Die Übergriffe in Köln beschäftigen die internationalen Medien. Sie stellen die Vorkommnisse in Zusammenhang mit der Flüchtlingskrise. Angela Merkel sehen sie in Bedrängnis. Zugleich wird davor gewarnt, voreilige Schlüsse zu ziehen und damit Ängste zu schüren.

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Die Vorgänge in Köln schockieren: Dutzende Frauen wurden in der Silvesternacht vor dem Hauptbahnhof Opfer sexueller Übergriffe. Sie wurden von Männern, die in Gruppen agierten, bedrängt und ausgeraubt. Zwei Frauen gaben nach Polizeiangaben an, vergewaltigt worden zu sein.

Die Täter seien dem Aussehen nach grösstenteils nordafrikanischer oder arabischer Herkunft. 121 Anzeigen wurden bisher erstattet, die Angreifer aber bisher nicht ausgemacht.

Lediglich 16 Tatverdächtige gibt es. Die meisten seien zwar noch nicht namentlich bekannt, aber auf Bild- oder Videoaufnahmen klar erkennbar.

Wie konnte es dazu kommen? Weshalb kamen die Delikte erst so spät ans Licht? Was haben Politiker und Behörden falsch gemacht? Das fragt sich die internationale Presse.

"Weshalb war die Antwort Schweigen?"

Dazu schreibt der irische "Independent": "Anstatt sich mit Nachdruck solch schockierender Übergriffe anzunehmen, haben die deutschen Behörden versucht, es zu vertuschen. Der Grund für diese bizarre Reaktion scheint zu sein, dass (...) man eine Gegenreaktion auf die Flüchtlinge befürchtete. Während aber die Polizei und die Politiker die Menschen anflehen, die Delikte nicht mit den 10.000 Flüchtlingen, die Köln im letzten Jahr erreichten, in Verbindung zu bringen (...) haben ihre Versuche viele nur darin bestätigt, dass Flüchtlinge beteiligt gewesen sein müssen. Anders ausgedrückt: Weshalb war die Antwort Schweigen?"

Die Zeitungen mahnen dringend an, in Bezug auf Flüchtlinge keine voreiligen Schlüsse zu ziehen und Vorurteile zu schüren. "Gewalt gegenüber Frauen verüben nicht nur Einwanderer", kommentiert die liberale slowakische Tageszeitung "Dennik N".

Das Einhalten von Normen aber müsse konsequent eingefordert werden, die Spreu vom Weizen getrennt werden. "Gerade die anständigen Zuwanderer werden stets als erste für ihre gewalttätigen und unehrenhaften Landsleute büssen müssen", so "Dennik N" weiter.

Ähnlich sieht das die slowakische Zeitung "Sme". Es helfe nichts, Flüchtlinge aus islamischen Ländern zu dämonisieren. "Notwendig ist jetzt, die zu integrieren, die schon da sind."

"Gesellschaft entflammt"

Einige der Kommentatoren befürchten fatale Folgen. So sieht die "The Washington Post", "Teile der Deutschen Gesellschaft" bereits entflammt. Es gäbe zwar keinen Beweis, "dass Flüchtlinge in den Attacken involviert waren. Dennoch, allein die Möglichkeit ihrer Beteiligung war dafür ausreichend".

Die sexuellen Übergriffe würden auch die deutsche Willkommenshaltung gegenüber den Flüchtlingen verändern.

Der britische "The Guardian" schreibt: "Die Zwischenfälle unterstreichen die Spannungen in der deutschen Gesellschaft nach Angela Merkels Politik der offenen Tür gegenüber Flüchtlingen, die zur Ankunft von über eine Million Menschen in den letzten zwölf Monaten geführt haben sowie zu Tausenden, die jeden Tag eintreffen."

Angela Merkel unter Druck

Die konservative britische "Times" sieht nach den Angriffen eine "Gegenreaktion zur Aufnahme von 1,1 Millionen Asylsuchenden". Auch dieses Blatt sieht Merkel unter Druck: "Kanzlerin Angela Merkel wird vorgeworfen, Vergewaltiger ins Land zu lassen."

Die Spannungen in der Gesellschaft würden wachsen, meint die bulgarische "Duma" – während sich deutsche Politiker "immer noch im Rahmen der sogenannten politischen Korrektheit, der Toleranz und des Multikulturalismus" verhielten.

Der Vorfall zeige auch, wie organisierte oder nicht organisierte Massen "eine Millionenstadt in Schrecken versetzen können, ohne Terroranschläge zu verüben".

Der belgische "De Standaard" meint, die dramatischen Geschehnisse hätten die "ohnehin schon prekäre Asylpolitik von Angela Merkel noch weiter unterminiert". Sie würden ihren Gegnern in die Hände spielen.

"Merkel und mit ihr alle europäischen Führer müssen zähneknirschend zur Kenntnis nehmen, dass ihre populistischen Herausforderer mit jedem derartigen Vorkommnis stärker werden. Die Probleme waren schon vorher sehr gross, nun wird der Kampf noch schwieriger."

Auch die Zeitung "Il Messaggero" berichtet von der Befürchtung in Deutschland, dass Rassisten und Flüchtlings-Gegner die Geschehnisse für ihre Zwecke ausnutzen könnten.

"Schritt für Schritt wird sich die bisher gegen Flüchtlinge gerichtete Rhetorik gegen Migration wenden", urteilt die liberale rumänische Tageszeitung "Adevarul". Sie sieht vor allem den Schengen-Raum in Gefahr.

"Man darf sich nicht wundern, wenn es den Schengen-Raum nicht mehr geben wird, wenn Sicherheitsmassnahmen verstärkt und Visa verlangt werden."

Die tschechische "Lidove noviny" meint, die Übergriffe "stellten das bisher stärkste Argument für Vorsicht bei der Aufnahme von Migranten dar". (mit Agenturmaterial)

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