Die spanische Polizei hat Medienberichten zufolge einen ihrer Kollegen unter dem Verdacht festgenommen, dem katalanischen Separatistenführer Carles Puigdemont beim Untertauchen in Barcelona geholfen zu haben. Der Beamte habe das weisse Auto zur Verfügung gestellt, mit dem Puigdemont nach einer kurzen Rede vor Anhängern im Zentrum der Stadt entkommen sein soll, schrieben die Zeitungen "El País" und "La Vanguardia" unter Berufung auf Polizeiquellen. Eine offizielle Bestätigung gab es zunächst nicht. Inzwischen läuft eine Grossfahndung unter dem Codenamen "Käfig" nach Puigdemont.

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Der mit Haftbefehl gesuchte 61-Jährige war am Morgen nach fast sieben Jahren im Exil erstmals wieder in Barcelona aufgetaucht. Er hatte zuvor angekündigt, er wolle an der Sitzung des Regionalparlaments teilnehmen, bei der der Sozialist Salvador Illa zum neuen Ministerpräsidenten Kataloniens gewählt werden soll. Jedoch statt nach der Rede vor geschätzten 3.500 Menschen zum Parlament zu ziehen, verschwand Puigdemont spurlos.

Die zuständigen Sicherheitskräfte hätten sich auf alle möglichen Entwicklungen vorbereitet, nur nicht auf eine erneute Flucht Puigdemonts, nachdem er ja freiwillig nach Spanien eingereist war, schrieb "La Vanguardia" unter Berufung auf Polizeiquellen. Alle Mitglieder der katalanischen Polizeieinheit Mossos d'Esquadra, einer Art Landespolizei, die für die Festnahme Puigdemonts zuständig war, seien erschüttert über das Versagen.

Puigdemont war nach einem illegalen Unabhängigkeitsreferendum von 2017 und der anschliessenden gescheiterten Abspaltung heimlich in einem Auto ausser Landes geflohen. Obwohl es inzwischen eine Amnestie für Separatisten gibt, besteht immer noch ein Haftbefehl gegen Puigdemont, dem ein Ermittlungsrichter vorwirft, sich 2017 persönlich bereichert zu haben, indem er seine illegalen politischen Ziele mit öffentlichen Geldern finanzierte, statt in die eigene Tasche zu greifen. Persönliche Bereicherung aber ist von der Amnestie ausgenommen. Die gerichtliche Klärung dieser Frage dürfte noch Monate dauern.  © dpa

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