Juso-Präsident Fabian Molina erwartet, dass Schweizer Islamkritiker nach den Angriffen in Paris neue Sympathisanten bekommen. Soziologie-Professor Ueli Mäder hält die Gefahr für real. BDP und SVP gehen hingegen nicht von einer Bedrohung für die Schweiz aus.
In Deutschland versucht die Bewegung "Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes", kurz Pegida, den Anschlag auf die Redaktion des Satiremagazins "Charlie Hebdo" für sich zu nutzen. Und auch in der Schweiz fürchten Politiker, dass rechtsextreme und islamfeindliche Gruppen Zulauf bekommen könnten.
"Diese Gefahr ist ganz klar real", wird Juso-Präsident Fabian Molina von "20min.ch" zitiert. Einen Schweizer Ableger der Organisation gibt es seit Mitte Dezember. Auf Facebook hat er zurzeit knapp über 1.000 Unterstützer (Stand: 09.01.2015). Laut "Schweiz am Sonntag" waren es zwischenzeitlich mehr als 1.500. Bei Pegida Wien sind es schon über 6.000. Wie in Dresden wollen Pegida-Anhänger auch in der österreichischen Bundeshauptstadt demnächst auf die Strasse gehen.
Nährboden für Populisten
Rechtspopulistische Kräfte fänden nach solchen Anschlägen häufig fruchtbaren Boden vor, urteilt Ueli Mäder, Professor für Soziologie an der Universität Basel. "Das Attentat erhöht das Misstrauen gegenüber Muslimen", sagte er der Zeitung. "Die Gefahr besteht, dass so eine traurige Situation ausgenützt wird." Umso wichtiger sei es deshalb, eine differenzierte Debatte zu führen und nicht alle Muslime in einen Topf zu werfen.
Schon Ende Dezember hatten Schweizer Islamkritiker auf Facebook zum Anzünden von Moscheen aufgerufen. Die Nachricht über einen Brandanschlag auf eine Moschee in Schweden kommentierte ein Gruppenmitglied damals mit: "Anzünden, die Scheisshäuser!"
Frage stellt sich nicht
BDP-Nationalrat Lothar Ziörjen beurteilt die Lage hierzulande im Gespräch mit "20min.ch" dennoch als wenig brisant. Zwar müssten "Organisationen, die Hass schüren, aufs Schärfste verurteilt werden", diese Frage stelle sich in der Schweiz allerdings noch nicht, da die Pegida bisher nicht öffentlich in Erscheinung getreten sei.
Auch SVP-Nationalrat Roland Borer geht im Moment nicht von einer Bedrohung für die Schweiz aus. "Ich kenne keine islamfeindliche Bewegung in der Schweiz." Von "20min.ch" auf die Pegida angesprochen sagte er, diese sei ein deutsches Problem und habe bisher mit der Schweiz nichts zu tun. (ank)
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