Neun infizierte Deutsche und mehr als hundert Menschen in Quarantäne - das ist allein für Deutschland die bisherige Bilanz des neuartigen Coronavirus. In China stieg nach Behördenangaben vom Sonntag die Zahl der bestätigten Infektionen auf mehr als 14.300, mehr als 300 Menschen starben bereits an der Atemwegserkrankung. Die Philippinen meldeten das erste Todesopfer ausserhalb der Volksrepublik - ein aus Wuhan eingereister Chinese.

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Wegen der Ausbreitung des Virus flog eine Maschine der deutschen Luftwaffe 124 Menschen aus Wuhan aus, unter ihnen 102 Deutsche. Nach ihrer Landung in Frankfurt am Main und einer Untersuchung am Flughafen wurden am Samstag elf Passagiere in die Frankfurter Uniklinik gebracht - unter ihnen eine Patientin, bei der eine Coronavirus-Infektion nicht ausgeschlossen wurde. Die anderen wurden wegen anderer gesundheitlicher Beschwerden medizinisch betreut.

Die übrigen Heimkehrer wurden in Bussen in die Südpfalz-Kaserne nach Germersheim gebracht. Dort sollen sie 14 Tage unter ärztlich beaufsichtigter Quarantäne verbringen.

Der Evakuierungsflug führte zu diplomatischem Zwist mit Russland. Die dortigen Behörden hatten der Luftwaffen-Maschine den vorher in Aussicht gestellten Zwischenstopp auf dem Moskauer Flughafen verweigert, wie Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) sagte. Dies sei mit Kapazitätsengpässen begründet worden. Die Ministerin kündigte ein mögliches Nachspiel an.

Verbreitung über Verdauungssystem?

Das neuartige Coronavirus hinter der Lungenkrankheit aus China könnte neben Tröpfeninfektion auch über das Verdauungssystem verbreitet werden. Chinesische Forscher haben das Virus auch in Stuhlproben und Rektalabstrichen gefunden, nachdem sie festgestellt hatten, dass einige Patienten allein Durchfall statt üblicherweise Fieber bekommen haben, wie die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua am Sonntag berichtete.

An der Forschung waren das Renmin Hospital der Universität Wuhan und das Virus-Institut der chinesischen Akademie der Wissenschaften in der schwer betroffenen Provinzhauptstadt von Hubei beteiligt.

Zahl der erkrankten Deutschen steigt weiter an

Die Zahl der am Coronavirus erkrankten Deutschen stieg unterdessen weiter an. Ein 33-jähriger Mann aus München habe sich als achter Patient in Bayern infiziert, teilte das dortige Gesundheitsministerium mit. Wie sechs weitere Erkrankte sei auch er ein Mitarbeiter des im Landkreis Starnberg angesiedelten Automobilzulieferers Webasto. Ausserdem steckte sich ein Kind eines erkrankten Webasto-Mitarbeiters an.

Am Samstag wurde ausserdem bekannt, dass ein deutscher Tourist in Spanien mit dem Coronavirus infiziert ist. Er werde auf der Kanareninsel La Gomera isoliert behandelt, teilte das spanische Gesundheitsministerium mit. Er habe zuvor in Deutschland "engen Kontakt" mit einer infizierten Person gehabt.

Erster Toter ausserhalb Chinas

Von Wuhan hat sich das Virus schon in 24 weitere Länder ausgebreitet. Wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) am Sonntag mitteilte, starb in der philippinischen Hauptstadt Manila erstmals ein Infizierter ausserhalb Chinas. Es handele sich um einen Chinesen aus Wuhan.

Kurz vor dem Vermelden des Todesfalls hatte die philippinische Regierung verfügt, aus China angereiste Ausländer ab sofort nicht mehr ins Land zu lassen. Auch andere Länder versuchen sich gegen das Virus abzuschotten.

Russland schaffte am Samstag vorübergehend die Befreiung von der Visumspflicht für Reisegruppen aus der Volksrepublik ab. Zudem würden vorerst keine Arbeitsvisa mehr für Chinesen ausgestellt, teilte die Regierung in Moskau mit.

Die USA, Australien und Israel verhängten Einreiseverbote für Besucher aus China, die nicht zu ihren Staatsbürgern oder dauerhaften Bewohnern zählen. Das US-Verteidigungsministerium teilte mit, bis Ende Februar schaffe es tausend Quarantäne-Plätze für mögliche Infizierte.

Grossbritannien zog Diplomaten sowie deren Familien aus China ab. Vietnam strich sämtliche Flüge nach Festland-China. Immer mehr Länder, darunter Frankreich, fliegen ihre Bürger aus dem Infektionsgebiet aus.

Mehrere Städte unter Quarantäne

In China wurde am Sonntag erstmals eine Stadt ausserhalb der Provinz Hubei de facto unter Quarantäne gestellt. In der Neun-Millionen-Einwohner-Metropole Wenzhou an der Ostküste dürfe nur noch ein Mensch pro Haushalt alle zwei Tage auf die Strasse, um das zum Leben Notwendige einzukaufen, teilten die örtlichen Behörden am Sonntag mit. Sie setzten den öffentlichen Verkehr aus und schlossen 46 Autobahn-Mautstellen.

In den vergangenen Wochen waren bereits einige Städte in Hubei mit zusammen mehr als 50 Millionen Einwohnern de facto unter Quarantäne gestellt worden. Die chinesische Regierung rief am Wochenende ausserdem dazu auf, Hochzeiten zu verschieben und Trauerfeiern in kleinem Rahmen abzuhalten. Der Reiseverkehr in China nahm allerdings wieder zu, weil am Montag die wegen des Virus verlängerten Neujahrsferien enden. (awa/afp/dpa)

Coronavirus: Deutscher auf La Gomera betroffen

Das Coronavirus breitet sich immer weiter aus. In Spanien gibt es erstmals einen Fall - einen Deutschen auf La Gomera. (Bild: imageBROKER/Martin Siepmann/imago) © ProSiebenSat.1
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