Es war ein Zufall, dass Albert Hofmann vor 75 Jahren die psychedelische Wirkung von LSD entdeckte. Der Schweizer Chemiker hantierte im Labor mit Lysergsäurediethylamid, als er versehentlich eine winzige Dosis einnahm und in einen bewusstseinserweiternden Rausch verfiel.
Seit diesem Erlebnis war er überzeugt: LSD könnte ein wirksames psychiatrisches Medikament sein und zu einem besseren Verständnis des menschlichen Bewusstseins verhelfen. Bekanntheit erlangte der Wirkstoff aber als Hippie-Droge.
Hofmann stiess auf das Halluzinogen, als er für den Pharmakonzern Sandoz mit Mutterkorn arbeitete, einem Getreidepilz, der schon zuvor für medizinische Zwecke eingesetzt worden war. In den folgenden Jahren verschickte Sandoz LSD-Proben an alle interessierten Forscher.
Ärzte nahmen es selbst ein, um eine Art künstliche Psychose zu erleben und so ihre Patienten besser verstehen zu können.
Hippies entdecken LSD für sich
In den 1960er Jahren entdeckten Künstler und Hippies LSD als Droge für sich. Im Archiv des Schweizer Fernsehens findet sich ein Beitrag von 1966, in dem drei Freiwillige bei ihrem LSD-Trip gefilmt wurden. Er fühle sich "wie in einem Aquarium. Ich sehe euch wie Algen", sagt einer der Probanden und beschreibt, dass er plötzlich viel kreativer sei.
Unter dem damaligen US-Präsidenten Richard Nixon wurde LSD als hoch gefährlich und medizinisch unwirksam eingestuft. Anfang der 1970er Jahre war es fast überall in der westlichen Welt verboten – mehr aus politischen denn aus gesundheitlichen Gründen, vermuten Kritiker.
Hofmann bestürzt über den Missbrauch der Droge
Hofmann aber glaubte weiter an das Potenzial seiner Entdeckung. 1979 veröffentlichte er das Buch "LSD – Mein Sorgenkind". "Wenn man lernen würde, die Fähigkeit von LSD, unter geeigneten Bedingungen visionäres Erleben hervorzurufen,(…) besser zu nutzen, dann könnte dieses neuartige Psychopharmakon von einem Sorgenkind zum Wunderkind werden", schrieb er darin.
"Als Hofmann dieses Buch schrieb, war LSD komplett verboten und es gab keine Forschung", sagt Hannes Mangold, der in der Schweizerischen Nationalbibliothek in Bern eine Ausstellung zu 75 Jahren LSD kuratiert hat.
Forschung heute wieder zugelassen
Vorreiter bei der neuen Forschung zu LSD ist die private Organisation MAPS im kalifornischen Santa Cruz. Sie finanzierte eine Studie des Schweizer Psychiaters Peter Gasser, der bei der Psychotherapie lebensbedrohlich erkrankter Patienten LSD einsetzte.
Es gebe Hinweise, dass LSD gegen Angstzustände helfe, sagt Brad Burge von MAPS. Ein wichtiges Ergebnis der Studie sei zudem, dass keiner der zwölf Probanden Nebenwirkungen verspürt habe.
Entdecker Hofmann starb 2008 im Alter von 102 Jahren. Ein Jahrzehnt nach seinem Tod könnte der Wunsch des Chemikers doch noch in Erfüllung gehen: "Im Moment sieht es aus, als ob LSD ein Comeback als Medikament haben könnte", sagt Kurator Mangold. "Sowohl die Überschätzung als auch die Verteufelung von LSD haben sich relativiert." © AFP
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