Der Friedensnobelpreisträger und frühere finnische Präsident Martti Ahtisaari ist tot. Ahtisaari starb im Alter von 86 Jahren in Helsinki, wie das finnische Präsidialamt am Montag mitteilte. Wegen einer Alzheimer-Erkrankung hatte er sich vor zwei Jahren aus der Öffentlichkeit zurückgezogen.

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Der frühere UN-Diplomat Ahtisaari war von 1994 bis 2000 finnischer Präsident. Davor und danach machte er sich als geschickter Vermittler in Konflikten auf mehreren Kontinenten einen Namen. Den Friedensnobelpreis erhielt er 2008 für seine jahrzehntelangen Vermittlungsbemühungen zur Beendigung von Konflikten unter anderem in der indonesischen Provinz Aceh, in Namibia, Nordirland und auf dem Balkan.

In Indonesien vermittelte Ahtisaari 2005 nach einem drei Jahrzehnte währenden Konflikt mit rund 15.000 Todesopfern ein Friedensabkommen zwischen der Regierung und Rebellen in der Provinz Aceh. Seine Verhandlungspartner auf beiden Seiten beschrieben ihn als durchsetzungstark und gleichzeitig warmherzig und humorvoll. "Ich habe sehr viel Geduld. Ich werde nicht so leicht wütend, aber ich kann hart sein", sagte Ahtisaari über seine Rolle als Vermittler.

Als seinen wichtigsten Erfolg nannte Ahtisaari seine Arbeit als UN-Sondergesandter für Namibia, das er auf dem Weg in die Unabhängigkeit von Südafrika im Jahr 1990 begleitete. Als Niederlage empfand er seine Bemühungen im Konflikt zwischen Serbien und dem Kosovo. Sein Versuch, eine Vereinbarung zwischen beiden Seiten zu vermitteln, scheiterte und das Kosovo erklärte schliesslich 2008 einseitig seine Unabhängigkeit.

Geboren wurde Ahtisaari 1937 in Viipuri - heute Wyborg - im heutigen Russland. Seine Familie floh nach der Eroberung grosser Teile Kareliens durch Russland im finnisch-russischen Winterkrieg zu Beginn des Zweiten Weltkriegs nach Finnland. Vielleicht seien es seine Kindheitserfahrungen mit Krieg und Flucht, die ihn als Friedensvermittler qualifizierten, sagte Ahtisaari einmal.

1994 wurde Ahtisaari zum ersten direkt gewählten Präsidenten Finnlands. Mit seiner eher repräsentativen Rolle als Staatsoberhaupt wurde der überzeugte Aussenpolitiker jedoch nicht warm und beschrieb seine sechs Jahre in der finnischen Innenpolitik rückblickend als "aussereheliche Affäre".  © AFP

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