Der Chef eines Agentenrings hat bei einem Prozess in London gestanden: Orlin Roussev spionierte demnach jahrelang im Auftrag des flüchtigen Ex-Wirecard-Managers Jan Marsalek für Moskau – auch in Deutschland.

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Ein Geschäftspartner des flüchtigen Ex-Wirecard-Vorstands Jan Marsalek, Orlin Roussev, hat in einem Spionageverfahren in London ein Geständnis abgelegt. Roussev, 46, bekennt sich nach SPIEGEL-Informationen schuldig, jahrelang für einen "russischen Agenten" Informationen beschafft zu haben – gemeint ist Marsalek.

Laut britischen Ermittlern soll ein Netzwerk um Roussev im Auftrag des Ex-Managers von Grossbritannien aus Späh-Operationen für Russland ausgeführt haben. Auch in Deutschland war die Gruppe laut Staatsanwaltschaft aktiv.

Roussev gestand schon Anfang November, aber erst jetzt fiel die Nachrichtensperre

Roussev gestand die Vorwürfe bereits Anfang November bei einer Anhörung vor dem Central Criminal Court in London, auch Old Bailey genannt. Berichten kann man darüber erst jetzt: Der Vorsitzende Richter hob am Donnerstag eine zuvor geltende Nachrichtensperre auf. Mit dem Berichtsverbot sollte verhindert werden, dass die Geschworenen vor Prozessbeginn beeinflusst werden.

Der 46-jährige Bulgare ist ein früherer IT-Kontakt Marsaleks aus Wirecard-Zeiten. Seit knapp zwei Jahren schon läuft in Grossbritannien das Verfahren gegen Roussev und weitere bulgarische Verdächtige.

Unter Marsaleks Anleitung habe sich die Gruppe zwischen dem 30. August 2020 und dem 8. Februar 2023 "verschworen, um Informationen zu sammeln, die direkt oder indirekt nützlich für einen Feind sind und damit dem Interesse und der Sicherheit des Staates schaden", heisst es in einem Gerichtsdokument.

Marsalek soll Roussevs Leute beauftragt haben, Menschen auszuspähen

Wie britische Fahnder herausgefunden haben, soll Marsalek die sechsköpfige Gang um Roussev unter anderem beauftragt haben, dem Kreml missliebige Personen auszuspähen und quer durch Europa zu verfolgen. Auch soll die Gruppe sensible Örtlichkeiten für Moskau ausgespäht haben - darunter offenbar der Stützpunkt "Patch Barracks" des US-Militärs in Stuttgart.

Im Februar 2023 verhaftete die Londoner Polizei zunächst fünf der Beschuldigten wegen Spionageverdachts. Der Inlandsgeheimdienst MI5 hatte die Gruppe schon länger überwacht.

Vor Prozessbeginn im Old Bailey am Donnerstag hatte sich neben Roussev ein weiterer Tatverdächtiger schuldig bekannt.  © DER SPIEGEL

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