Deutschlands Botschafter Alexander Graf Lambsdorff wird an diesem Samstag zum 80. Jahrestag der Leningrader Blockade in St. Petersburg an das "brutale Kriegsverbrechen" der deutschen Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg erinnern. "Mein Land bekennt sich zu dieser Verantwortung ohne Abstriche", sagte Lambsdorff vor dem Gedenktag.
Am 27. Januar 1944 durchbrachen sowjetische Truppen die fast dreijährige Blockade von Leningrad, wie St. Petersburg damals hiess. Auf den Tag genau ein Jahr später befreite die Rote Armee auch das deutsche Konzentrationslager Auschwitz; das Datum ist der internationale Holocaust-Gedenktag zur Erinnerung an den Völkermord der Nazis an den Juden.
"Die Leningrader Blockade mit deutlich über einer Million Todesopfern ist ein besonders erschütterndes und brutales Kriegsverbrechen inmitten des verbrecherischen Überfalls auf die Sowjetunion", sagte Lambsdorff. "Die Blockade macht uns klar, zu welchen Untaten ideologisch verblendete und zu allem bereite Menschen in der Lage sind." Lambsdorff will bei seinem Antrittsbesuch in St. Petersburg - er ist seit August Botschafter in Russland - auch das Blockade-Museum besuchen und mit Überlebenden zusammentreffen.
Der Diplomat sagte bei einer Veranstaltung in der Botschafterresidenz in dieser Woche, dass es nötig sei, neben dem internationalen Holocaust-Gedenktag auch die Blockade ins Licht zu rücken. Die Belagerung Leningrads sei Teil des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion gewesen.
"Dieser Angriffskrieg Deutschlands war von vornherein ein grosses Verbrechen, ein eklatanter Verstoss gegen das Völkerrecht, für den es keine Entschuldigung gibt", betonte er. "Gelegentlich geäusserte Vermutungen, wir würden die Geschichte umschreiben und Verantwortung abgeben wollen, sind falsch."
Bei dem Gedenken an diesem Samstag in St. Petersburg ist auch die Deutsche Kriegsgräberfürsorge vertreten. Auf dem Piskarjowskoje-Friedhof der Millionenstadt, wo Massengräber mit den Toten der Blockade liegen, sind Kranzniederlegungen geplant.
Der Experte Matthias Uhl vom Deutschen Historischen Institut in Moskau bezeichnete die Blockade als Völkermord. Die Nazis unter Adolf Hitler hätten es auf ein gezieltes Aushungern der russischen Bevölkerung und Zerstörung von Leningrad abgesehen. Während der rund 900-tägigen Belagerung zwischen 1941 und 1944 starben Historikern zufolge 1,2 Millionen Menschen. © dpa
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