Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat sich ungeachtet heftiger Kritik erneut auf die Seite des mit Vergewaltigungsvorwürfen konfrontierten Schauspielers Gérard Depardieu gestellt.
"Ich bedaure es überhaupt nicht, dass ich im Fall eines Künstlers auf die Unschuldsvermutung verwiesen habe", sagte Macron am Dienstagabend bei seiner zweiten grossen Pressekonferenz seit seinem Amtsantritt. Macron hatte
"Wenn mir etwas Leid tut, dann ist es, dass ich nicht deutlich genug gesagt habe, wie wichtig die Aussagen von Frauen sind, die Opfer von Gewalt werden, und wie wichtig dieser Kampf für mich ist", fügte er hinzu.
Macrons Haltung erregte erneut Kritik von Frauenrechtlerinnen. "Von der Verteidigung Depardieus bis zur demographischen Aufrüstung ist es offensichtlich, dass Macron Frauenthemen zur Chefsache gemacht hat", kommentierte die Feministin Marie Coquille-Chambel ironisch im Onlinedienst X.
Ein kürzlich von France 2 ausgestrahlter Dokumentarfilm, der zahlreiche vulgäre und sexistische Kommentare von Depardieu während einer Drehreise zeigt, hatte den Ruf des Schauspielers massiv beschädigt. Gegen Depardieu wird zudem in zwei Fällen wegen Vergewaltigung und in einem Fall wegen sexueller Übergriffe ermittelt.
Die damalige französische Kulturministerin Rima Abdul Malak hatte nach der Dokumentation ein Verfahren angekündigt, um Depardieu die Mitgliedschaft in der Ehrenlegion zu entziehen. Macron liess jedoch erkennen, dass es dazu nicht kommen werde. In der vergangenen Woche ersetzte er Abdul Malak durch die konservative Bezirksbürgermeisterin Rachida Dati, die bislang nicht durch Interesse an Kulturpolitik aufgefallen war.
Die Affäre um Depardieu hatte auch international Kreise gezogen: Das öffentlich-rechtliche Westschweizer Fernsehen RTS strahlt bis auf Weiteres keine Filme mehr mit Depardieu in einer Hauptrolle aus. Die kanadische Provinz Québec hatte dem Schauspieler eine Auszeichnung aberkannt.
Depardieu arbeitete mit den bekanntesten Regisseuren und Schauspielerinnen Frankreichs zusammen und kommt auf mehr als 200 Filme. Darin verkörperte er den wortstarken Cyrano de Bergerac ebenso wie einen abgehalfterten Schlagersänger, einen Schlachthofarbeiter oder einen Alzheimer-Patienten. Im Gedächtnis bleiben nicht zuletzt seine Auftritte als Obelix. © AFP
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.