Sie glauben daran, dass jede Gehirnhälfte für sich existiert, sind militante Veganer und ermorden Menschen: In den USA machen derzeit die Anhänger eines bizarren Kults Schlagzeilen. Mehrere von ihnen sollen nun angeklagt werden.

Mehr Panorama-News

Eine sektenähnliche Gruppe um Jack "Ziz" LaSota, die sich "Zizianer" nennt, soll für sechs Morde in drei US-Bundesstaaten verantwortlich sein. LaSota, die sich als trans Frau identifiziert, war Mitte Februar zusammen mit zwei weiteren Anhängern der Gruppe, der trans Frau Michelle Zajko (33) und Daniel Blank (26), festgenommen worden. Allen drei werden Hausfriedensbruch und Behinderung der Polizei vorgeworfen, Zajko wird zudem Widerstand gegen die Staatsgewalt und Tragen einer Handfeuerwaffe zur Last gelegt, LaSota Besitz einer Waffe in einem Fahrzeug.

Ein Gericht im US-Bundesstaat Maryland entschied in der Folge, dass alle drei in Untersuchungshaft verbleiben sollen: Sie würden eine Gefahr für die Öffentlichkeit darstellen, zudem bestehe Fluchtgefahr. Eine Mordanklage gibt es bisher nicht.

Die 34-jährige LaSota gilt als Kopf der "Zizianer", einer sektenähnlichen Gruppe von Personen, die als militante Veganer und teils Transgender leben sowie Künstliche Intelligenz ablehnen. Die Bewegung entwickelte sich 2016, als LaSota unter dem Pseudonym "Ziz" begann, in einem Blog krude Thesen über Technologie, Gender-Identität und die menschliche Wahrnehmung zu verbreiten.

Ziz LaSota bricht mit Intellektuellen-Gruppe

LaSota schloss sich damals zunächst den sogenannten Rationalisten an - einer intellektuellen Bewegung im Silicon Valley, die sich mit den Grenzen und den Gefahren Künstlicher Intelligenz beschäftigt. Zwei Einrichtungen in Berkeley verbreiten deren Ideen: das Center for Applied Rationality, das Workshops veranstaltet und das Online-Forum "Less Wrong" betreibt, und das Machine Intelligence Research Institute, dessen Arbeit schon früh von dem deutschstämmigen Risikokapitalgeber Peter Thiel finanziert wurde.

"Ziz hatte eindeutig eine Menge einzigartiger und extremer Ideen, bevor sie der rationalistischen Gemeinschaft begegnete", sagte Zvi Mowshowitz, ein Vorstandsmitglied des Center for Applied Rationality, dem "Wall Street Journal". "Viele dieser Ideen stammten eindeutig nicht von uns."

LaSotas Ideen wurden zunehmend düsterer. Sie verlangte etwa "Nürnberger Prozesse" für Fleischesser. 2019 nahmen die Spannungen zu, als Mitglieder des Center for Applied Rationality LaSotas Idee verwarfen, dass jede Gehirnhälfte separate Werte und Gender-Identitäten haben könnte, die "sich oft gegenseitig umbringen wollen".

Die Zizianer spalteten sich ab - und die Rationalisten fürchten nun um ihre Sicherheit. Das Center for Applied Rationality hat inzwischen seine Sicherheitsvorkehrungen erhöht und neue Verhaltensregeln für Veranstaltungen eingeführt.

LaSota täuscht eigenen Tod vor - und soll später an Morden beteiligt gewesen sein

Im August 2022 kursieren Berichte, LaSota sei in der Bucht von San Francisco aus einem Boot gefallen. Eine Leiche wird nicht gefunden. In LaSotas Heimat Alaska erscheint wenig später ein Nachruf, in dem es heisst, LaSota sei am 19. August bei einem Bootsunfall ums Leben gekommen. Selbst ihre Eltern gehen davon aus, ihre Tochter sei tot.

Laut US-Medien wird LaSota wenig später quicklebendig an einem Tatort angetroffen: in Vallejo, Kalifornien, wo sie im November 2022 zusammen mit zwei weiteren Zizianern ihren Vermieter Curtis Lind wegen eines Streits über säumige Mietzahlungen mit Messern und einem Schwert angegriffen haben sollen. Eine Frau stirbt bei dem Zwischenfall.

Lesen Sie auch

Mehrere Wochen später, im Dezember 2022, werden Rita und Richard Zajko am Silvesterabend in ihrem Zuhause in Chester Heights, Pennsylvania, erschossen. Es handelt sich um die Eltern der Zizianerin Michelle Zajko. Tonaufnahmen legen nahe, dass sich Michelle Zajko zu dem Zeitpunkt am Tatort befunden haben dürfte.

Die Polizei entdeckt Zajko, LaSota und Daniel Blank in einem nahegelegenen Hotel. LaSota wird wegen angeblicher Behinderung der Justiz festgenommen, kommt auf Kaution frei und verschwindet spurlos.

Mehrere Morde von Zizianern 2025

Mitte Januar 2025 kehren Anhänger der Gruppe nach Vallejo zurück und ermorden den Vermieter Curtis Lind – wohl, um ihn an einer Aussage gegen seine früheren Angreifer zu hindern. Bei den Verdächtigen handelt es sich um die Informatikerin Teresa Youngblut und den Datenwissenschaftler Maximilian Snyder. Snyder wird wegen Mordes angeklagt.

Die Kombo zeigt die 2019 vom Sonoma County Sheriff's Office veröffentlichten Festnahmefotos der Zizianer Jack LaSota (v.l.), Alexander Leatham, Emma Borhanian und (u.v.l.) Gwen Danielson sowie ein Gerichtsfoto von Maximilian Snyder und ein im Newport City Inn von einer Überwachungskamera aufgenommenes Bild von Teresa Youngblut. © picture alliance / ASSOCIATED PRESS/Uncredited

Drei Tage später liefern sich Mitglieder der Organisation, darunter Youngblut, nahe der Grenze zu Kanada einen Schusswechsel mit der Polizei. Dabei kommen ein Grenzschützer und der mutmassliche Zizianer Felix Bauckholt ums Leben. Youngblut wird verletzt und in der Folge angeklagt. Bauckholt identifizierte sich als Ophelia und lebte die vergangenen Jahre in New York. Wann sich der 28-Jährige den Zizianern anschloss, ist unklar.

Bundesstaatsanwälte deuteten in einer von Januar datierten Gerichtsakte an, dass es eine Verbindung gebe: Youngblut stehe in Kontakt mit jemandem, der in einer Morduntersuchung in Pennsylvania festgenommen worden und für die Polizei eine Person von Interesse sei.

FBI-Agenten durchkämmten nach dem Tipp eines Vermieters ein Viertel in Chapel Hill. © picture alliance / ASSOCIATED PRESS

Anfang Februar durchsuchte das FBI ein Grundstück in Chapel Hill (North Carolina), wo Youngblut und Bauckholt eine Wohnung gemietet hatten. Die Fahndung endete Mitte Februar auf einer Landstrasse in Maryland, wo LaSota, Daniel Blank und Michelle Zajko – bewaffnet und ganz in Schwarz gekleidet – festgenommen wurden. Sie wollten unerlaubt auf einem Privatgrundstück campieren. Ein Anwohner hielt die drei für verdächtig und rief die Polizei.

Verwendete Quellen

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.