Li Wenliang starb im Alter von nur 34 Jahren. Der chinesische Mediziner behandelte als Augenarzt im Zentralkrankenhaus in Wuhan Patienten - und warnte als einer der Ersten vor dem Coronavirus.
Ein chinesischer Mediziner, der als einer der ersten vor dem neuartigen Coronavirus gewarnt hatte, ist nun selber an der Infektion gestorben.
Dies teilte am Freitag das Zentralkrankenhaus der Millionenmetropole Wuhan mit, an dem der 34-jährige Li Wenliang tätig war. Li habe sich im Kampf gegen das Virus bei einer Patientin angesteckt. Die "umfassenden Anstrengungen", sein Leben zu retten, seien vergeblich gewesen.
Li Wenliangs Tod wird offiziell untersucht
Die chinesische Regierung untersucht den Tod Wenliangs. Mit Zustimmung des Zentralkomitees der Partei schickte die staatliche Aufsichtskommission ein Ermittlungsteam nach Wuhan, wie die Behörde am Freitag mitteilte.
Li arbeitete als Augenarzt in der Klinik. Er stellte Ende des vergangenen Jahres bei Patienten Symptome fest, die jenen des Sars-Erregers ähnelten. Li befürchtete eine Wiederkehr des Erregers.
An dem Sars-Virus waren laut der offiziellen Bilanz in den Jahren 2002 und 2003 insgesamt 349 Menschen in Festlandchina gestorben. Weltweit gab es 8.000 Infizierte und 774 Tote.
In einer warnenden Botschaft an Kollegen und Studenten vom 30. Dezember informierte Li aufgrund der wachsenden Zahl mysteriöser Virusfälle über seine Erkenntnisse und Ängste.
Polizei ermahnte Li wegen angeblicher Verbreitung von Gerüchten
Zusammen mit sieben Kollegen, die ebenfalls von der Existenz des neuartigen Virus berichtet hatten, wurde er daraufhin von der Polizei wegen der "Verbreitung von Gerüchten" vorgeladen und verwarnt. Sie mussten unterschreiben, dass sie nichts mehr über den Ausbruch enthüllen.
Von chinesischen Internetnutzern wurde Li gepriesen. Er sei "ein Held", der seinen Einsatz gegen das Virus mit dem Leben bezahlt habe, schrieb ein Nutzer, der sich als orthopädischer Chirurg bezeichnete, im Netzwerk Weibo.
Im Januar hatte bereits das oberste Gericht Chinas das Vorgehen der Polizei in Wuhan kritisiert. Die Polizei habe die ersten "Gerüchteverbreiter" bestraft, statt auf die Informationen zu reagieren, erklärte das Gericht.
Die Ausbreitung des Erregers hätte demnach eingedämmt werden können, "wenn die Öffentlichkeit die 'Gerüchte' zu der Zeit geglaubt hätte".
Am Montag hatte auch Chinas Führung in einem ungewöhnlichen Schritt "Fehler" im Umgang mit der Epidemie eingeräumt. Der Ständige Ausschuss des Politbüros der regierenden Kommunistischen Partei erklärte, die Reaktion auf die Epidemie habe "Fehler und Schwierigkeiten" beim nationalen Notfallmanagement offengelegt.
Mehr Tote als durch Sars
Die Zahl der Todesfälle durch das neuartige Virus ist inzwischen in Festlandchina deutlich höher als während der Sars-Epidemie. Nach neuen Zahlen der chinesischen Regierung vom Freitag starben inzwischen 636 Menschen in Festlandchina an den Folgen der Infektion.
Die Zahl der landesweit registrierten Krankheitsfälle durch den Erreger wuchs nach Angaben der Regierung seit Donnerstag um weitere 3.143 Fälle auf insgesamt 31.161. Die allermeisten Infektionen treten nach wie vor in Hubei auf.
Von China aus hat sich das Coronavirus in mehr als zwei Dutzend weitere Länder ausgebreitet. In Deutschland gibt es inzwischen 13 bestätigte Ansteckungsfälle. (AFP/dpa/hau)
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