Offiziell leidet Franziskus an einer Infektion der Atemwege. Aber wenn ein Papst mit 88 Jahren in der Klinik liegt, wird viel spekuliert. Wie steht es wirklich um Franziskus?

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Das Sonntagsgebet auf dem Petersplatz ist ein Termin, den Papst Franziskus eigentlich nie ausfallen lässt. An diesem Sonntag aber doch: Wegen einer Infektion der Atemwege - so die offizielle Version - liegt das Oberhaupt von weltweit 1,4 Milliarden Katholiken weiterhin im Krankenhaus. Die Ärzte haben dem 88-Jährigen "absolute Ruhe" verordnet. Damit war auch der übliche Auftritt am offenen Fenster vor vielen Tausend Gläubigen dahin.

Man kann sich ausmalen, wie schwer Franziskus der Verzicht gefallen ist. Nach einer Auflistung der Zeitung "La Repubblica" war dies in bald zwölf Jahren als Kirchen-Oberhaupt erst das zweite Mal. Im Juli 2021, als er schon einmal im Gemelli-Krankenhaus von Rom stationär behandelt wurde, sprach er das Gebet kurzerhand nicht im Vatikan, sondern von einem Balkon der Klinik.

Ansprache aus dem Krankenhaus fällt aus

Zwischenzeitlich wurde auch jetzt wieder spekuliert, dass die Ansprache aus dem Universitätskrankenhaus fünf Kilometer weiter übertragen werden könnte. Dort liegt Franziskus seit Freitag in einem Trakt im zehnten Stock, der eigens für Päpste reserviert ist. Aber die Ärzte legten ein Veto ein - was die Gerüchte über den Gesundheitszustand des Argentiniers weiter anheizt. Längst haben auch die Spekulationen begonnen, wer nächster Pontifex werden könnte.

Bislang schweigt sich der Vatikan darüber aus, wie lange Franziskus im Krankenhaus bleiben muss. Anfangs war von fünf Tagen die Rede. Inzwischen halten es viele Vaticanisti - so heissen die professionellen Vatikan-Beobachter - für möglich, dass es länger dauert. Die Bulletins zum Gesundheitszustand, die der Vatikan nun täglich veröffentlicht, werden aufs Genaueste gelesen.

Vatikan will keine grossen Sorgen aufkommen lassen

Der Heilige Stuhl ist sichtlich bemüht, keine Sorgen aufkommen zu lassen. Papstsprecher Matteo Bruni berichtet auch am Sonntag wieder: "Papst Franziskus hat eine ruhige Nacht verbracht, gut geschlafen, gefrühstückt und Zeitungen gelesen, wie üblich." Nach offiziellen Angaben leidet er an einer hartnäckigen Bronchitis, einer Infektion der Atemwege. Labor-Untersuchungen hätten eine "Verbesserung einiger Werte" ergeben. Die Befunde seien "unauffällig" - was immer das heissen mag.

Allerdings ist bei solchen Bulletins Vorsicht geboten. Im vorigen Winter, als der Papst bereits ziemlich angeschlagen war, war stets nur von Bronchitis die Rede. Einige Wochen später plauderte Franziskus selbst aus, dass er eine schwere Lungenentzündung hatte. Mit zunehmendem Alter machen ihm in den Wintermonaten die Atemwege zu schaffen. Erschwerend kommt hinzu, dass ihm schon seit jungen Jahren ein Teil des rechten Lungenflügels fehlt.

Papst Franziskus wird schon länger behandelt

Auch jetzt war schon seit Wochen zu sehen, dass er leidet. Bereits vor Weihnachten sagte er Termine ab. Mehrfach brach ihm die Stimme weg. Seinen Wohnsitz im vatikanischen Gästehaus Casa Santa Marta verliess er kaum noch. Bei öffentlichen Auftritten sitzt er nun fast immer im Rollstuhl. Um die Ausbreitung von Infektionen zu verhindern, wird er mit Cortison behandelt. Die Ärzte empfahlen ihm auch schon länger, ins Krankenhaus zu gehen.

Aber Franziskus gilt als beratungsresistent. Mit seinen 88 Jahren ist er inzwischen der zweitälteste Papst der Geschichte. Nur Leo XIII. wurde nach den Aufzeichnungen des Vatikans noch älter: Der Italiener starb 1903 mit 93 Jahren. Franziskus' deutscher Vorgänger, Benedikt XVI., wurde 95 Jahre alt, gab das Amt aber schon neun Jahre vor seinem Tod vorzeitig auf. Solch einen Rücktritt lehnte Franziskus schon mehrfach ab. Auf Fragen nach der Gesundheit lautet seine Standard-Antwort: "Ich lebe noch."

"Wer als Papst ins Konklave geht, kommt als Kardinal heraus"

Trotzdem sind die Spekulationen über seinen möglichen Nachfolger nicht mehr einzudämmen. Als Favorit gilt vielen der italienische Kurienkardinal Pietro Parolin. Der 70-Jährige leistet Franziskus schon mehr als zehn Jahre gute Dienste als Kardinalstaatssekretär, zuständig für die internationale Diplomatie. Allerdings ist die nächste Wahl äusserst schwer vorhersehbar, weil es im Konklave so viele neue Kardinäle gibt. Zudem verweisen Kenner auf den alten Spruch: "Wer als Papst ins Konklave geht, verlässt es als Kardinal."

Aber so weit ist es wirklich nicht. Franziskus meldete sich am Sonntag mit einer Erklärung auch noch selbst. "Ich danke Euch für Eure Zuneigung, Gebete und die Nähe, mit der ihr mich in diesen Tagen begleitet." Den Ärzten und dem medizinischen Personal dankte er für die "so wertvolle wie anstrengende Arbeit". (dpa/bearbeitet von jum)

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