Gewalt, Missbrauch, Menschenhandel: Das steckt hinter der Anklage gegen P. Diddy

Die Affäre um den Rapper Sean "Diddy" Combs nimmt immer grössere Ausmasse an. Über 120 Anklagen liegen bereits vor. Und das könnte erst der Anfang eines der grössten Promi-Skandale der Geschichte sein. Was also steckt genau hinter den Vorwürfen? Müssen nun auch weitere Promis zittern?

Die Vorwürfe werden immer zahlreicher, es geht um schwere Straftaten: Drogenmissbrauch, Vergewaltigung, Menschenhandel. Im Zentrum steht ein Mann, der noch 2023 bei den MTV Video Music Awards für sein Lebenswerk ausgezeichnet wurde. Es geht womöglich um einen der grössten Skandale aller Zeiten in der Welt der Reichen und Schönen. Es geht um Rap-Superstar Sean Combs, besser bekannt als P. Diddy.

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Wer ist P. Diddy?

Combs Karriere kannte bis dato nur eine Richtung: nach oben. 1969 im New Yorker Stadtteil Harlem geboren, gründete er 1993 sein eigenes Plattenlabel – "Bad Boy Records". Bereits sein erster Label-Act, The Notorious B.I.G., wurde zum Superstar. Nach dessen Ermordung startete Combs seine eigene Rap-Karriere, zuerst als "Puff Daddy", später als "P. Diddy" oder einfach "Diddy". Bis heute veröffentlichte er sechs Alben, die alle zu Megasellern wurden.

Neben seiner Musikkarriere baute sich Combs weitere – allesamt erfolgreiche – Standbeine auf. Darunter ein Modelabel, eine Wodka-Marke und eine Parfum-Linie. Er war in diversen Hollywood-Produktionen zu sehen, gründete ein eigenes TV-Netzwerk und förderte Stars wie Usher und Justin Bieber. Er war zu Hause auf den roten Teppichen dieser Welt, erhielt gar als erster männlicher Rapper einen Stern auf dem Hollywood Walk of Fame. Er ist ein Superstar, angekommen im Rap-Olymp. Doch jetzt droht ihm der totale Absturz.

Was wird Diddy vorgeworfen?

Das Geflecht an Straftaten, die dem Rapper vorgeworfen werden, ist mittlerweile kaum mehr durchschaubar. Zum einen liegt ein Verfahren der Staatsanwaltschaft New York vor. Combs wird darin als Kopf einer kriminellen Vereinigung bezeichnet. Die Anschuldigungen umfassen unter anderem Menschenhandel, Zwangsarbeit, Entführung, Rauschgiftdelikte, Brandstiftung, Bestechung und Behinderung der Justiz.

Zum anderen liegen diverse Zivilklagen vor. Im Fokus steht dabei vor allem Combs' Ex-Freundin Cassie Ventura. Diese verklagte den Rapper 2023, sie über Jahre verbal und körperlich missbraucht zu haben. Nur einen Tag nach der Anklage einigten sich Combs und Ventura aussergerichtlich. Doch damit war die Geschichte noch nicht zu Ende. Im Mai 2024 tauchte ein Video auf, das den Rapper zeigen soll, wie er Ventura in einem Hotelflur brutal packt und mit Füssen tritt.

Venturas Schritt an die Öffentlichkeit löste eine gigantische Welle von neuen Anschuldigungen aus. Inzwischen sollen Anklagen von über 120 Männern und Frauen wegen sexueller Misshandlungen vorliegen – darunter auch solche von Minderjährigen.

"Das grösste Geheimnis der Unterhaltungsindustrie, das eigentlich gar kein Geheimnis war, ist endlich gelüftet worden", sagte dazu einer der zuständigen Anwälte, Tony Buzbee, gegenüber der "Washington Post". Im März 2024 führte die Polizei laut "CNN" Razzien in Diddys Häusern in Los Angeles und Miami durch. Dabei wurden Drogen, Schusswaffen mit entfernten Seriennummern und diverse Datenträger sichergestellt. Die Auswertung dauert noch an.

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Was sind die "Freak-Offs"?

Diddy ist seit den 1990er-Jahren für seine rauschenden Partys bekannt. Legendär waren etwa die sogenannten "White Partys", bei denen sich Stars wie Leonardo DiCaprio, Megan Fox, Jay-Z, Ashton Kutcher oder Beyoncé die Klinke in die Hand gaben.

Im Zuge der Ermittlungen rückten nun die sogenannten "Freak-Offs" in den Fokus. Dabei handelt es sich angeblich um Sexorgien, bei denen Frauen unter Drogen gesetzt und zum Geschlechtsverkehr gezwungen wurden.

Es soll eine umfangreiche Liste mit prominenten Namen kursieren, die an den "Freak-Offs" teilgenommen hätten – bestätigt ist das allerdings nicht.

Warum kamen die Straftaten erst jetzt ans Licht?

Gerüchte darüber, dass Diddy zu Gewaltausbrüchen neigt, gab es immer. Im Nachhinein scheint es verwunderlich, dass viele Warnzeichen einfach ignoriert wurden. Offensichtlich hatte sich der Musiker ein System aus Abhängigkeiten aufgebaut und sich so Verschwiegenheit gesichert.

Dass dieses System jetzt kollabiert, könnte unter anderem an einer gestiegenen Sensibilität in der Gesellschaft liegen. Der entscheidende Auslöser der Klagewelle dürften jedoch die Anschuldigungen durch Diddys Ex-Partnerin Cassie Ventura gewesen sein.

Gab es schon vorher Anzeichen?

Das Bild des Showman Puff Daddy aka Diddy hatte von Anfang an Risse, wie der "Rolling Stone" berichtet. Bereits der Beginn seiner Karriere soll auf einem Verbrechen fussen. So sollen Combs – damals Praktikant beim Plattenlabel "Uptown Records" – und R'n'B-Sänger Aaron Hall zwei Personen sexuell missbraucht haben. Combs wurde daraufhin entlassen und startete sein eigenes Label "Bad Boy Records" – der Beginn seiner Weltkarriere.

1999 geriet der Rapper laut des Berichts zusammen mit seiner damaligen Lebensgefährtin Jennifer Lopez in eine Schiesserei – offenbar ausgelöst durch einen Streit in einem Restaurant. Combs wurde wegen illegalen Waffenbesitzes festgenommen, jedoch freigesprochen. Auch um die Rolle, die Combs bei der Ermordung des Rappers Tupac gespielt haben soll, reissen die Gerüchte nicht ab. So behauptet eine Frau in Kalifornien laut "Forbes", Combs habe sie vergewaltigt, nach dem sie ihm vorgeworfen hätte, er habe den Tupac-Mord in Auftrag gegeben.

Ein weiterer Todesfall betrifft seine ehemalige Lebensgefährtin Kim Porter. Das Model starb 2018 an einer nicht-behandelten Lungenentzündung. Porters Familie jedoch schliesst ein Verbrechen nicht aus.

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Welche Strafe droht Combs im Fall einer Verurteilung?

Zurzeit sitzt Combs im Metropolitan Detention Center in Brooklyn in Untersuchungshaft. Der Prozessbeginn ist für Mai 2025 festgesetzt. Sollte der Rapper verurteilt werden, muss er mit einer lebenslangen Haft rechnen.

Was sagen Combs und seine Anwälte?

Combs hat den – auf Video dokumentierten – Angriff auf Cassie Ventura zugegeben. In allen anderen Punkten plädiert er auf "nicht schuldig". Seine Anwälte blasen derweil zum Gegenangriff. Sie werfen dem "Department of Homeland Security" (DHS) vor, Details des Verfahrens illegal veröffentlicht zu haben.

Die Razzien in den Häusern von Combs bezeichnen sie als reine "Show-Veranstaltung". Und auch das Video mit dem Angriff auf Ventura soll geleakt sein, wie "USA Today" berichtet.

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