Ohne sie hätte der Serienmörder Michel Fourniret seine Opfer nicht so leicht anlocken, vergewaltigen und töten können: Die langjährige Ehefrau des "Ardennen-Monsters", Monique Olivier, wurde nun wegen Beihilfe zur Entführung und zum Mord in drei Fällen zu lebenslänglicher Haft verurteilt.
Sie hiessen Marie-Angèle, Joanna und Estelle, und sie hätten vielleicht überlebt, wenn die Frau ihres Mörders ihn bei seinen grausamen Taten nicht unterstützt hätte. Das neunjährige Mädchen und die beiden jungen Frauen im Alter von 18 und 21 Jahren standen im Mittelpunkt des Prozesses, in dem Monique Olivier, die Ex-Frau des Serienmörders Michel Fourniret, jetzt zu lebenslänglicher Haft verurteilt wurde.
Der Prozess war sehr nervenaufreibend für die Angehörigen der Opfer. Die Familien von Estelle und Marie-Angèle hatten vergeblich gehofft, endlich zu erfahren, was Fourniret mit den Leichen der beiden gemacht hatte. Ihre Überreste sind trotz zahlreicher Suchkampagnen bis heute nicht gefunden worden.
Monique Olivier gibt Gedächtnislücken an
Olivier wiederholte immer wieder, dass sie sich nicht erinnere. Die Szenen, an die sie sich während des Prozesses erinnerte, waren allerdings grausam genug. Zeitweise hatten die Angehörigen der Opfer den Gerichtssaal verlassen, weil sie es nicht aushalten konnte.
"Als ich schwanger war, hat er den Mädchen gesagt, dass wir auf der Suche nach einem Arzt seien", sagte Olivier, die sich selbst als "Jagdhund" ihres Mannes bezeichnete. Ihre Anwesenheit im Auto sollte den Opfern ihres Mannes Vertrauen einflössen. Mindestens eines der Opfer vergewaltigte er auf der Rückbank, während seine Frau auf dem Beifahrersitz sass.
Die neun Jahre alte Estelle, die 2003 nach der Schule nicht nach Hause kam, war das letzte bekannte Opfer des Serienmörders. Die Suche nach dem vermissten Mädchen bewegte Frankreich über Jahre hinweg. Olivier schilderte während des Prozesses, dass sie das Mädchen beaufsichtigt habe, während ihr Mann bei seiner Arbeit in einer Schulkantine gewesen sei.
Angehörige verzweifelt: Keine Angaben zum Ablageort
"Seit 20 Jahren wollen wir wissen, was passiert ist", sagte ihr Vater Eric Mouzin, der den Prozess aufmerksam verfolgt hatte. Er bedauerte, dass der Richter Olivier mehrfach ins Wort gefallen sei und so möglicherweise die Gelegenheit versäumt habe, noch weitere Details zu erfahren.
Die 75 Jahre alte Olivier hatte gleich zu Beginn des Prozesses ein pauschales Bekenntnis abgelegt und sich in ihren Worten ansatzweise reumütig gezeigt. Tiefe Gefühle waren ihr jedoch nicht anzusehen.
Die Staatsanwaltschaft warf ihr vor, sich immer wieder bewusst entschieden zu haben, die grausamen Taten ihres Mannes zu ermöglichen und ihn später zu decken. Im Fall von Estelle hatte es 16 Jahre gedauert, bis die Wahrheit ans Licht kam, weil Fourniret schliesslich selber gestand.
Das neue Urteil ändert für Olivier nicht viel. Sie war bereits 2008 gemeinsam mit ihrem Mann zu lebenslänglicher Haft mit anschliessender Sicherungsverwahrung verurteilt worden. Olivier hatte im selben Jahr die Scheidung von ihrem Mann eingereicht. Fourniret starb 2021 in Haft.
Fourniret, von den Medien auch "Monster der Ardennen" genannt, hatte sieben junge Mädchen und Frauen in Frankreich und Belgien entführt, vergewaltigt und ermordet. Ermittler gehen davon aus, dass die Zahl seiner Opfer deutlich höher ist.
Bei den jetzt verhandelten Fällen handelte es sich um den mutmasslich dritten, siebten sowie elften und letzten Mord von Fourniret und seiner Ex-Frau. Die beiden gelten damit als das mörderischste Paar der französischen Rechtsgeschichte. Die 18 und 20 Jahre alten Frauen waren 1988 und 1990 verschwunden. (AFP/cgo)
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