Mallorca ist eines der Lieblingsurlaubsziele in Europa. Doch immer wieder müssen beliebte Badestrände gesperrt werden – wegen Fäkalkeimen im Wasser. Die Kläranlagen der Insel können die grosse Zahl an Touristen nicht bewältigen, grosse Mengen Schmutzwasser fliessen ungehindert ins Meer.
Weisser Sand, blaues sauberes Wasser – so stellen sich viele Urlauber ihre Sommerferien auf Mallorca vor. An manchen Stränden der Balearen-Insel kann das jedoch ganz anders aussehen: Bei einer gross angelegten Untersuchung hat der spanische Umweltverband Ecologistas en acción aufgedeckt, dass manche Küstenabschnitte stark mit ungeklärtem Wasser und Fäkalien verunreinigt sind.
Die Umweltschützer analysierten im Rahmen ihrer Studie die gesamte spanische Küste. Dabei wurden insgesamt 48 "schwarze Flaggen" verliehen – Negativauszeichnungen für Strände aufgrund schlechten Umweltmanagements oder schlimmster Verschmutzungen. Wie das "Mallorca Magazin" berichtet, sind auch mehrere Strände auf Mallorca betroffen.
Eine "Schwarze Flagge" gab es für die Bucht von Alcúdia und die Strände von Can Picafort und Son Bauló. Dort würde die Einleitung von unzureichend gereinigtem Abwasser die Wasserqualität erheblich beeinträchtigen, kritisieren die Umweltschützer. Schuld daran sei vor allem die veraltete Kläranlage von Son Bosc.
Insbesondere bei Niederschlägen soll diese immer wieder überlastet sein. Grosse Regenmengen übersteigen schnell die ohnehin schon begrenzte Kapazität der Kläranlage, so dass fäkalienhaltiges Wasser letztlich ungeklärt im Meer landet.
Gesperrte Strände in Palma de Mallorca
Dieses Phänomen ist auch an den Stadtstränden von Palma bekannt: Sowohl im vergangenen Jahr als auch in dieser Saison mussten einige Strände immer wieder wegen starker Verunreinigung schliessen. Bei stärkeren Regenfällen war es regelmässig zur Überlastung der dortigen Klärwerke gekommen. Die Staubecken liefen über, dadurch gelangte ungeklärtes Wasser samt Fäkalien ins Meer. So auch vor wenigen Tagen: Laut der "Mallorca Zeitung" wurde der Strand Ciutat Jardí im Osten von Palma de Mallorca aufgrund des stark verschmutzten Wassers geschlossen.
Auch das Nachrichtenportal "n-tv" konnte kürzlich Verschmutzungen nachweisen und kam dabei zu besonders erschreckenden Ergebnissen. Bei der Untersuchung von Wasserproben an verschiedenen Stränden Mallorcas wurden teilweise gefährliche Fäkalbakterien entdeckt. Am Balneario 14 in Palma sollen die Forscher laut des Berichts sogar multiresistente Keime gefunden haben.
Mallorca: Unsichtbare Gefahr im Wasser
Besonders gross sind die Gesundheitsgefahren in geschlossenen Buchten - auch wegen der geringen Wassertiefe. Beide Faktoren erschweren nämlich den Wasseraustausch. Hinzu kommt, dass sich dort meist viele Badegäste befinden. Laut des Berichts der Umweltschützer "Ecologistas en acción" könnte dies die Wasserqualität zusätzlich verschlechtern.
Ausserdem ist eine Fäkal-Verschmutzung mit blossem Auge oft nicht sichtbar. Dadurch steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Urlauber unbeschwert im verschmutzten Meer schwimmen und ihnen das Wasser dabei auch in den Mund schwappt.
Den Behörden ist das Problem bekannt. Um weitere Gefahren zu verhindern, sei eine Verbesserung der Abwasserkanäle in Planung. Ausserdem soll bis nächstes Jahr ein neuer Tank an der alten Kläranlage in Palma installiert werden, schreibt die "Mallorca Zeitung". Er könne jedoch nur rund 30 Prozent der Abwasseraustritte verhindern. (kad)
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