Wende im Fall der mehr als fünf Jahre vermissten Maria H. aus Freiburg: Die 18-Jährige, die erst seit kurzem wieder bei ihrer Familie ist, hat ihre anfängliche Aussage zu grossen Teilen revidiert. Laut ihrer Mutter habe sie ihren Begleiter schützen wollen.
Fünf Jahre lang war Maria H. verschwunden. Fünf Jahre wusste ihre Familie nicht, wo sie sich befindet, bis sie sich vergangene Woche überraschend bei ihrem Vater gemeldet hatte und von Freunden in Mailand abgeholt und zurück nach Hause gebracht wurde.
Maria war als 13-Jährige zusammen mit dem 57-jährigen Bernhard H. verschwunden. Die Polizei ging damals davon aus, dass sie sich verliebt hatte und freiwillig mitging. In Internet-Chats hatte sich der Mann den Ermittlungen zufolge als Teenager ausgegeben.
Nach ihrer Rückkehr hatte Maria gegenüber der Polizei erklärt, sie habe gemeinsam mit dem 40 Jahre älteren Mann eine Zeit lang in Polen gelebt und dabei im Auto übernachtet. Später sei sie alleine mit Fahrrad und Zelt weiter gezogen und habe sich nach drei Monaten in Italien niedergelassen. Sie habe zudem keine Kenntnis, wo sich Bernhard H. aufhalte.
Maria zieht Aussage zurück
Diese erste Aussage hat Maria nun revidiert. Laut Polizei sagt die 18-Jährige jetzt, sie habe Polen im Sommer 2013 mit ihrem Begleiter verlassen. Vor zwei Jahren hätten sie in Sizilien gemeinsam eine Wohnung bezogen. Sowohl der in der vergangenen Woche in Sizilien Festgenommene als auch Maria jobbten ihrer Aussage nach als Tagelöhner, um den gemeinsamen Lebensunterhalt zu finanzieren.
Laut Marias Mutter, habe das Mädchen in ihrer ersten Aussage versucht, den 57-Jährigen zu schützen. Das schreibt sie in einem Facebook-Post.
Der aus Blomberg in Nordrhein-Westfalen stammende Mann war vergangenen Donnerstag in einem leerstehenden Haus in Sizilien von Polizisten festgenommen worden. Er soll nun nach Deutschland ausgeliefert werden.
Strafrechtlich verantworten müsse er sich, weil er ohne Einwilligung der Eltern mit einer Minderjährigen untergetaucht sei, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Auch wenn Maria freiwillig mitgegangen sei, stelle dies eine Straftat dar. Bei Kindesentzug drohen Angeklagten laut Strafgesetzbuch den Angaben zufolge bis zu fünf Jahre - in schweren Fällen bis zu zehn Jahre - Haft. (dpa/ska)
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