Ein zum zweiten Mal entführter Kioskbesitzer ist in Wuppertal schwer verletzt wieder aufgetaucht. Anscheinend sei der 26-Jährige von seinen Entführern freigelassen worden, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft am Montag. Dass er sich selbst befreit habe, sei eher unwahrscheinlich.
Der Mann sei am späten Samstagabend an einem Krankenhaus erschienen und kam auf die Intensivstation. Am Montag nahm der Fall dann eine weitere Wendung: Der Verletzte verliess das Krankenhaus und lehnte es ab, mit der Polizei zu sprechen. Er wolle sich erst mit seinem Anwalt beraten.
Aufgrund der Spurenlage am Tatort und einer Lösegeldforderung gehen die Ermittler davon aus, dass der Mann erneut entführt wurde. Am Freitag sollte er als Opfer der ersten Entführung im Jahr 2015 vor Gericht aussagen, war aber nicht erschienen. In seinem Kiosk waren daraufhin Spuren eines Kampfes und reichlich Blut entdeckt worden.
Täter der ersten Entführung war bereits geständig
Dass es darum ging, mit der zweiten Entführung seine Aussage zu verhindern, gilt als unwahrscheinlich: Der Angeklagte in dem Prozess hatte zuvor bereits ein umfassendes Geständnis abgelegt. Dabei soll es um Schulden aus Drogengeschäften gegangen sein. Angeklagt in dem Prozess am Landgericht ist ein 40-jähriger Deutscher, der nach langer Suche mit internationalem Haftbefehl im Januar in Polen festgenommen wurde. Ihm wird Menschenraub und Erpressung vorgeworfen. Vom Bruder des Opfers soll er damals 70.000 Euro Lösegeld verlangt haben.
Nach der Zahlung von 25.000 Euro war der Mann freigekommen. Das Opfer war damals gefesselt in einem Wohnwagen bei Mönchengladbach gefangen gehalten und dann in die Niederlande gebracht worden. An einem Bahnhof in Mönchengladbach war er schliesslich freigelassen worden.
Als er zu seiner geplanten Zeugenaussage im Gerichtssaal nicht erschien, hatte der Vorsitzende Richter im Prozess mitgeteilt, dass der Mann offenbar erneut entführt worden sei. Ein Zeuge soll beobachtet haben, wie drei Männer den Mann aus seinem Kiosk führten. © dpa
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