Nach dem Mittleren Westen muss sich die Ostküste der USA auf eine extreme Kältewelle vorbereiteten. Derweil kann es in einigen Midwest-Regionen zu einem Temperaturanstieg kommen, wie er in so kurzer Zeit noch nie gemessen wurde. Die US-Katastrophenschutzbehörde warnte angesichts bevorstehender schneller Schneeschmelze vor der Gefahr von Überschwemmungen.

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Der Nationale Wetterdienst (NWS) warnte vor gefährlichem Winterwetter in der Metropole Boston im Ostküstenstaat Massachusetts. Auch für den Norden des Bundesstaats Rhode Island wurde eine Warnung herausgegeben. Die Zahl der registrierten Kältetoten erhöhte sich Medienberichten zufolge auf 21.

Für die Bundesstaaten des Mittleren Westens und der Grossen Seen sagte der Wetterdienst dagegen ein teilweise schnelles Ansteigen der Temperaturen voraus. Noch vor wenigen Tagen waren in Minnesota -53 Grad gemessen worden, in Wisconsin -51 Grad, in Iowa -50 Grad und in Illinois -48 Grad.

In der drittgrössten US-Stadt Chicago, wo die Temperatur am Mittwoch auf den zweitniedrigsten jemals gemessenen Wert, -31 Grad, gesunken war, wurden am Freitag für die Jahreszeit normale -9 Grad gemessen.

Extremerer Temperaturanstieg

Jeff Master, Meteorologe bei der Firma Weather Underground, sagte der Nachrichtenagentur AFP, in einigen Midwest-Regionen werde es einen Temperaturanstieg im Rekordwinter geben, wie er in so kurzer Zeit noch nie vorgekommen sei. Die US-Katastrophenschutzbehörde (Fema) warnte angesichts bevorstehender schneller Schneeschmelze vor der Gefahr von Überschwemmungen.

Die Schlechtwetterfront erreichte unterdessen den Osten der USA. Im Gebiet von Washington war die Schneedecke mehrere Zentimeter hoch. Zahlreiche Schulen wurden geschlossen.

In der Region Neuengland und in Pennsylvania, wo an einigen Orten Temperaturen unterhalb von -15 Grad gemessen worden waren, begann die Quecksilbersäule langsam zu steigen. Für Samstag wurde mit einer weiteren Erwärmung gerechnet. In zahlreichen Regionen im Nordosten erwarteten die Wetterdienste ab Montag Temperaturen von zehn Grad Celsius.

Engpässe beim Erdgas

In Michigan und Minnesota drohten wegen der auf Hochtouren laufenden Heizungen Engpässe in der Versorgung mit Erdgas. Die Lage wurde durch einen Brand in einer Gasanlage in Michigan noch verschärft. Die örtlichen Behörden forderten die Verbraucher auf, ihre Heizregler herunterzudrehen.

Weiterhin kam es zu massiven Störungen des Zug- und Flugverkehrs sowie der Strom- und Wasserversorgung. Das Bahnunternehmen Amtrak leitete aber in Chicago langsam wieder den Betrieb ein, nachdem es seinen Verkehr am Mittwoch in der Stadt komplett eingestellt hatte.

Für die etwa 16.000 Obdachlosen der als "Windy City" (Windige Stadt) bezeichneten Metropole im Bundesstaat Illinois richteten die Behörden mehr als 270 Wärmestuben ein. Bewohner von Chiacago berichteten unterdessen von sogenannten Frostbeben mit lauten Knallgeräuschen. Nach Angaben des Lokalsenders WGN kommen die Geräusche zustande, wenn gefrorene Feuchtigkeit den Boden unter den Füssen aufsprengt.

Im Haus erfroren

Zu den gemeldeten Kältetoten gehörte ein 18-jähriger Student im Bundesstaat Iowa. Er wurde am Mittwoch auf einem Universitätscampus in Iowa City gefunden. Am selben Tag wurde eine 38-jährige Frau erfroren in ihrem ungeheizten Haus in Wisconsin gefunden.

Ursache der extremen Kältewelle war arktische Luft, die sich von dem normalerweise um den Nordpol kreisenden sogenannten Polarwirbel gelöst hatte. Für diese Abspaltung könnte laut einer wissenschaftlichen These die Klimaerwärmung verantwortlich sein.

Auch in Kanada warnten die Behörden vor der klirrenden Kälte. In Winnipeg im Zentrum des Landes sei es kälter als in Sibirien, berichtete der Fernsehsender CTV. Dennoch blieb das öffentliche Leben davon weitgehend unberührt.

(afp/af)

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