In Japan hat ein Judo-Trainer zwei seiner Schüler bestraft und dabei teils schwer verletzt. Doch ist der Vorfall bei weitem kein Einzelfall - harsche Züchtigungsmethoden sind weit verbreitet.

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Japans traditioneller Kampfsport Judo sorgt erneut mit einem Fall exzessiver Gewaltanwendung durch einen Trainer für Schlagzeilen.

Wie japanische Medien am Dienstag berichteten, wurde ein 50-jähriger AG-Lehrer einer Mittelschule der Provinz Hyogo festgenommen, weil er zwei seiner Schutzbefohlenen zur Bestrafung verletzt haben soll, einen von ihnen schwer. Die beiden Kinder hätten Eiscreme aus dem Kühlschrank der Judo-Trainingshalle gegessen, hiess es.

Aus Verärgerung darüber habe ihr Coach sie unter anderem so stark zu Boden geworfen, dass einer der Jungs schwere Verletzungen an den Brustwirbeln erlitt, der andere wurde leicht am Nacken verletzt.

Japans Judo-Welt ist bekannt für militärisch anmutende Trainingsmethoden und sieht sich immer wieder Vorwürfen wegen gewalttätiger Züchtigungen ausgesetzt.

Mehr als 100 Todesfälle unter Judoka an Schulen

In den vergangenen Jahrzehnten kam es zu mehr als 100 Todesfällen unter Judoka an Schulen. Laut einem vor kurzem veröffentlichten Bericht der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch sind Gewalterfahrungen unter japanischen Kindern im Sport, einschliesslich Judo, weit verbreitet.

Demnach berichteten viele, sie seien beim Sport unter anderem geschlagen, getreten, geohrfeigt, zu Boden geworfen oder mit Gegenständen attackiert worden, hiess es.

In Japan, das im kommenden Jahr die Olympischen Spiele ausrichten will, ist der Druck, Medaillen und Pokale zu gewinnen, äusserst gross. Schüler und Eltern schweigen oft zu den harschen Züchtigungsmethoden. Nicht jeder gewalttätige Coach wird für sein Verhalten bestraft.

Nach einem Prügel-Skandal um den damaligen Judo-Nationaltrainer Ryuji Sonoda hatte Japans Nationales Olympisches Komitee 2013 eine Untersuchung in allen Sportverbänden auf ähnliche Vergehen angekündigt. Erst im vergangenen Jahr wurden Prügelstrafen per Gesetz verboten. Der Fall in Hyogo zeigt, dass noch mehr getan werden muss. (dpa/dh)

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