• Es klingt ein wenig wie die Handlung eines Hollywoodfilms.
  • Eine handgezeichnete Karte soll zu angeblich in den Niederlanden von den Nazis vergrabenem Kisten mit Schätzen führen.
  • Zahlreiche Schatzsucher pilgern deswegen in das kleine Dorf, in dem sich die Kostbarkeiten befinden sollen. Bis es dem Ort zu viel wird.

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Der Boden im niederländischen Dorf Ommeren ist mit Schlammlöchern übersät. Hier irgendwo sollen Nazis Kisten voller Gold und Schmuck vergraben haben. Seit das Nationalarchiv Anfang Januar eine handgezeichnete Karte mit einem vielversprechenden roten X veröffentlichte, überrennen Hobby-Schatzsucher den Weiler in der östlichen Provinz Gelderland.

"Das beflügelt die Fantasie", sagt Klaas Tammes lächelnd. Der 74-Jährige ist der Vorsitzende der Stiftung, der das aufgegrabene Grundstück gehört. Die Archivare fanden nicht nur die Karte, sondern auch ein Dokument mit der Aussage des deutschen Soldaten Helmut Sonder, der angeblich mithalf, den Schatz zu verstecken.

Munitionskisten gefüllt mit Schätzen

Den Dokumenten zufolge wurden vier Munitionskisten vergraben, gefüllt mit Schmuck, Edelsteinen und Goldmünzen im heutigem Wert von elf Millionen Euro. Die Nazis sollen den Schatz nach dem Bombenangriff auf eine Bank im nahegelegenen Arnheim 1944 erbeutet haben.

"Deshalb sind alle möglichen Leute nach Ommeren gekommen, um danach zu suchen", sagt Tammes, der früher Bürgermeister im Ort war. "Gefunden wurde aber noch nichts." Tammes wohnt in einem Haus, das auf den Überresten des früheren Nazi-Hauptquartiers errichtet wurde.

Schatzsucher überrennen niederländisches Dorf

Nur wenige Schritte von seinem Haus entfernt haben die Schatzsucher den Boden durchwühlt. Hier verlaufen ein von Bäumen gesäumter Weg und ein flacher Graben, die auf der Karte verzeichnet sind. Die Glücksritter fielen in Scharen mit Metalldetektoren ausgerüstet in das ruhige Dorf ein. Das wurde der Gemeinde zu viel und sie verbot das Graben. Wer es trotzdem versucht, bekommt es mit der Polizei zu tun.

Manche lassen sich auch davon nicht abschrecken. "Unser Interesse war sofort geweckt", sagt Hendrik Hingstman, der zusammen mit seinem Vater Lammert nach Ommeren gekommen ist.

Die beiden sind überzeugt, dass sie die Stelle bereits gefunden haben, an der der Schatz vergraben ist. Statt auf einen Metalldetektor verlassen sie sich auf ihre Wünschelrute. Nun hoffen Vater und Sohn auf eine Genehmigung für eine Ausgrabung.

Der Schatz könnte schon lange weg sein

Schon im Frühjahr 1947, nachdem der deutsche Soldat von den versteckten Kisten berichtet hatte, gab es den Dokumenten zufolge mindestens drei Versuche, den Schatz zu heben – ohne Erfolg.

Die niederländischen Behörden nennen mehrere Erklärungen, warum die Suche kurz nach Kriegsende scheiterte. Zum einen könnte es sich bei dem Schatz um das blosse Hirngespinst des Soldaten handeln – obwohl er damals als glaubwürdig galt.

Vielleicht schafften auch die beteiligten Soldaten oder Ermittler die wertvollen Kisten beiseite. Oder aber US-Militärs, die die Niederlande von der deutschen Besatzung befreiten, erfuhren von der Suche. "Es besteht also auch die Möglichkeit, dass die Amerikaner den Ermittlern zuvorkamen", sagt der Sprecher des Nationalarchivs, Erwin Tuil.

An der Existenz des Schatzes hat Ex-Bürgermeister Tammes keine Zweifel. "Aber vielleicht ist er nach dem Krieg oder am Ende des Krieges ausgegraben worden", sagt er. "Da es dafür keine Beweise gibt, suchen wir weiter. Diese Geschichte wird noch eine Weile weitergehen." (afp/thp)

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