Fast ein Jahr nach der Ermordung des Präsidentschaftskandidaten Fernando Villavicencio hat ein Gericht in Ecuador fünf Angeklagte zu langen Haftstrafen verurteilt. Der Hauptverdächtige Carlos Angulo, der den Mord dem Urteil zufolge aus dem Gefängnis heraus geplant und in Auftrag gegeben hatte, wurde am Freitag zu 34 Jahren und acht Monaten Gefängnis verurteilt. Seine Mitangeklagte Laura Castillo, die den Auftragsmördern Waffen, Geld und Fahrzeuge zur Verfügung gestellt hatte, erhielt die gleiche Strafe.
200.000 Dollar Kopfgeld für Journalist
Villavicencio, der vor seiner Kandidatur als Journalist gegen die Korruption in Ecuador gekämpft hatte, war am 9. August 2023 im Wahlkampf erschossen worden, als er eine Kundgebung in der Hauptstadt Quito verliess. Wenige Stunden nach dem Attentat wurden sechs Verdächtige aus Kolumbien festgenommen, die jedoch später im Gefängnis ermordet wurden.
Später wurden noch sieben weitere Verdächtige festgenommen. Einer von ihnen starb, die Vorwürfe gegen einen anderen wurden fallengelassen. Fünf Verdächtige standen nun vor Gericht, darunter der Hauptverdächtige Angulo, der als einer der Anführer der Drogenbande Los Lobos gilt. Drei weitere Komplizen wurden zu zwölfjährigen Haftstrafen verurteilt.
Ein Zeuge belastete im Prozess auch Ex-Präsident Rafael Correa, der seit einer Verurteilung wegen Korruptionsvorwürfen im Jahr 2020 im Exil in Belgien lebt. Correa wies die Anschuldigungen zurück. Ein anderer Zeuge sagte, auf Villavicencio sei wegen seiner Arbeit als Journalist ein Kopfgeld 200.000 Dollar ausgesetzt gewesen.
Ecuador liegt zwischen Kolumbien und Peru, den beiden grössten Kokainproduzenten der Welt, galt aber lange als vergleichsweise friedlich und stabil. In den vergangenen Jahren wurde das Land dann selbst zu einer Drehscheibe für den internationalen Drogenhandel. Seitdem hat auch die Gewaltkriminalität massiv zugenommen, die Mordrate nahm von sechs Morden pro 100.000 Einwohner im Jahr 2018 auf 47 Morde pro 100.000 Einwohner im vergangenen Jahr zu. Seit 2023 wurden in Ecuador auch fast ein Dutzend Politiker ermordet. © AFP
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