Die Akte Ibrahim Miri ist lang. Der Chef des Bremer Miri-Clans gilt als Schwergewicht der organisierten Kriminalität. Jahrelang versuchte die Bundesrepublik erfolglos, ihn auszuweisen. Allen Erkenntnissen nach war sein Aufenthalt in Deutschland zu keiner Zeit rechtmässig.
Er war schon weg und ist jetzt doch wieder zurück. Seit knapp drei Wochen macht Ibrahim Miri, Chef des Miri-Clans von Bremen, Schlagzeilen. Im Juli wurde er abgeschoben - doch seit Ende Oktober ist er trotz Einreise- und Aufenthaltsverbots wieder in Deutschland. Doch wer ist der Mann, der in der Bremer Unterwelt seit Jahren die Strippen zieht?
Über Miri selbst ist nicht viel bekannt. Vieles, was man über ihn zu wissen glaubt, ist nicht belegt. Weder sein genaues Alter noch seine Staatsangehörigkeit sind gesichert.
Ibrahim Miri soll 1986 nach Deutschland geflüchtet sein
Im Alter von 13 Jahren soll Miri im Jahr 1986 als Bürgerkriegsflüchtling nach Deutschland gekommen sein und sich mit seiner Familie in Bremen niedergelassen haben. Er gehört zu den Mhallami-Kurden, die im Süden der Türkei und im Libanon beheimatet sind.
Ibrahim Miri landete schnell im kriminellen Milieu und plante dort seinen Aufstieg. Er gründete den Miri-Clan, der vorwiegend in Bremen und Berlin sowie in Essen ansässig ist. Der auch "Miri-Familie" genannte Clan wird immer wieder mit Schutzgelderpressungen, Drogen- und Waffenhandel und Zuhälterei in Verbindung gebracht.
Über die genaue Anzahl der Personen, die zum Umfeld des Clans gehören, gibt es verschiedene Angaben. Von 1100 bis 3000 Clan-Angehörigen sprechen verschiedene Quellen. Ibrahim Miri gilt als Chef der Gruppierung und soll selbst kaum ein Delikt ausgelassen haben.
Miri-Clan und "Mongols MC"
Im August 2010 schloss sich der Miri-Clan dem "Mongols MC" an und gründete einen deutschen Ableger des Motorradclubs in Bremen. Nur eines der Gründungsmitglieder hatte kurz zuvor eine Motorradfahrerlaubnis erworben, keines der Mitglieder soll überhaupt ein Motorrad besessen haben.
Seinen Ursprung fand der Mongols Nation Motorcycle Club 1969 in den USA. Er wurde dort von Vietnam-Veteranen mit hispanischer Herkunft ins Leben gerufen. Der Club gilt in den Vereinigten Staaten als eine der brutalsten Rockervereinigungen und als Erzfeind der "Hells Angels".
Ibrahim Miri führte das Bremer Chapter des Motorradclubs, das bereits ein Jahr später, im Jahr 2011, wegen diverser Straftaten verboten wurde. 2016 wandten sich die "Mongols" von allen acht deutschen Chaptern ab, weil sie Regelbrüche und Auftreten der deutschen Gruppierungen nicht unterstützten.
Abschiebung aus Deutschland
Im Jahr 2014 verurteilte ein Gericht Ibrahim Miri zu einer sechsjährigen Haftstrafe wegen bandenmässigen Drogenhandels. Aus dem Gefängnis heraus soll er dennoch weiter die Geschäfte gelenkt und nach seiner Entlassung aus dem Knast direkt wieder seinen Platz an der Spitze des Miri-Clans eingenommen haben.
Sein Aufenthalt in der Bundesrepublik soll zu keinem Zeitpunkt seit der Einreise 1986 rechtmässig gewesen sein. Bereits 1998 erteilte die Stadt Bremen eine Ausreiseverfügung, Oldenburg bestätigte diese im Jahr 2006. Dennoch wurde Miri geduldet, weil er keinen gültigen Pass hatte und eine Abschiebung so nicht möglich war. Erst in diesem Jahr gelang es, Abraham Miri einen Pass zu verschaffen und ihn zurück in den Libanon zu schicken. Im Juli 2019 wurde er abgeschoben.
Zusammen mit der Abschiebung wurde ein Einreise- und Aufenthaltsverbot für Deutschland gegen Miri verhängt. Sieben Jahre lang sollte Ibrahim Miri Deutschland nicht mehr betreten dürfen.
Ibrahim Miri: Rückkehr nach Deutschland - trotz Einreiseverbots
Davon offenbar unbeeindruckt, kehrte der Clan-Boss Ende Oktober nach Deutschland zurück, um Asyl zu beantragen. Angeblich, weil er im Libanon von Schiiten bedroht werde und dort in Lebensgefahr sei. Seine Wiedereinreise nach Deutschland gelang Ibrahim Miri eigenen Angaben zufolge mithilfe von Schleppern. Er soll am 25. Oktober in Nürnberg angekommen und von dort aus weiter nach Bremen gereist sein, um sich den Behörden zu stellen.
Sein erneutes Auftauchen in Deutschland schlug hohe Wellen in Politik und Presse, woraufhin Innenminister Seehofer einen Erlass für verstärkte Kontrollen an Aussen- und Binnengrenzen anordnete.
Derzeit sitzt der mutmasslich 46-jährige Abraham Miri in Abschiebehaft. Sein Asylantrag wurde im Eilverfahren als unbegründet abgelehnt. Ibrahim und sein Anwalt kündigten an, Rechtsmittel gegen den negativen Asylbescheid einzulegen. Bremens Innensenator Ulrich Mäurer hofft nun, dass das zuständige Gericht schnell darüber entscheidet, damit Miri in rund zwei Wochen erneut abgeschoben werden kann.
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