Der neue Bundeswehr-Hubschrauber "Sea Lion" ist eigentlich längst einsatzbereit. Die Marine lässt ihn dennoch nicht fliegen. Grund ist keine Panne an dem Fluggerät selbst, sondern erhebliche Lücken in der Bedienungsanleitung.
Die Bundeswehr nimmt den vor fünf Wochen von Airbus ausgelieferten Marine-Hubschrauber NH90 "Sea Lion" wegen erheblicher Lücken in der Bedienungsanleitung vor dem Jahreswechsel nicht mehr in Betrieb.
Bei der Wartung seien in der sogenannten Technischen Dokumentation an 150 Stellen "Unregelmässigkeiten" festgestellt worden. "In der Summe handelt es sich hierbei um erhebliche Fehler, die einen sicheren Flugbetrieb des Hubschraubers nicht erlauben", teilte das Bundesverteidigungsministerium am Mittwoch mit.
Als Beispiel nannte die Bundeswehr fehlende Angaben dazu, mit welchem Fett bewegliche Bauteile des Hubschraubers geschmiert werden sollten. Auch bleibe offen, wie oft dies geschehen müsse.
Von der Leistungsfähigkeit überzeugt
Ministerin Annegret Kramp-Karrenbauer sagte im Bundestag, dass die Hubschrauber zwar flugfähig seien. Solange die Handbücher keine sichere Wartung ermöglichen würden, werde "keiner dieser Hubschrauber in die Luft" gehen, betonte die CDU-Chefin aber. Das gebiete die Fürsorgepflicht für die Piloten.
Airbus Helicopters hatte den ersten "Sea Lion" am 24. Oktober an das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr übergeben. Insgesamt hat die Bundeswehr 18 Maschinen dieses Typs bestellt, die nach jetziger Planung bis 2022 in Betrieb genommen werden sollen.
Eine Technische Dokumentation soll alle Informationen über ein Waffensystem enthalten, die zu Nutzung, Wartung und Reparatur nötig sind. Für den "Sea Lion" hält die Bundeswehr das bei Weitem nicht für gewährleistet. Man sei zwar weiterhin grundsätzlich von der Leistungsfähigkeit des Hubschraubers überzeugt.
"Aufgrund der unzureichenden und lückenhaften technischen Dokumentation kann jedoch zum jetzigen Zeitpunkt ein Flugbetrieb durch die Frauen und Männer der Marine nicht verantwortet werden." Der Ausbildungsflugbetrieb werde nicht mehr in diesem Jahr starten.
Airbus zeigt sich einsichtig
Airbus Helicopters zeigte sich einsichtig. "Die vom Ministerium genannten Punkte sind seit Längerem bekannt und wir arbeiten bereits mit allen beteiligten Partnern an deren zeitnaher Behebung", erklärte das Unternehmen.
Die Verzögerung habe "aktuell keine Auswirkungen auf die Herstellung der vollen Einsatzreife des Hubschraubers, die ab 2023 vorgesehen ist".
Erst vor zwei Wochen hatte die Bundeswehr mitgeteilt, dass sie die Annahme von zwei neuen Transportflugzeugen des Typs Airbus A400M abgelehnt habe. Bei Routinekontrollen an bereits ausgelieferten Maschinen seien Mängel an den Befestigungsmuttern der Propeller festgestellt worden. (ff/dpa/afp)
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