Was genau nahe einer Freiburger Diskothek im Oktober 2018 passiert ist, muss das örtliche Landgericht klären. Elf Männern wird vorgeworfen, eine damals 18-Jährige gemeinschaftlich vergewaltigt zu haben. Das Bild dieser verhängnisvollen Nacht beginnt langsam, sich abzuzeichnen.

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Die Nacht vor der Disco wird das Freiburger Landgericht noch länger beschäftigen. Der Prozess dauert bis mindestens Ende Dezember. Fast alle elf Angeklagten schweigen zu den Vorwürfen, die Richter sind auf Indizien angewiesen.

Doch nach sechs Verhandlungstagen wird das Bild klarer. Es geht um eine rund zweieinhalb Stunden dauernde Gewalttat, die Schlagzeilen machte. Der Prozess, der Ende Juni begann, findet überregional Beachtung.

18-jähriges Opfer sagt unter Ausschluss der Öffentlichkeit aus

Die 18-Jährige, die im vergangenen Oktober nachts vor einer Diskothek in Freiburg Opfer einer Gruppenvergewaltigung wurde, soll nun am 24. Juli, dem nächsten Prozesstag, aussagen - voraussichtlich unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

Sie hat gegenüber Freunden und der Polizei erklärt, sie sei in der Nacht vor der Disco von "mindestens zehn bis 15 Männern" vergewaltigt worden. Die Männer flüchteten.

Nachdem die angehende Altenpflegerin zuvor in der Disco eine Ecstasy-Tablette und möglicherweise auch K.o.-Tropfen zu sich genommen hatte, sei sie hilf- und wehrlos gewesen, sagte Staatsanwalt Rainer Schmid.

Der erste Täter habe sich an ihr vergangen und sei dann zurück in die Disco gegangen, um andere Männer zum Vergewaltigen zu animieren. Nacheinander und auch gleichzeitig sollen sie die Frau missbraucht haben.

Freiburg: Niemand hat die Vergewaltigung gesehen

Augenzeugen gibt es laut dem Staatsanwalt nicht. Es seien aber Körperspuren und andere Beweise gefunden worden.

Die elf nun Angeklagten sitzen in Untersuchungshaft. Nur einer von ihnen hat vor Gericht ausgesagt, ein anderer hat von seinem Anwalt eine Erklärung verlesen lassen.

Tenor: Die Frau habe Sex verlangt, die sexuellen Kontakte seien einvernehmlich gewesen. Das Gegenteil lasse sich nicht beweisen, sagt Verteidiger Jörg Ritzel. Zudem habe die Frau unter Drogen gestanden.

Das Vorgehen mancher der elf Pflichtverteidiger stösst in dem Strafprozess auf Kritik. "Einige Verteidiger verhalten sich sehr offensiv und in einer Weise, die dem Verfahren nicht angemessen ist", sagt die Anwältin der 18-Jährigen, Christiane Steiert.

Gegenüber Medien sei die junge Frau von den Juristen diffamiert worden. Das belaste sie. Zudem passe es nicht zusammen, dass Angeklagte und Verteidiger im Prozess zu den Vorwürfen schwiegen, die Verteidiger aber gleichzeitig Interviews gäben.

Pflichtverteidigerin Kerstin Oetjen sagte, der Prozess sei emotional aufgeladen und finde in der Öffentlichkeit statt. "Es ist daher unser Recht, Waffengleichheit herzustellen und uns öffentlich zu äussern". Kritik an Verteidigern könne sie nicht nachvollziehen.

Aufgeheizte Stimmung im Gerichtssaal

Im dem Prozess gehe es nun um die juristische Aufarbeitung der Tatvorwürfe, sagte der Vorsitzende Richter Stefan Bürgelin und appellierte an die Prozessbeteiligten, Emotionen im Griff zu halten. "Eine aufgeheizte Stimmung schadet dem Verfahren sehr."

Der Chefermittler der Polizei, der als erster Zeuge auftrat, bestätigte die in der Anklage erhobenen Vorwürfe. So auch die Freundin der 18-Jährigen, die damals mit ihr in der Disco war, sie dann aber aus den Augen verlor.

"Sie ist ein herzensoffener Mensch", sagte die 20-Jährige am Freitag über ihre damalige Begleiterin und widersprach der These, sie habe an dem Abend von Männern Sex verlangt: "Das ist nicht ihr Stil, dass sie weggeht und sagt, sie will sexuelle Erfahrungen haben."

Am Tatabend habe sie geweint und sei zusammengebrochen, nachdem sie von Vergewaltigungen berichtet habe. Sie leide bis heute.

Wie lange der Prozess dauern wird, lasse sich nicht abschätzen, sagte Richter Bürgelin. Mögliche Termine für Urteile gibt es noch nicht. Fest steht seit Freitag nur: Die Plädoyers werden, zum Schutz der 18-Jährigen, unter Ausschluss der Öffentlichkeit gehalten.

Wann es die Plädoyers geben wird, steht noch nicht fest. Bis Ende September will das Gericht an knapp 30 Verhandlungstagen rund 50 Zeugen und Sachverständige hören. (hau/dpa)

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