Jens Lehmann verliert im sogenannten Kettensägen-Prozess vor Gericht: Er muss eine Geldstrafe zahlen. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass der 54-Jährige mit einer Kettensäge in der Garage seines Nachbarn einen Dachbalken angesägt hatte.
Der ehemalige Fussball-Nationaltorwart
Lehmann habe sich "durchgängig als Opfer der Justiz" inszeniert, sagte Richterin Tanja Walter. Er sei "jedoch nicht Opfer, er ist Täter" und habe vor Gericht "hanebüchene Geschichten" zu seiner Verteidigung vorgebracht.
Lehmann war angeklagt wegen Sachbeschädigung, Beleidigung und versuchten Betrugs. Im Zentrum der Vorwürfe stand ein skurriler Nachbarschaftsstreit. Die Staatsanwaltschaft warf dem 54-Jährigen vor, mit einer Kettensäge in die neu gebaute Garage seines Nachbarn eingedrungen zu sein und dort einen Dachbalken angesägt zu haben. Der ursprünglich auch noch angeklagte Vorwurf des Hausfriedensbruchs war fallengelassen worden, nachdem der Nachbar einen entsprechenden Strafantrag zurückgenommen hatte.
Staatsanwaltschaft forderte Freiheitsstrafe auf Bewährung
Die Staatsanwaltschaft hatte in dem Prozess eine Freiheitsstrafe von zehn Monaten auf Bewährung gefordert - und eine Geldauflage von 216 000 Euro. "Mit der Kettensäge in den Händen werden Helden zu Legenden", sagte Staatsanwalt Stefan Kreutzer am Freitag vor dem Amtsgericht Starnberg - oder sie landeten vor Gericht.
Es gebe "keinen Zweifel" daran, dass die Vorwürfe gegen den WM-Helden von 2006 zutreffen, betonte Kreutzer. Lehmann habe seinem Nachbarn "schlicht und ergreifend eins auswischen" wollen. Kreutzer hatte auch keinen Zweifel daran, dass Lehmann die Parkgebühren in einem Parkhaus am Flughafen nicht zahlen wollte und darum vorgab, im Parkhaus noch etwas zu tun zu haben - und dann Stossstange an Stossstange hinter einem anderen Auto unter der Schranke hindurchfuhr. "Das ist ja hochgradig verhaltensauffällig", sagte Kreutzer. "Und das für ein paar Hundert Euro - bei Ihren finanziellen Verhältnissen."
Lehmann gab zu, die Garage mit einer Kettensäge in der Hand betreten zu haben
Lehmann hatte am ersten Prozesstag eingeräumt, die Garage mit der Kettensäge in der Hand betreten zu haben, sich ansonsten aber auf Erinnerungslücken berufen und von falschen Verdächtigungen und Rufmord gesprochen. "Der Einzige, der sich rufschädigend seiner eigenen Person gegenüber verhalten hat, ist der Angeklagte selbst", sagte Richterin Walter.
Lehmanns Anwalt Christoph Rücker sagte in seinem Plädoyer: "Die Staatsanwaltschaft schiesst mit Kanonen auf Spatzen." Er warf dem Staatsanwalt Rache vor und ein unzulässiges "Moralisieren". Lehmann leide unter einem Promi-Malus, die Anklagepunkte seien "Peanuts".
"Dieser Gerichtssaal ist keine moralische Instanz, die einen früheren Nationalspieler zu erziehen hat." Er forderte Freispruch vom Vorwurf der Sachbeschädigung und des versuchten Betrugs und für die Beleidigung von Polizisten eine Geldstrafe von 50 Tagessätzen zu je unter 500 Euro. (dpa/phs/ank)
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