Noch immer werden sechs Menschen nach dem Jacht-Unglück in der Nacht zum Montag vor der sizilianischen Küste vermisst. Die Suche dauert an.

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Taucher haben am Dienstag die Suche nach den sechs vermissten Insassen einer vor Sizilien gesunkenen Luxusjacht fortgesetzt. Im Einsatz an der in 50 Metern Tiefe am Meeresgrund liegenden Jacht sind Spezialisten der Feuerwehr, die für Tauchgänge auf beengtem Raum ausgebildet sind.

Ein erster Tauchgang der am Montagabend aus Rom und Sardinien eingetroffenen Spezialisten verlief nach Angaben der Feuerwehr ergebnislos, weil Möbelstücke den Zugang zum Inneren der Jacht versperrten.

Jacht ist in der Nacht zum Montag in einem Sturm gesunken

Die mit zehn Besatzungsmitgliedern und zwölf Passagieren besetzte Luxusjacht "Bayesian" war in der Nacht zum Montag in der Nähe von Porticello vor der Küste Siziliens in einem Sturm gesunken. Ursache war eine Wasserhose, eine Art Tornado über dem Meer. 15 Passagiere und Besatzungsmitglieder konnten gerettet werden. Eine Leiche wurde geborgen, sechs weitere Insassen des Schiffs werden vermisst.

Wie entsteht eine Wasserhose?

Wie entsteht eine Wasserhose und was macht sie so gefährlich?

Wasserhosen haben zwar nur einen Durchmesser von bis zu 200 Metern, sie können aber für Schiffe und Boote in unmittelbarer Nähe gefährlich werden. Wie entstehen sie und was unterscheidet sie von anderen Wirbelstürmen?

Wegen der Tiefe, in der das gesunkene Schiff liegt, ist jeder Tauchgang auf zwölf Minuten begrenzt, wie Feuerwehrsprecher Luca Cari berichtete. Zwei Minuten davon sind für das Auf- und Abtauchen vorgesehen. Mehrere der jetzt beteiligten Spezialisten waren nach den Worten von Marco Tilotta vom Tauchteam der Feuerwehr von Palermo bereits am Wrack des Kreuzfahrschiffs "Costa Concordia" im Einsatz, das 2012 vor der Küste der Toskana gesunken war. Damals starben 32 Menschen.

Die Bemühungen konzentrieren sich laut Tilotta darauf, in die Wohn- und Schlafräume der auf der Seite liegenden Jacht vorzustossen. "Die Räume im Inneren eines Boots sind sehr beengt", schilderte Feuerwehrsprecher Cari. "Wenn man auf ein Hindernis stösst, ist es sehr schwierig zu umgehen, genauso schwer ist es, Alternativrouten zu finden."

Die Suche war bislang nicht erfolgreich. © IMAGO/Pacific Press Agency/IMAGO/Antonio Melita

Britischer "Bill Gates" unter den Vermissten

Unter den Vermissten befindet sich der britische Technologieunternehmer Mike Lynch und seine 18 Jahre alte Tochter Hannah. Lynchs Ehefrau Angela Bacares ist dagegen unter den 15 Geretteten, sie kam mit leichten Verletzungen in ein Krankenhaus.

Der Zeitung "La Repubblica" zufolge berichtete sie den Ärzten nach ihrer Rettung, sie und ihr Mann seien gegen 04:00 Uhr in der Unglücksnacht aufgewacht, weil das Schiff stark schwankte. Sie sei an Deck gegangen um nach dem Rechten zu sehen, als das Boot plötzlich auf die Seite gekippt sei.

Der auch als "britischer Bill Gates" bekannte Lynch ist Gründer der Software-Firma Autonomy. 2011 verkaufte er sie für elf Milliarden Dollar an das US-Unternehmen Hewlett-Packard. In dem Zusammenhang wurde er in den USA wegen Betrugs angeklagt, im Juni jedoch freigesprochen. Ihm war vorgeworfen worden, Akten gefälscht und den Umsatz seines Unternehmens falsch angegeben zu haben. Die "Sunday Times" schätzte das Vermögen des ehemaligen Regierungsberaters auf rund 587 Millionen Euro.

Segeltörn sollte Freispruch feiern

Berichten zufolge organisierte der 59-Jährige den Segeltörn auf der "Bayesian", um gemeinsam mit Anwälten, Mitarbeitern und seiner Familie seinen Freispruch zu feiern.

Lynchs Tochter Hannah hat laut der "Times" unterdessen gerade ihren Schulabschluss gemacht und wollte im Herbst an der Universität Oxford ein Studium beginnen. Auch der 70-jährige Jonathan Bloomer und seine Frau Judy sind unter den Vermissten. Bloomer war Manager beim Finanzinstitut Morgan Stanley International und dem Versicherungsunternehmen Hiscox.

Der US-Anwalt Chris Morvillo wird ebenso wie seine Frau Neda vermisst. Morvillo arbeitete für die Kanzlei Clifford Chance, die Lynch in dem Betrugsprozess vertreten hatte. Stunden nach dem Unglück wurde ein Toter aus dem Meer geborgen. Nach Behördenangaben handelte es sich um den Koch der Jacht; Medien gaben seinen Namen mit Ricardo oder Recaldo Thomas an.

Ein unglücklicher Zufall: Der frühere Mitangeklagte Lynchs war zwei Tage vor dem Jacht-Unglück in Ostengland beim Joggen angefahren worden und verstorben.

Ein Toter wurde bislang geborgen. © IMAGO/ZUMA Press/IMAGO/Perini Navi Press Office Handout

Zeuge spricht von starker "Hurrikan-Böe"

Die "Bayesian" wurde 2008 in der Toskana gebaut und 2020 überholt. Laut der Website "Charter World" verfügte sie über den mit 75 Metern höchsten Aluminium-Segelschiffmast der Welt. Berichten zufolge gehört die "Bayesian" Lynchs Familie und ist nach dem Satz von Bayes benannt, einem mathematischen Satz aus der Wahrscheinlichkeitstheorie.

Karsten Börner, der Kapitän einer weiteren zum Unglückszeitpunkt vor Porticello ankernden Jacht, berichtete der Zeitung "Corriere della Sera", in der Nacht des Sturms habe es eine "sehr starke Hurrikan-Böe" gegeben. Er habe kämpfen müssen, um sein Schiff stabil zu halten. Er habe beobachtet, wie der Mast der "Bayesian" geschwankt habe und dann umgeknickt sei.

Ein von der Bar "Baia Santa Nicolicchia" in Porticello veröffentlichtes Foto zeigt die hell beleuchtete Jacht mit ihrem hoch aufragenden Mast in der Nacht zum Montag wenige Stunden vor dem Sturm. (afp/bearbeitet von ras)

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