 25-Jähriger nach einem Angriff am Rande einer Veranstaltung zum Christopher Street Day (CSD) gestorben. Er hatte sich laut Polizei schützend vor Teilnehmerinnen gestellt, die von einem 20-Jährigen massiv homophob beleidigt wurden. Der 20-Jährige schlug ihn daraufhin mehrfach ins Gesicht, worauf er umfiel. Er starb später im Krankenhaus. Der mutmassliche Angreifer befindet sich in Haft.
Nancy Faeser: "Queerfeindliche Hasskriminalität muss präzise erfasst werden"
Nach dem tödlichen Angriff kündigte Bundesinnenminister Nancy Faeser (SPD) ein härteres Vorgehen gegen queerfeindliche Gewalt an. Faeser erklärte am Montag in Berlin, die Tat in Münster mache sie "fassungslos und traurig". Die Bundesregierung stelle sich konsequent gegen Diskriminierung und Gewalt.
"Queerfeindliche Hasskriminalität muss präzise erfasst und als solche klar benannt und verurteilt werden", sagte sie. Das Ausmass von queerfeindlicher Gewalt müsse sichtbar werden, die Betroffenen müssen ernst genommen werden. Deswegen sei die Erfassung in den Polizeistatistiken verfeinert worden. "Wir gehen aber immer noch von einem grossen Dunkelfeld aus, das wir ans Licht bringen müssen, um den Betroffenen helfen zu können."
Transmenschen sind Personen, die sich dem Geschlecht, das ihnen bei Geburt zugeschrieben wurde, nicht zugehörig fühlen. (pak/AFP/dpa/mbo)
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