Der oberste Gerichtshof in Pakistan hat das Todesurteil gegen eine Christin aufgehoben. Die Frau war neun Jahre in Haft gesessen.

Mehr aktuelle News finden Sie hier

Pakistans oberster Gerichtshof hat das Todesurteil gegen eine wegen Blasphemie verurteilte Christin aufgehoben. Die Richter in Islamabad hätten die sofortige Freilassung Asia Bibis angeordnet, teilte ihr Anwalt Saiful Malook am Mittwoch mit. Islamisten starteten landesweite Proteste.

Abfällige Äusserungen über Prophet Mohammed

Der fünffachen Mutter Asia Bibi war vorgeworfen worden, sich bei einem Streit mit muslimischen Frauen in ihrem Dorf abfällig über den Propheten Mohammed geäussert zu haben.

Todesurteil gegen Christin in Pakistan aufgehoben
Die pakistanische Christin Asia Bibi bei ihrer Anhörung in einem Gefängnis in Sheikhupura. © Uncredited/AP/dpa

Sie war 2009 festgenommen und im Jahr darauf nach einem international umstrittenen Blasphemiegesetz zum Tode verurteilt worden.

Der damalige Papst Benedikt XVI. setzte sich erfolglos für die Freilassung der Frau ein. 2011 wurde der liberale Gouverneur von Pakistans grösster Provinz Punjab erschossen, weil er Bibi verteidigt und die Blasphemiegesetze kritisiert hatte.

Gesetzt werde oft missbraucht

Kritiker sagen, die Gesetze würden unter anderem missbraucht, um persönliche Feinde anzuschwärzen oder aus dem Weg zu schaffen.

Das Gericht befand nun, dass die Vorwürfe gegen Asia Bibi juristisch schwach begründet seien und es keinen Grund gebe, sie zu bestrafen.

Schon vor dem Urteil hatte die Behörden die Sicherheitsmassnahmen rund um das Gericht verstärkt. Nach dem Richterspruch brachen in allen grösseren Städten gewalttätige Proteste aus.

Islamisten fordern Tod des Richters

Islamisten blockierten Strassen und plünderten Regierungsgebäude. Anführer der radikalen Gruppe Tehreek-e-Labaik Pakistan (TLP) forderten den Tod der Richter.

Steine werfende und Knüppel schwingende Demonstranten drängten die Polizei zurück, die Regierung planten daraufhin den Einsatz des Militärs, um die Ordnung wiederherzustellen.

Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) in Frankfurt am Main begrüsste den Mut der Richter. Behördenvertreter hätten inoffiziell mitgeteilt, dass Asia Bibi inzwischen auf freiem Fuss sei. Viele Christen und Angehörige anderer Minderheiten fürchteten nun, dass in den kommenden Tagen Islamisten ihre Gewaltdrohungen in die Tat umsetzten.

"Die Entscheidung ist ein mutiger Versuch des Staates, den Islamisten die Stirn zu bieten", sagte der Analyst Irfan Shehzad am Mittwoch. "Dieses Urteil ist ein Meilenstein in Pakistans Kampf um Rechte und ein Hinweis, dass der Staat sich durchsetzen will."  © dpa

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.