Erstmals ist ein zum Tode veruteilter Gefangener in den USA mittels Stickstoff hingerichtet worden. Die Methode ist unerprobt - und die Kritik aus UNO und EU gross.
Die EU und die Vereinten Nationen haben die erste Hinrichtung in den USA unter dem Einsatz von Stickstoffgas verurteilt. UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk erklärte am Freitag, die neuartige und unerprobte Methode des Erstickens durch Stickstoffgas könne womöglich "Folter oder einer grausamen, unmenschlichen oder erniedrigenden Behandlung gleichkommen".
Ein EU-Sprecher sagte, nach Einschätzung von Experten handele es sich um eine "besonders grausame" Methode.
Im US-Bundesstaat Alabama war am Donnerstagband erstmals in der US-Geschichte ein zum Tode verurteilter Häftling mit Stickstoffgas hingerichtet worden. Der wegen Mordes verurteilte Kenneth Smith wurde nach Angaben der Staatsanwaltschaft um 20.25 Uhr Ortszeit für tot erklärt, 29 Minuten nach Beginn der Hinrichtung.
Ersticken durch Stickstoff
Bei der sogenannten Stickstoff-Hypoxie wird dem Häftling über eine Gesichtsmaske reiner Stickstoff zugeführt, wodurch er keinen Sauerstoff einatmen kann und stirbt.
Alabama ist einer von drei US-Bundesstaaten, die eine Hinrichtung mit Stickstoffgas erlauben. Bislang war diese Methode in den USA aber noch nie angewandt worden.
Missglückte Hinrichtung mit der Giftspritze
Smith war zum Tode verurteilt worden, nachdem er 1988 im Auftrag eines Pastors dessen Ehefrau ermordet hatte. Das Todesurteil sollte 2022 mit einer Giftspritze vollstreckt werden. Damals gelang es Gefängnismitarbeitern aber nicht, einen Zugang zur Verabreichung des Giftes zu legen.
Deswegen wurde Smith nun mit Stickstoffgas hingerichtet. Mehrere Versuche, die Hinrichtung mit juristischen Mitteln zu stoppen, waren zuvor gescheitert, unter anderem vor dem Supreme Court in Washington.
Über 20 vollstreckte Todesurteile in den USA in 2023
Die USA sind eine der wenigen Industrienationen, die noch Menschen hinrichten. Im vergangenen Jahr wurden in dem Land 24 Todesurteile vollstreckt, allesamt mit Giftspritzen. 1999 war in den USA das bislang letzte Mal ein Häftling mit Gas hingerichtet worden. Damals wurde Hydrogencyanid, auch bekannt als Cyanwasserstoff oder Blausäure, eingesetzt. (dpa/lag)
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