• In einem Wohnheim für Menschen mit Behinderung in Potsdam sind vier Bewohner tot aufgefunden worden.
  • Eine weitere Person wurde schwer verletzt. Auch sie lebte im Wohnheim.
  • Die Staatsanwaltschaft hat gegen eine tatverdächtige Mitarbeiterin Haftbefehl wegen Totschlags beantragt.
  • Sie wurde in die Psychiatrie eingewiesen.

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In einem Wohnheim in Potsdam wurden vier Tote und eine schwer verletzte Frau gefunden. Die Toten waren nach Angaben des Trägers langjährige Bewohner der diakonischen Einrichtung.

Zwei von ihnen hätten dort seit ihrer Kindheit gelebt, sagte Tina Mäueler, Bereichsleiterin Wohnen in den Oberlin Lebenswelten am Donnerstag. Nähere Angaben zur Identität wurden nicht gemacht. Bei der schwer verletzten Person handle es sich ebenfalls um eine Bewohnerin, sagte die Sprecherin des Oberlinhauses, Andrea Benke.

Opfer mit schweren Schnittwunden gefunden

Die Toten und die Schwerverletzte waren laut Polizei in verschiedenen Zimmern gefunden worden. Die Toten haben nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur (dpa) schwere Schnittverletzungen an der Kehle aufgewiesen. Ob dies ursächlich für den Tod war, war am Donnerstag allerdings zunächst ungeklärt.

Die Polizei war kurz vor 21 Uhr am Tatort. Kriminaltechniker sicherten in der Nacht Spuren. Auch ein Notfallseelsorger war vor Ort.

Bei dem Tatort handle es sich um das Thusnelda-von-Saldern-Haus, sagte die Sprecherin. Es gehört zum Komplex des Oberlinhauses in Potsdam-Babelsberg. Dies sei eine Wohnstätte für Erwachsene mit mehrfachen schweren Behinderungen, kein Krankenhaus. Zunächst hatte die Polizei davon gesprochen, die Leichen seien in einem Potsdamer Krankenhaus gefunden worden.

Tatverdächtige in Psychiatrie eingewiesen

Die Staatsanwaltschaft hat gegen eine 51 Jahre alte tatverdächtige Mitarbeiterin Haftbefehl wegen Totschlags beantragt. Wie der Leitende Oberstaatsanwalt Wilfried Lehmann sagte, wurde die Beschuldigte in die Psychiatrie eingewiesen.

Die Haftrichterin habe dringende Gründe für eine eingeschränkte oder vollständige Schuldunfähigkeit erkannt und die einstweilige Unterbringung im Massregelvollzug der Asklepios-Klinik in Brandenburg/Havel angeordnet.

Zu Details wollte er zunächst wegen der laufenden Ermittlungen nichts sagen. Der Tatvorwurf kann auf Mord erweitert werden, falls Mordmerkmale wie niedere Beweggründe oder Heimtücke erfüllt sind.

Gerichtsmediziner untersuchen die Leichen

"Die Opfer werden zurzeit gerichtsmedizinisch untersucht", sagte der Oberstaatsanwalt. "Zum Motiv, zum konkreten Ablauf haben wir noch keine Erkenntnisse." Die Beschuldigte habe noch keine Aussagen gemacht.

Nach Angaben der "Märkischen Allgemeinen", der "Potsdamer Neuesten Nachrichten" und der "Bild" soll die Verdächtige ihrem Mann von den Taten berichtet haben, als sie nach Hause kam, daraufhin soll die Polizei informiert worden sein. Dies wollte der Staatsanwalt nicht bestätigen. "Die Polizei ist informiert worden und hat dann die Leichen vorgefunden."

Oberlinhaus in Potsdam trauert und teilt Mitgefühl mit

Das Oberlinhaus trauert um die vier Toten. "All unsere Sorge und unser Mitgefühl gilt den Angehörigen der Betroffenen", teilte der Verein im Internet mit. "Unsere Anteilnahme gilt auch den anderen Bewohnerinnen und Bewohnern, die nun mit dem Verlust leben müssen und unseren Kolleginnen und Kollegen im Thusnelda-von-Saldern-Haus der Oberlin Lebenswelten. Unsere Gebete gelten weiterhin der Bewohnerin, die heute Nacht schwer verletzt wurde."

Es sei eine so grosse Erschütterung, "das hat uns schon die Beine weggehauen", sagte der Theologische Vorstand des Oberlinhauses, Matthias Fichtmüller am Donnerstag. Am Abend sollte mit einer Gedenkandacht in der Oberlinkirche, zu der nur Angehörige und Mitarbeitende eingeladen waren, an die Opfer erinnert werden.

Ministerpräsident Dietmar Woidke zeigt sich bestürzt

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) zeigte sich bestürzt. "Eine schreckliche Nachricht. Ich bin schockiert", sagte er am Donnerstag nach Angaben von Regierungssprecher Florian Engels. "Meine Gedanken gelten den Opfern und meine Anteilnahme den Angehörigen." Im Privatsender BB Radio sprach er von einer grauenhaften und fürchterlichen Tat. "Es ist ein schwerer Tag für Brandenburg."

Auch Brandenburgs Innenminister Michael Stübgen (CDU) sprach den Angehörigen sein Beileid aus. "Die Tat erschüttert uns alle zutiefst." (ff/mcf/dpa)

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