- Christian Rosa galt als angesagter Künstler und konnte mit seinen Werken viel Geld verdienen.
- Nun hat das FBI den Österreicher wegen mutmasslicher Kunstfälschung festgenommen.
- Sind die Vorwürfe berechtigt?
Der ursprünglich aus Brasilien stammende Österreicher Christian Rosa galt in der Wiener Kunstszene als "Bad Boy" und war auch durch Pöbeleien und Exzesse aufgefallen. Seine Arbeiten fanden jedoch Anerkennung bei Kritikern und verschafften Rosa einen steilen Aufstieg. Seine Werke wurden in verschiedenen Galerien ausgestellt und der Verkauf seiner Kunstwerke brachte ihm Reichtum.
2021 wurde er dann aber vom FBI wegen des mutmasslichen Verkaufs gefälschter Kunstwerke gesucht und schliesslich in Portugal festgenommen. Was steckt hinter der Geschichte des umstrittenen Künstlers?
Christian Rosa: Genie des Abstrakten oder ein überbewerteter Hype?
Rosa wurde 1978 in Rio de Janeiro in Brasilien als Christian Weinberger geboren. Seine Mutter zog, als er sieben Jahre alt war, nach Österreich, wo Rosa in bürgerlichen Verhältnissen in Wien aufwuchs. Sein Stiefvater war Diplomat.
Er kam an die Akademie der bildenden Künste, wo er der Gruppe um Daniel Richter angehörte. Diese war bekannt für den Bruch von Regeln, Exzesse sowie einen stark ausgeweiteten Begriff von dem, was Kunst bedeutet.
In diesem Umfeld erarbeitete Rosa sich zwischen 2007 und 2012 einen Ruf als abstrakter Künstler. Durch die Unterstützung von Kuratoren und Galeristen galt er bald als aufstrebender junger Künstler und wurde zum Shootingstar der Wiener Kunstszene, galt gar als einer der bekanntesten Künstler Österreichs.
Mit seinen Werken und auch seiner aggressiven Art polarisierte Rosa von Anfang an. So wurde seine Kunst etwa auch als "crapstraction" gesehen, ein Kofferwort, das sich aus "crap" (Müll) und "abstraction" (Abstraktion) zusammensetzt. Die einen sahen Rosa als abstraktes Genie, andere hingegen hielten seine Kunst für überbewertet. "Schnell gemalt, mit einem beschränkten Formenvokabular, ohne Konzept, ohne emotionalen oder sinnstiftenden Gehalt, keine Bildtitel", hatte 2016 die Kunsthistorikerin Sabine B. Vogel über eine Ausstellung Rosas geurteilt.
Gelungene Selbstvermarktung
Nach seinem Abschluss verliess er Österreich 2012 und ging in die Vereinigten Staaten – erst nach New York, schliesslich nach Los Angeles. International galt er nun als exotisch, als Ausnahmetalent und er erhielt den Zuspruch der Kunstkritiker. Namhafte Galerien wollten Werke von ihm ausstellen.
Die ersten Monate in Los Angeles verbrachte er in einem Hotel in Hollywood. Spät nachts noch, so gab er selbst an, hätten Personen vor seiner Zimmertür gestanden, mit Tausenden Dollar in der Tasche, um ein Bild von ihm zu kaufen.
In der Downtown der kalifornischen Metropole richtete er sich ein Studio ein, in dem auch eine Reihe bekannter Persönlichkeiten zu Gast waren, so etwa der Rapper
Obwohl er in Österreich aus guten Verhältnissen stammte, inszenierte er sich in Amerika als armer Junge von der Strasse, dem der Aufstieg geglückt war – ganz im Stil des klassischen amerikanischen Traums. Seine gelungene Selbstinszenierung dürfte massgeblich zu seinem Erfolg beigetragen haben.
Bilder verloren an Wert
2014 wurden bei Auktionen Werke von Rosa für insgesamt 670.000 Euro verkauft, danach sanken die Einnahmen jedoch deutlich. Während 2014 ein Rosa-Werk noch für mehr als 200.000 Dollar den Besitzer wechselte, waren ähnliche Werke in den Jahren danach nur noch einen Bruchteil davon wert. 2021 erzielte keines seiner Werke mehr einen Verkaufswert höher als 40.000 Dollar.
Obwohl seine Einnahmen geringer wurden, hatte der Künstler aber offenbar nicht vor, seinen bisher gepflegten kostspieligen Lebensstil aufzugeben. Weiterhin fuhr er teure Autos und lebte in Villen. Schon länger hatte er zudem die Angewohnheit, sich Beliebtheit in seinem Umfeld zu sichern, indem er besonders grosszügig und freigiebig auftrat. Vermutlich wurden 2017 seine Geldsorgen aber so drängend, dass Rosa seine gesamte Existenz in Kalifornien bedroht sah. Nun musste er sehen, wie er aus der Misere herauskam.
Vorwurf der Kunstfälschung
Schon länger pflegte er eine Freundschaft zum amerikanischen Künstler Raymond Pettibon, der als sein Mentor gesehen werden kann. Bekannt ist dieser unter anderem für seine "Wave"-Reihe. Dabei handelt es sich um Kunstwerke, auf denen kaskadenförmige Wellen dargestellt sind. Diese Werke sind besonders beliebt und erzielen Höchstpreise.
2020 wurde ein solches Werk auf dem Markt angeboten, der veranschlagte Kaufpreis lag bei knapp einer Million Dollar. Einige Details auf dem Kunstwerk machten Experten aber misstrauisch: So fand sich unter anderem im Blau der Wellen auch ein ungewöhnlich grüner, von Pettibon sonst nie verwendeter Farbton.
Es stellte sich schliesslich heraus, dass es sich um gar kein Original, sondern eine Fälschung handelte. Auch das Echtheitszertifikat und die darauf vorhandene Unterschrift Pettibons stellten sich als gefälscht heraus. Nun nahmen sich die amerikanischen Behörden der Sache an.
Rasch führte die Spur zu Rosa und es stellte sich heraus, dass es sich nicht um einen einmaligen Vorfall handelte. Es waren insgesamt vier gefälschte Tuschezeichnungen und Aquarelle Pettibons auf den Markt gekommen. Rosa habe damit nicht nur Käufer um Hunderttausende Dollar betrogen, so der Vorwurf, sondern auch den guten Ruf Pettibons gefährdet.
Bislang gilt, solange die Sache nicht vor Gericht verhandelt wurde, allerdings die Unschuldsvermutung. Im Zuge der Ermittlung sichergestellte E-Mails sprechen jedoch dafür, dass die Vorwürfe nicht ganz aus der Luft gegriffen sind. Nachdem im Februar 2021 das Kunstmagazin "Artnet" erstmals über die Vorwürfe gegen Rosa berichtet hatte, schickte dieser am Tag darauf eine E-Mail an einen Bekannten: Das "Geheimnis", wie er es nannte, sei nun ans Licht gekommen. Kurz darauf hatte er die Vereinigten Staaten bereits verlassen.
Rosa stahl vermutlich unvollendete Werke für seine Zwecke
Es wird angenommen, dass es sich bei den besagten Bildern nicht um Nachahmungen handelt, sondern um unvollendete Werke Pettibons, die von Rosa fertiggestellt und signiert wurden. Man vermutet, dass der Österreicher diese bei einem Besuch in Pettibons Atelier in New York entwendet hatte.
Unklar ist bislang noch, wie genau die Fälschung stattgefunden hat und wie viele Personen insgesamt daran beteiligt waren. Wie das österreichische Magazin "Profil" berichtet, bezweifeln Personen aus Rosas Umfeld etwa, dass Rosa selbst fälschte - denn der habe es handwerklich nicht draufgehabt, den Stil Pettibons nachzuahmen.
Flucht nach Europa und Verhaftung
Am 13. Oktober veröffentlichte das zuständige Bundesgericht eine Anklageschrift, in der Rosa Verschwörung, arglistische Täuschung und Identitätsdiebstahl vorgeworfen wurden. Möglich wäre bei einer Veurteilung eine Haftstrafe von bis zu 20 Jahren.
Sein Aufenthaltsort blieb über Monate unbekannt, bis die Spur schliesslich nach Portugal führte. Dort erfolgte am 24. November 2021 seine Festnahme. Seitdem sitzt Rosa in Untersuchungshaft, zur Auslieferung an die Vereinigten Staaten ist es bislang nicht gekommen.
Inzwischen wurden allerdings frühere Taten Rosas bekannt, die in eine ähnliche Richtung gehen: Schon Jahre zuvor hatte er damit begonnen, Werke anderer Künstler zu verkaufen. Der österreichischen Tageszeitung "Der Standard" sollen Hinweise vorliegen, dass sich Rosa womöglich bereits seit Jahren als Betrüger betätigte.
So soll er etwa 2009 zwei Kunstdrucke deutlich unter den üblichen Galeriepreisen verkauft, nach Erhalt des Geldes die Ware jedoch nie ausgeliefert haben. Auch hier gilt allerdings vorerst die Unschuldsvermutung.
Verwendete Quellen:
- Die Presse: Christian Rosa – Fakten & Kritik
- Artnet.com: Nate Freeman: Wet Paint: Artist Stands Accused of Trying to Sell a Partially Forged Raymond Pettibon Work, Collectors Lose Billions in GameStop Frenzy, & More Art-World Gossip, Artnet
- Artnet.com: The FBI Has Busted Once-Rising Artist Christian Rosa for Selling Forged Paintings Purportedly by His Former Mentor Raymond Pettibon
- Der Standard: US-Behörden werfen Christian Rosa Kunstfälschung vor
- Der Standard: Vorwurf der Kunstfälschung: Christian Rosa in Portugal verhaftet
- profil.at: Christian Rosa: Der tiefe Fall des Bad Boy, profil
- Artnet.com: Christian Rosa, the Fallen Art Star Accused of Selling Forged Pettibon Paintings, Has Reportedly Been Arrested in Portugal
- Der Standard: Der 'Scheiss' lief schon länger: Künstler Christian Rosa dealte und prellte nicht nur Sammler
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