Angesichts der Lage in den Erdbeben- und Überschwemmungsgebieten in Marokko und Libyen warnen humanitäre Organisation davor, Todesopfer überhastet in Massengräbern zu bestatten.

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Leichen stellten nicht per se Gesundheitsrisiken dar, sagte die Sprecherin der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Margaret Harris, am Freitag in Genf. Es sei wichtig, an die Angehörigen zu denken: Diese müssten für den Trauerprozess und ihre mentale Gesundheit wo immer möglich ihre Familienmitglieder würdig bestatten können. Es gibt nach Expertenangaben keine Hinweise darauf, dass nicht beerdigte Todesopfer zur Verbreitung von Epidemien beitragen.

Leichen könnten aber dann Probleme verursachen, wenn sie in der Nähe von Wasserquellen lägen, sagte Bilal Sablouh. Er ist bei der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften (IFRC) für Forensik in Afrika zuständig.

Austretende Körperflüssigkeiten könnten Wasserquellen verunreinigen. Wenn davon getrunken werde, könne dies Durchfallerkrankungen auslösen. Aber solange Leichen nicht mit Wasserquellen in Berührung kämen, seien sie keine Gesundheitsbedrohung, betonte er.

Die Föderation hat nach den verheerenden Überschwemmungen Anfang der Woche in Libyen mit tausenden Toten Leichensäcke und ausgebildete Experten in das Katastrophengebiet geschickt. Die Leichen müssten untersucht, Kleidung und Merkmale registriert und Leichensäcke gekennzeichnet werden, sagte Bilal Sablouh, bei der Föderation für Forensik in Afrika zuständig.

Massengräber müssten kartographiert werden, damit sterbliche Überreste später gefunden und bei entsprechenden Wunsch von Angehörigen umgebettet werden können. Verbrannt werden sollten nur Leichen, die identifiziert worden seien.

"Lokalen Behörden und Gemeinden können unter enormem Druck stehen, die Toten schnell zu beerdigen", sagte Sablouh. "Aber die Folgen eines falschen Umgangs mit den Toten kann lang anhaltende psychische Belastungen für die Familienmitglieder sowie soziale und rechtliche Probleme sein."  © dpa

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