- Eine ehemalige Mitarbeiterin der Berliner Justiz soll Verschwörungstheoretiker Attila Hildmann interne Informationen zugespielt haben.
- Gegen Hildmann liegt ein Haftbefehl vor, allerdings hält er sich derzeit in der Türkei auf.
- Der Mitarbeiterin war bereits im Mai fristlos gekündigt worden.
Der rechtsradikale Verschwörungserzähler
Es handle sich um eine frühere Mitarbeiterin der Generalstaatsanwaltschaft. Gegen sie werde wegen des Verdachts der Verletzung des Dienstgeheimnisses und der versuchten Strafvereitelung ermittelt, so Steltner. Die Frau sei bereits im Mai entlassen worden.
Hildmann hält sich in der Türkei auf
Die Berliner Staatsanwaltschaft ermittelt seit längerem gegen Hildmann, der sich inzwischen selbst als "ultrarechts" und einen Verschwörungsprediger bezeichnet, wegen Volksverhetzung, des Verdachts der öffentlichen Aufforderung zu Straftaten und des Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte. Ein Haftbefehl gegen ihn kann nicht vollstreckt werden, da er sich in der Türkei aufhält. Laut Staatsanwaltschaft besitzt Hildmann neben der deutschen auch die türkische Staatsbürgerschaft.
Unter anderem zu diesem Haftbefehl, den die Staatsanwaltschaft nach eigenen Angaben im Februar dieses Jahres erwirkt hatte, soll die Frau Informationen an den Gesuchten weitergegeben haben. "Nachdem der Haftbefehl an Hildmann mutmasslich durchgestochen wurde, hat die Generalstaatsanwaltschaft intensiv in den eigenen Reihen ermittelt", teilte Berlins Justizsenator Dirk Behrendt (Grüne) mit.
Telegram-Nachricht setzt Ermittlungen in Gang
Die Staatsanwaltschaft habe aufgrund von Äusserungen Hildmanns in den sozialen Medien kurz nach dem Erlass des Haftbefehls erfahren, dass der an die internen Informationen gelangt war, so Steltner. Der Verschwörungserzähler hatte nach Informationen des Nachrichtenmagazins "Spiegel" in der Nacht auf den 20. Februar über Telegram die Nachricht verbreitet, dass gegen ihn ein Haftbefehl vorliege. Zu diesem Zeitpunkt sei der Haftbefehl des Amtsgerichts Tiergarten gerade erst erlassen worden, er habe der Behörde noch nicht unterschrieben vorgelegen.
Aufgrund dieses Vorgangs sei ein Ermittlungsverfahren eingeleitet worden - zunächst gegen Unbekannt, so Steltner. "Dann haben wir sämtliche Abfragen in unserem Informationssystem gecheckt." Schliesslich rückte die jetzt Beschuldigte in den Fokus: Die Frau sei auch bei einer Demonstration gegen Corona-Massnahmen auffällig geworden und habe sich als Mitarbeiterin der Justiz zu erkennen gegeben.
Mitarbeiterin bereits im Mai fristlos gekündigt
Die Ermittler überprüften erneut die Informationssysteme und fanden heraus, dass die Beschuldigte Daten zu Personen aus der rechtsextremistischen und "Querdenker"-Szene abgefragt habe. "Wir haben die Person daraufhin fristlos gekündigt im Mai", sagte Steltner. Im vergangenen Juli habe es bei ihr Durchsuchungen gegeben. Es seien Beweismittel sichergestellt worden. Diese würden noch ausgewertet.
Nach derzeitigem Ermittlungsstand geht die Staatsanwaltschaft nicht davon aus, dass zwischen den "Durchstechereien" und der Flucht Hildmanns ein Zusammenhang besteht. "Er hat sich bereits Ende Dezember letzten Jahres in die Türkei abgesetzt, die Vorgänge über die wir sprechen, die fanden im Februar diesen Jahres statt", erklärte Steltner.
Nach den Recherchen des ARD-Politikmagazins "Kontraste" und des Rechercheformats "STRG_F", das der NDR für Funk produziert, und auch des "Spiegels" handelt es sich bei der Frau um eine ehemalige Angestellte aus der IT-Abteilung der Generalstaatsanwaltschaft. Dazu wollte sich Behördensprecher Steltner nicht äussern.
Laut Berlins Justizsenator Behrendt hat die Generalstaatsanwaltschaft Massnahmen erarbeitet, um den Zugriff auf Verfahren in den Behörden zu erschweren und besser zu protokollieren. "Ein solcher Vorgang darf sich nicht wiederholen", sagte er. © dpa
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