Der internationale Kernfusionsreaktor Iter dürfte erst deutlich später in Betrieb gehen als bisher vorgesehen. Das Team plant nun, den Forschungsbetrieb 2034 aufzunehmen, wie es am Mittwoch von der im südfranzösischen Saint-Paul-lez-Durance sitzenden Organisation hiess. Ursprünglich sollte das erste Plasma bereits im kommenden Jahr eingesetzt werden. Iter zufolge wäre dies aber ein kurzer, energiearmer Maschinentest gewesen. Der neue Zeitplan soll eine vollständigere Maschine an den Start bringen.
Der Reaktor Iter soll Energie aus der Verschmelzung von Wasserstoff-Atomen erzeugen und damit die Funktionsweise der Sonne imitieren. Dazu wird ein Wasserstoffplasma auf 150 Millionen Grad Celsius erhitzt. Ziel ist es, mit der Experimentalanlage den Weg für künftige Fusionskraftwerke zur Stromerzeugung zu ebnen. Die Kosten werden auf mehr als 20 Milliarden Euro geschätzt. An dem Projekt sind neben der EU die USA, Russland, China, Indien, Japan und Südkorea beteiligt. Die Arbeiten hatten 2010 begonnen.
Befürworter erhoffen sich von der Kernfusion eine klimafreundliche, nahezu unendlich verfügbare Energiequelle. Iter-Kritiker halten dagegen, dass die Technologie angesichts des Aufstiegs erneuerbarer Energien zu spät komme.
Bereits seit Längerem war laut Iter klar, dass der vorgesehene Zeitplan nicht einzuhalten war. Die Corona-Pandemie und Qualitätsprobleme bei Einzelteilen sorgten für Verzögerungen. Nicht alle benötigten Teile wären bis zum anvisierten Start 2025 verfügbar gewesen. Das neue Vorgehen, das der Vorstand noch prüft, dürfte mit Mehrkosten in Höhe von mehreren Milliarden Euro verbunden sein. © dpa
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