Vom Fussball spielenden Jungen aus Argentinien zum wichtigsten Mann in der katholischen Kirche: "Man wird nicht als Heiliger geboren, man wird zum Heiligen", erinnern sich Nonnen aus Buenos Aires an Jorge Mario Bergoglio, wie Franziskus vor seiner Zeit als Papst hiess.

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Ein ungestümes Kind, das mit seinen Freunden gern im Hof Fussball spielte: Einen Tag nach dem Tod von Papst Franziskus erinnern sich Nonnen in der früheren Schule des Pontifex in Buenos Aires voller Wärme an den Argentinier. "Man sagt, er sei ziemlich schelmisch gewesen", erzählt die Nonne Teresa Rovira am Montag der Nachrichtenagentur AFP. Mit Blick auf Franziskus und seinen Werdegang vom Fussball spielenden Jungen in Buenos Aires zum Oberhaupt der katholischen Kirche im Vatikan sagt sie: "Man wird nicht als Heiliger geboren, man wird zum Heiligen."

Rovira arbeitet als Erzieherin im katholischen Kindergarten Nuestra Señora de la Misericordia, den auch Jorge Mario Bergoglio in den frühen 1940er Jahren besuchte. Rovira war damals zwar noch ein Kind, sie hat aber viele Geschichten von älteren Nonnen über den Jungen gehört, der die katholische Schule besuchte und der später einmal einer der berühmtesten Männer der Welt werden sollte.

Papst Franziskus liebte Gott, Tango und Fussball

Jorge Mario Bergoglio, der als Papst den Namen Franziskus annahm, kam 1936 in Flores zur Welt, einem Stadtteil der Mittelschicht im Zentrum der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires. Der Vater war Eisenbahner, die Mutter Hausfrau. 1958 schloss sich Franziskus mit Anfang 20 dem Jesuitenorden an, 1969 wurde er zum Priester geweiht. In Flores entdeckte Franziskus seine Liebe zu Gott, zu den Armen, zum Tango und zum Fussball.

Teresa Rovira zufolge blieb Franziskus seiner in Flores gelegenen Schule Misericordia auch treu, als er längst einen religiösen Weg eingeschlagen hatte. So hielt er in der kleinen Kapelle von Misericordia seine erste Messe als Priester - und auch eine seiner letzten, bevor er Argentinien im Jahr 2013 in Richtung Rom verliess. Bevor er Erzbischof von Buenos Aires wurde, sei der damalige Vikar "an jedem 8. Oktober", dem Jahrestag seiner Erstkommunion, "zur Messe in die Schule" gekommen.

Auch viel später, als Bergoglio längst Erzbischof war, besuchte er die Schule laut Rovira manchmal sonntags, um mit den Nonnen in der Küche Nudeln zu essen. Andere Male habe er sich in die Küche geschlichen, um mit der Köchin heimlich Tee zu trinken, erzählt Rovira. Bei der Gelegenheit habe er zu der Köchin gesagt: "Porota, sag den kleinen Nonnen nicht, dass ich schon da bin, lass uns erst einen Tee trinken, aber lass mich ihn zubereiten." So habe es ihr die Köchin berichtet.

"Obwohl er Probleme mit einem Knie hatte und manchmal humpelte, hätte er nie ein Taxi genommen."

Teresa Rovira

Bergoglio sei immer mit der Metro oder dem Bus von der Kathedrale an der zentralen Plaza de Mayo aus zur Schule gelangt - aus Sicht der Nonne ein Zeichen für seine "Sturheit". "Obwohl er Probleme mit einem Knie hatte und manchmal humpelte, hätte er nie ein Taxi genommen", sagt sie.

Franziskus war am Montagmorgen im Alter von 88 Jahren in Folge eines Schlaganfalls gestorben. Das Oberhaupt der katholischen Kirche war im Februar wegen einer Lungenentzündung ins Krankenhaus eingeliefert worden, am 23. März aber wieder entlassen worden. Am Sonntag hatte er noch an der Ostermesse auf dem Petersplatz teilgenommen.

Franziskus aufgebahrt im Petersdom

Abschied in Bildern: Franziskus im offenen Sarg aufgebahrt

Der verstorbene Papst Franziskus ist im offenen Sarg aufgebahrt. Er trägt ein purpurfarbenes Messgewand, eine weisse Mitra und hält einen Rosenkranz in den gefalteten Händen. Der Vatikan hat nun offizielle Bilder veröffentlicht, die den feierlichen Moment des Abschieds dokumentieren.

Am Montag strömen zahlreiche Trauernde in die Basilika von Flores, um dem ersten lateinamerikanischen Papst der Kirchengeschichte die Ehre zu erweisen. Es ist dieselbe Kirche, in welcher der damals 17-jährige Jorge Mario Bergoglio den Ruf Gottes verspürte, wie auf einer goldenen Plakette an einem hölzernen Beichtstuhl zu lesen ist.

Papst kam mit kleinem Koffer aus Argentinien nach Rom

Vor dem Beichtstuhl bilden sich lange Schlangen. Die Menschen verneigen sich in stillem Gebet, während Händler auf der Strasse vor der Kirche Plastikblumen verkaufen. Zwölf Jahre zuvor, erzählt die Nonne Teresa Rovina, habe Bergoglio Argentinien in Richtung Rom "mit einem kleinen Koffer" verlassen und mit dem, was er am Leib getragen habe: "Einfach als der Mensch, der er war." (afp/bearbeitet von nap)