- Eine Jury hat Boris Becker in mehreren Anklagepunkten für schuldig befunden.
- Unter anderem habe er in seinem Insolvenzverfahren Teile seines Vermögens verschleiert.
- Ihm könnte damit eine Haftstrafe drohen.
Im Londoner Strafprozess gegen
Viermal lautete das Urteil: "schuldig". Die Laienrichter waren überzeugt: Der Ex-Tennisstar hat Teile seines Vermögens im Insolvenzverfahren bewusst nicht vollständig angegeben. Nach Ansicht der Jury hat er unter anderem eine Immobilie in Leimen verschleiert und unerlaubterweise hohe Summen auf Konten seiner Ex-Frauen Barbara und
Theoretisch drohen Becker bis zu sieben Jahre Haft
Theoretisch drohen Becker bis zu sieben Jahre Haft. Ob er tatsächlich hinter Gittern landet, entscheiden nicht die elf Geschworenen, sondern die Berufsrichterin. Bis zum 29. April geht das grosse Zittern weiter, dann will Richterin Deborah Taylor ihr Strafmass verkünden. Becker kann danach noch immer Einspruch einlegen - sowohl gegen den Schuldspruch als auch gegen das Strafmass.
Die elf Geschworenen hatten drei Tage in Folge am Southwark Crown Court über ihr Urteil diskutiert. Becker musste sich während der Beratungen im Gerichtsgebäude bereithalten, weil jederzeit die Entscheidung verkündet werden konnte. Am Freitag erschien er erneut mit seiner Freundin Lilian de Carvalho Monteiro und seinem Sohn Noah vor Gericht.
Prozess gegen Boris Becker in London: Jury spricht ihn in vier von 24 Anklagepunkten schuldig
Becker war am 21. Juni 2017 gerichtlich für zahlungsunfähig erklärt worden. In dem Verfahren stand ein Kredit der Privatbank Arbuthnot Latham in Höhe von 3,5 Millionen Euro im Mittelpunkt. Der Gesamtumfang seiner damaligen Schulden wurde aber auf bis zu 50 Millionen Pfund (60 Millionen Euro) geschätzt. Die Geschworenen kamen nun zu dem Schluss, dass er in vier von 24 Anklagepunkten entgegen der gesetzlichen Vorgaben nicht seinen gesamten Besitz offenlegte. Bei den Vorwürfen ging es auch um mehrere Trophäen, darunter den Wimbledon-Pokal von Beckers erstem Sieg bei dem wichtigen Grand-Slam-Turnier 1985.
Die Gläubiger des Ex-Tennisstars wollten unter anderem seine Trophäen verkaufen lassen, um an ihr Geld zu kommen. Neun Trophäen, davon zwei aus Wimbledon sowie Beckers olympische Goldmedaille von 1992, waren jedoch nicht auffindbar. Andere Trophäen des Deutschen wurden für 700.000 Pfund (840.000 Euro) verkauft, um einen Teil seiner Schulden zu begleichen.
Boris Becker ist "schockiert" und "beschämt" über seine Bankrotterklärung
Der ehemalige Tennisprofi hatte die Vorwürfe strikt zurückgewiesen. Er habe weder Zeit noch Expertise gehabt und finanzielle Fragen daher stets seinen Beratern überlassen, hatte Becker vor Gericht ausgesagt. In dem Londoner Prozess schilderte er, dass er "schockiert" und "beschämt" über seine Bankrotterklärung gewesen sei. Zum Verbleib der vermissten Trophäen sagte er aus, obwohl er seit Einleitung seines Insolvenzverfahrens aktiv nach ihnen gesucht habe, sei er "heute immer noch nicht in der Lage" zu sagen, wo sie seien.
Sein Anwalt Jonathan Laidlaw hatte ihn als naiv und faul dargestellt. Er sei zudem nicht rechtzeitig informiert worden, welche Pflichten er nach seiner Insolvenz hatte.
Staatsanwältin Rebecca Chalkley schenkte seinen Angaben aber keinen Glauben. Becker habe vorsätzlich Geld auf andere Konten überwiesen, um es dem Zugriff seiner Insolvenzverwalter zu entziehen. Zudem habe er gewusst, dass er als Eigentümer mehrerer Immobilien eingetragen war, sagte sie in dem Verfahren. Ausserdem schiebe Becker die Schuld seinen Beratern zu.
Boris Becker wurde schon 2002 in München zu einer Freiheitsstrafe verurteilt
Becker, der in seiner Sportlerkarriere sechs Grand-Slam-Turniere gewann, hatte bereits wiederholt juristische Schwierigkeiten wegen Geldangelegenheiten. 2002 hatte ein Gericht in München Becker wegen Steuerhinterziehung von rund 1,7 Millionen Euro zu einer zweijährigen Freiheitsstrafe auf Bewährung und einer Geldstrafe von 500.000 Euro verurteilt.
Die spanische Justiz nahm Becker wegen Schulden im Zusammenhang mit seiner Villa auf Mallorca ins Visier, und die Schweizer Justiz, weil er den Pfarrer nicht bezahlt haben soll, der ihn 2009 traute. (dpa/AFP/ank/hau)
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