Ein grausamer Verdacht: Der ehemalige Chefermittler im Fall Maddie glaubt seit Jahren, dass die Eltern des verschwundenen Mädchen ihren Tod vertuschen wollen. Die McCanns klagen dagegen. Aber wie kommt der portugiesische Ex-Polizist Goncalo Amaral zu der Anschuldigung?

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Am 3. Mai 2007 verschwindet Madeleine McCann aus einer Ferienanlage an der portugiesischen Algarve, eine Woche vor ihrem vierten Geburtstag. Ihre Eltern, Gerald und Kate McCann, suchten sie mithilfe einer gross angelegten Medienkampagne und unterstützt von zahlreichen Prominenten. Doch bis heute gibt es kein Lebenszeichen von ihr.

Der portugiesische Polizist Goncalo Amaral leitete von Mai bis Oktober 2007 die Ermittlungen um das verschwundene Mädchen. Dann wurde er unter ungeklärten Umständen von dem Fall abgezogen und aus dem Polizeidienst entlassen.

Im Juli 2008 veröffentlichte er im Ruhestand das Buch "Maddie - Die Wahrheit über die Lüge". Darin behauptet er, dass Maddie am Tag ihres Verschwindens durch einen tragischen Unfall gestorben sei. Ihre Eltern hätten ihr Kind tot aufgefunden und sich spontan entschlossen, es verschwinden zu lassen. Die Leiche hätten sie zunächst versteckt und die Entführung nur vorgetäuscht. Die McCanns haben wegen dieses Buches einen Verleumdungsprozess gegen ihn angestrengt. Der Prozess musste am Montag erneut vertagt werden, weil Amaral seinen Rechtsvertreter gewechselt hatte.

Der Ex-Ermittler wirft den McCanns eine Vertuschungsaktion vor

Warum sollten die beiden eine Entführung inszeniert haben? Amaral vermutet Angst als Motiv für die Vertuschungsaktion. Nach seiner These fürchtete das Ärztepaar, wegen Verletzung ihrer Aufsichtspflicht vor Gericht gestellt zu werden, was auch das Ende ihrer Karriere bedeutet hätte. Maddie war damals alleine in der Ferienwohnung, während die Eltern mit ihren Freunden zu Abend assen. Eine Stunde, bevor das leere Bett des Mädchens gegen 22 Uhr entdeckt wurde, hatte die Mutter zuletzt nach ihr gesehen und sie schlafend vorgefunden.

Die McCanns sollen sich laut Amaral auch mit ihren Freunden über ihren Plan abgesprochen haben. Als einzige mögliche Erklärung für das Verschwinden von Maddie sei ihnen nur eine Entführung eingefallen.

Amaral betont selbst, lediglich Indizien und keine Beweise für seine Theorie zu haben. So sei es ihm verdächtig vorgekommen, dass die McCanns nach Maddies Verschwindens ihre Handys ausgeschaltet liessen. Auch habe Vater Gerry angeblich nach Sportergebnissen gesucht, statt sich um seine Tochter zu sorgen.

"Das ist nur eine neue Publicity-Kampagne"

Die Zusammenarbeit mit den britischen Behörden sei laut Amaral von Beginn an sehr schwierig gewesen. Er beschuldigt die Polizei, dass sie nie eine mögliche Schuld der McCanns in Betracht gezogen und nur in Richtung einer Entführung des Mädchens ermittelt hätten. Politische Einflussnahme hätte dabei auch eine Rolle gespielt. In der Zeit der Ermittlungen wurde der Portugiese selbst Zielscheibe von britischen Boulevardjournalisten, die ihn als unfähig und faul darstellten.

Neue Ermittlungen und Medienberichte zu dem Fall Maddie, wie in der deutschen Fernsehsendung "Aktenzeichen XY ... ungelöst" im vergangenen Herbst, kommentierte Amaral bissig: "Das ist meiner Meinung nach nur eine neue Publicity-Kampagne mit dem Zweck der Fehlinformation und der Vergiftung, nichts weiter."

Die portugiesischen Behörden hatten die Suche nach der verschwunden Tochter der McCanns im Juli 2008 eingestellt. Das britische Paar forderte in den darauffolgenden Jahren immer wieder neue Untersuchungen. Seit Anfang Mai wurden die Ermittlungen von britischen und portugiesischen Beamten neu aufgenommen.

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