Den jüngsten Rauschgiftfund in Deutschland entdeckten die Ermittler inmitten einer Lieferung eingelegter Gurken und Knoblauch. Für das Schmuggeln von Drogen gibt es noch weitaus skurrilere Ideen. Ein Überblick über die dreistesten Fälle.
Es ist die grösste Einzelmenge an Heroin, die in den vergangenen Jahrzehnten in Deutschland beschlagnahmt wurde: 330 Kilogramm haben die Ermittler des Bundeskriminalamtes Ende September in einem Lastwagen entdeckt – versteckt in einer Lieferung von 23 Tonnen eingelegter Gurken und Knoblauch aus dem Iran.
"Unregelmässigkeiten und Deformationen in beiden Brüsten"
Mit Lebensmitteln als Versteck waren die Drogenschmuggler in diesem Fall nicht besonders kreativ. Die Schlagzeilen der vergangenen Jahre zeigen, dass inzwischen alle möglichen Utensilien für den Transport von Rauschgift missbraucht werden: Hinter Buchseiten und Bilderrahmen, in Öltanks und Autospiegeln, in Kuscheltieren und Legoboxen, sogar im Gestänge von Gehhilfen haben Fahnder bereits Drogen entdeckt. Besonders beliebt ist auch das Schmuggeln am eigenen Körper: unter der Perücke, in Prothesen, als Windel um den Hintern geklebt oder in den Sohlen der Schuhe.
Besonderen Einsatz zeigte dabei eine Frau aus Venezuela: Sie trug 1,7 Kilogramm Kokain bei sich – getarnt als Brustimplantate. Sie flog in diesem Jahr am Flughafen von Madrid auf, als den Beamtinnen beim Abtasten "Unregelmässigkeiten und Deformationen in beiden Brüsten" auffielen. In einem Krankenhaus mussten die Drogen von Ärzten entfernt werden. Bereits 2012 hatten die spanischen Beamten eine Frau aus Panama erwischt, die in Brustimplantaten 1,4 Kilogramm Kokain schmuggeln wollte.
Ihren weiblichen Körper wollte sich im vergangenen Jahr auch eine andere Drogenschmugglerin zu Nutze machen: Unter einem falschen Babybauch versteckte sie zwei Kilogramm Kokain. Doch dann verlor sie die Nerven. Am Flughafen der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá fragte eine Polizistin sie, in welchem Monat sie sei. Daraufhin reagierte die junge Kanadierin ungehalten, die Beamten wurden stutzig. Bei der anschliessenden Durchsuchung merkte die Polizistin, dass sich der vermeintliche Babybauch zu hart und kalt anfühle – das Versteck flog auf.
Tiere als Drogenversteck
Ein anderer Schmuggler wollte offenbar die Drogenhunde austricksen, die mit ihren geschulten Nasen vielen Rauschgifttransporten ein vorzeitiges Ende bereiten: In seinem Laster transportierte der Albaner 2008 nicht nur eine Ladung Schweine, sondern auch mehr als eine Tonne Haschisch – versteckt unter den Exkrementen der Tiere. Die griechischen Zollfahnder kamen ihm dennoch auf die Schliche.
Überhaupt scheinen Tiere eine beliebte Tarnung zu sein, ob tot oder lebendig. 2009 entdeckten mexikanische Fahnder knapp eine Tonne Kokain versteckt in 400 gefrorenen Haifischen, die in zwei Containern auf einem Frachtschiff aus Südamerika unterwegs waren. Der Transport wäre wohl geglückt, wäre die Hafenbehörde nicht von unbekannten Informanten auf die verdächtige Ladung aufmerksam gemacht geworden.
Besonders dreist missbrauchten kolumbianische Drogenhändler vor einigen Jahren sechs Golden Retriever und Labradore: Sie liessen die Hunde operieren und jeweils acht bis neuen Kapseln mit Kokain, insgesamt knapp fünf Kilo, in die Bauchhöhlen der Hunde einnähen. Sobald die Narben verheilt waren, flogen die Schmuggler mit den Tieren nach Madrid. Hier sollten sie erneut operiert werden, um die Drogen zu bergen. Der spanische Zoll hatte jedoch einen Tipp erhalten, liess die Tiere röntgen und entdeckte das Kokain. Zuvor hatten US-amerikanische Zöllner bereits in den Mägen von 225 Schlangen aus Kolumbien Kondome mit Kokain gefunden.
U-Boote als Transportfahrzeug
Auch wenn es um das Transportfahrzeug geht, beweisen viele Drogenschmuggler besonders viel Einfallsreichtum – oder besser gesagt, Dreistigkeit. Vor kurzem erst machte die Geschichte Schlagzeilen, dass Drogen im Auto eines Kardinals gefunden wurden. Der 91-jährige Würdenträger war jedoch nicht selbst kriminell geworden. Sein Sekretär hatte den Wagen zwei Italienern anvertraut, sie sollten ihn zur Inspektion bringen. Stattdessen gingen die beiden damit auf Einkaufstour nach Spanien: Vier Kilo Kokain und 200 Gramm Cannabis brachten sie mit. Das Ganze entdeckten Polizisten an einer französischen Mautstation. Die beiden hatten gehofft, ein Diplomaten-Auto werde nicht kontrolliert.
In Südamerika bauen sich die Drogenkartelle ihre Fahrzeuge gleich selber – und nicht irgendwelche, sondern vollfunktionstüchtige U-Boote. Das grösste sichergestellte ist 30 Meter lang und knapp drei Meter breit. Bis zu 100 Mann sollen an dem U-Boot gebaut haben, 8000 Kilo Kokain sollten darin je Fahrt von Kolumbien nach Mexiko transportiert werden. Ausserdem sind immer wieder kleinere selbstgebaute Tauchboote unterwegs, auf denen Drogen durch den Pazifik verschifft werden – unentdeckt von jeglichem Radar.
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