Der Vorfall hatte vor einem Jahr für heftige Proteste gesorgt: Ein Londoner Polizist soll auf einen 24-jährigen Schwarzen geschossen haben. Nun wurde der Beamte wegen Mordes angeklagt.
Ein Jahr nach dem tödlichen Schuss auf einen 24-jährigen Schwarzen im Süden Londons ist ein Polizist wegen Mordes angeklagt worden. Der namentlich nicht genannte Polizist müsse am Donnerstag vor einem Amtsgericht in London erscheinen, teilte die zuständige Staatsanwaltschaft Crown Prosecution Service am Mittwoch mit. Der Tod des 24-Jährigen hatte heftige Proteste gegen die bereits umstrittene Polizei der britischen Hauptstadt ausgelöst.
Nach Angaben der unabhängigen Aufsichtsbehörde IOPC, die das Verhalten von Polizisten untersucht, wurde Kaba am 5. September 2022 bei einer Polizeikontrolle seines Autos von einem Schuss getroffen, der durch seine Windschutzscheibe schlug. Er starb Stunden später im Krankenhaus.
Der Polizist, der den Schuss abgefeuert hatte, wurde für die Dauer der Ermittlungen vom Dienst suspendiert. Der Fall warf erneut die Frage nach systematischem Rassismus innerhalb der Metropolitan Police auf.
Anklage eines Polizisten wegen Mordes ist äusserst selten
Kabas Familie begrüsste die Mordanklage. Es sei wichtig, dass Kaba Gerechtigkeit widerfahre: "Chris wurde von seiner Familie und seinen Freunden sehr geliebt, er hatte eine glänzende Zukunft vor sich, doch dann wurde sein Leben viel zu früh beendet."
Dass ein Polizist wegen Mordes angeklagt wird, ist in Grossbritannien äusserst selten. Nach Angaben der NGO Inquest starben seit 1990 insgesamt 1.870 Menschen in oder nach dem Polizeigewahrsam oder nach Kontakt mit der Polizei. In einem einzigen Fall wurde ein Polizist im Jahr 2021 wegen Totschlags verurteilt.
Nach der Aufdeckung mehrerer schwerer Verbrechen, die von Londoner Polizisten begangen wurden, steckt die Metropolitan Police in einer schweren Vertrauenskrise. Am Dienstag hatte der Vize-Chef der Met, Stuart Cundy, mitgeteilt, dass binnen eines Jahres mehr als tausend Beamte wegen Fehlverhaltens suspendiert oder versetzt worden seien. Der Londoner Polizei gehören rund 34.000 Beamte an. (AFP/tas)
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