Erste Hilfe sollte nach Auffassung von Hilfsorganisationen verstärkt in Schulen behandelt werden.
"Wir setzen uns seit Jahren dafür ein, dass Schülerinnen und Schüler mit den wichtigsten Massnahmen vertraut gemacht werden", sagte die Präsidentin des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), Gerda Hasselfeldt, der Deutschen Presse-Agentur. Der Arbeiter-Samariter-Bund sprach sich dafür aus, das Thema auf den Lehrplan zu setzen. "Nur so kann das Bewusstsein für dieses wichtige Thema auch im Erwachsenenalter gefestigt werden", sagte Sprecherin Nadine Koberstein.
Seit Jahren wird diese Forderung erhoben. Bildung ist in Deutschland Ländersache. In Mecklenburg-Vorpommern scheiterte zum Beispiel 2018 eine Initiative im Landtag, Schüler ab Klasse sieben zur Erste-Hilfe-Ausbildung zu verpflichten.
Das niedersächsische Bildungsministerium teilte auf Anfrage mit: "Aktuell ist eine verpflichtende Erste-Hilfe-Ausbildung aller Schülerinnen und Schüler in Niedersachsen nicht vorgesehen." Es habe bereits Gespräche mit Hilfsorganisationen gegeben, "um auszuloten, wie man das Thema im Schulalltag noch fester verankern kann".
Im Herbst hatte die Techniker Krankenkasse eine repräsentative Umfrage veröffentlicht, wonach bei gut jedem und jeder Vierten der letzte Erste-Hilfe-Kurs schon mehr als 20 Jahre zurückliegt. 26 Prozent dieser Befragten gaben demnach an, nicht zu wissen, was sie bei einer Herzdruckmassage machen müssten.
Interesse ist, aber Nachfrage könnte höher sein
DRK, Arbeiter-Samariter-Bund und der Malteser Hilfsdienst sprachen von einer insgesamt guten Nachfrage nach Kursen zum richtigen Umgang in Notfällen. Beim DRK seien es im Schnitt mehr als eine Million Teilnehmer pro Jahr. "Das Interesse ist da. Aber die Schwelle, tatsächlich einen Kurs zu besuchen, scheint für sehr viele Menschen hoch zu sein", sagte der Abteilungsleiter Ausbildung im Generalsekretariat des Malteser Hilfsdienstes, Stefan Markus.
Richtig gute Quoten erreichen Organisationen demnach nur dort, wo es einen Zwang zur Teilnahme gibt: bei den Führerschein-Neulingen und den betrieblichen Ersthelfern. "Wir grossen Hilfsorganisationen haben vor einigen Jahren die Länge eines Erste-Hilfe-Kurses von zwei auf einen Tag gekürzt. Das hilft, reicht aber noch nicht, die Auffrischungsquote hochzutreiben", sagte Markus.
Dem DRK zufolge ist Erste Hilfe zum Beispiel wichtig, um Menschenleben zu retten - bei Unfällen und Erkrankungen wie dem plötzlichen Herztod. Deshalb sei eine regelmässig Auffrischung wichtig. Um mehr Teilnehmer für Kurse zu gewinnen, plädiert der Malteser Hilfsdienst für ein Anreiz-System. Das bedeutet konkret, so Markus: "Zum Beispiel durch einen Rabatt bei der Krankenversicherung, wenn ich mich regelmässig in Erster Hilfe schulen lasse." © dpa
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