Das Rätsel um die italienische Madonna di Trevignano, die Berichten zufolge Bluttränen weinen soll, ist allem Anschein nach gelöst. Aktuelle Hinweise deuten auf die vermeintliche Seherin Gisella Cardia hin - die sich finanziell an dem Gläubigerspektakel bereichert hat.

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2016 behauptete Gisella Cardia erstmals, dass die Marienstatue Madonna di Trevignano in der italienischen Hafenstadt Civitavecchia Blut weine. Daraufhin strömten Schaulustige und Gläubige zum Abbild Marias, um das Phänomen mit eigenen Augen zu sehen und den Segen Marias zu empfangen. Dabei sollen auch Geldspenden an Cardia geflossen sein.

2022 wurde es zweifelnden Bürgern zu bunt: Sie informierten die Polizei. Ein Jahr später leitete die Staatsanwaltschaft Ermittlungen wegen Betrugs ein. Zudem wurde ein Abstrich der vermeintlichen Bluttränen genommen, hinter denen man zunächst Schweineblut oder rubinrote Farbe vermutete.

DNA auf Marienstatue stammt von Gisella Cardia

Bei dem Abstrich kam nun heraus: Die DNA des Blutes auf der Marienstatue stimmt mit der von Gisella Cardia überein. Das Labor von Tor Vergata stellte fest, dass es sich um menschliches, genauer gesagt weibliches Blut handelt. Das genetische Profil stimmt mit dem der vermeintlichen Seherin überein.

Die mutmassliche Betrügerin verteidigte sich. Selbstverständlich finde sich ihre DNA an der Statue: "Ich habe sie geküsst und berührt."

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Die Frau, die bereits wegen Bankenbetrugs verurteilt worden war, argumentiert nun damit, dass sich ihre DNA mit den Tränen Madonnas vermischt haben müsse. Gisella Cardia organisiert jeden dritten Tag Besuche bei der "weinenden" Statue und will vermeintliche Wunder wie endlose Portionen an Pizza, Gnocchi und Kaninchenbraten aufgrund der Kräfte der Madonna erlebt haben. Ob sie wegen Betrugs angeklagt wird, hängt jetzt davon ab, ob es sich nur um Cardias Blut handelt oder eine weitere DNA-Spur gefunden wird.

Der Vatikan dementierte Cardias Darstellung von der weinenden Madonna. An der Marienstatue sei nichts Übernatürliches, heisst es in einem Untersuchungsbericht der Diözese Civita Castellana. Die Staatsanwaltschaft von Civitavecchia beauftragte den Gerichtsmediziner Emiliano Giardina, die Untersuchung des Blutes bis zum 28. Februar einzureichen. Wo sich Gisella Cardia derzeit aufhält, ist nicht bekannt.

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