Im September 2018 hatte Moderator Klaas Heufer-Umlauf eine Spendenaktion gestartet, um ein Schiff für die Seenotrettung auf dem Mittelmeer zu chartern. Doch zu einer Rettungsaktion ist es nie gekommen. Ein Schiff gibt es bis heute nicht - das Geld ist trotzdem weg.
Wenn Prominente Spenden sammeln, ist das meist eine Win-Win-Situation. Der Verein oder die Aktion, die Nutzniesser der Sammlung sind, profitieren von der Bekanntheit der Promis, während der- oder diejenige sein Image aufpolieren kann.
Ein Beispiel, wie jedoch auch eine noch so gut gemeinte Aktion ziemlich in die Hose gehen kann, scheint die Spendenaktion von Moderator
Nachdem 2018 das Rettungsschiff "Liefeline" beschlagnahmt worden war, hatte Heufer-Umlauf auf seinen sozialen Kanälen und Youtube zum Spenden aufgerufen. Er wollte nicht nur die Seenotretter finanziell unterstützen, sondern ein eigenes Schiff chartern. "Man braucht jetzt Schiffe, […], um ganz konkret Hilfe leisten zu können", so der Moderator damals in seinem Video.
300.000 Euro wurden in kurzer Zeit gespendet
Wenige Tage später war die Aktion beendet. 297.036 Euro waren zusammengekommen; fast 7.500 Menschen hatten gespendet. Doch die Rechercheseite addendum.org aus Österreich hat nun aufgedeckt, dass das Geld wohl verloren ist: "Warnungen, die die Mission gefährden könnten, wurden erst bagatellisiert und später ignoriert. Der Enthusiasmus derer, die sich für eine gute Sache einzusetzen glaubten, schien grösser als deren praktisches Geschick. Das führte letztlich dazu, dass zwar ein Grossteil der Spendengelder in das Chartern eines Rettungsschiffes flossen, ein solches aber nie auslaufen sollte. Und bis dato weder die Öffentlichkeit noch die Spender davon erfuhren."
Kritik an Informationspolitik von "Civilfleet"
Zunächst sei alles gut gelaufen. Gemeinsam mit dem Grünen-Politiker Erik Marquardt und anderen Aktivisten wurde der "Civilfleet"-Verein gegründet, der die Aktion koordinieren sollte und über dessen Namen als Hashtag die Spendenaktion lief. Wurden zunächst jedoch noch die Spender über den Stand der Dinge informiert, herrschte bald Schweigen.
Doch was ist mit dem Geld passiert? In der Hauptsache ist es laut addendum für die Registrierung eines Schiffes, das auch komplett überholt werden musste, in Panama ausgegeben worden. Instandsetzung und Ausrüstung der "Golfo Azzurro" wurden jedoch immer teuer; auch die Pläne für eine Umregistrierung auf ein anderes Land scheiterten.
Klaas Heufer-Umlauf sieht kein fehlerhaftes Verhalten
Heufer-Umlauf verteidigt gegenüber dem Portal Übermedien das Vorgehen und glaubt "nicht, dass die Spender enttäuscht sind". Seiner Meinung nach ist es ok, dass man nicht früher die Reissleine gezogen und das Projekt gestoppt habe.
Der Verein "Civilfleet" hat sich auf seiner Webseite zu den Vorwürfen geäussert. In vielen Punkten werden die Vorwürfe bestätigt. Das Geld sei weg – trotzdem sei aber alles korrekt gelaufen: "Insgesamt kann man uns glauben, dass es uns am meisten schmerzt, dass die 'Golfo Azzurro' bislang keine Menschen retten konnte. Wir haben jedoch angesichts enormer Widerstände unser bestes gegeben, um im Sinne der Spenderinnen die Seenotrettung im Mittelmeer wieder möglich zu machen."
In der Zwischenzeit hatte Klaas Heufer-Umlauf mit Jan Böhmermann eine weitere Spendenaktion gestartet. Kurz nach der Verhaftung der deutschen Kapitänin Carola Rackete vor Italien wurden knapp eine Million Euro für "Sea-Watch" zusammengetragen. Dieses Geld soll nicht von dem Projekt betroffen sein. (dh)
Verwendete Quellen:
- Übermedien: Klaas Heufer-Umlauf: "Ich würde es wieder tun"
- #civilfleet: Zum Stand des civilfleet-Projekts
- Tagesspiegel: "207.000 Euro weg, ohne dass ein Rettungsschiff startete"
Jan Böhmermann und Klaas Heufer-Umlauf: Spendenaktion für Seenotretter
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