Der Erfurter Arzt Mark S. hat in der dritten Verhandlungswoche des Dopingprozesses in München die Taten weitgehend gestanden. Das erklärten seine Anwälte. Er stritt ab, dass es ihm um Geld ging. Die Gesundheit der Athleten habe er nicht riskiert.
Der Mediziner Mark S. hat als Hauptangeklagter im Blutdoping-Prozess ein umfassendes Geständnis abgelegt und Manipulationen seit 2012 eingeräumt. In einer von seinen Anwälten verlesenen Erklärung räumte der Erfurter am Dienstag ein, von jenem Jahr an vor allem Winter- und Radsportler betreut zu haben.
Allerdings unterstrich Mark S., dass es ihm dabei nicht um Geld gegangen sei, sondern dass er nur kostendeckend gearbeitet habe. "Ich habe mit Doping keinen Gewinn erzielt", hiess es in der Erklärung.
Darüber hinaus widersprach er dem Vorwurf, die Athleten durch die Behandlungen in Gefahr gebracht zu haben. "Mir war immer wichtig, dass den Sportlern kein gesundheitlicher Schaden zugefügt wird."
Die Staatsanwaltschaft München wirft dem 42 Jahre alten Mediziner fast 150 Vergehen vor. Mark S. räumte die meisten Taten ein, widersprach aber auch in gut einem Dutzend der aufgelisteten Fälle.
Weitere Angeklagte räumen Beteiligung ein
In den ersten beiden Prozesswochen sagten bereits zwei Helfer von Mark S. - die Krankenschwester Diana S. und der Rettungssanitäter Sven M. - aus und bestätigten die Ergebnisse der Ermittlungen in der sogenannten "Operation Aderlass"
Der Erfurter Arzt habe sie demnach damit beauftragt, Sportlern an diversen Orten Blut abzunehmen und zuzuführen. Das bestätigte nun auch der Mediziner selbst. Der Vater von Mark S. als weiterer Angeklagter hatte ausrichten lassen, von den Machenschaften seines Sohnes gewusst zu haben.
Einzig der fünfte Angeklagte in dem Verfahren, der Bauunternehmer Dirk Q., äusserte sich bislang nicht. Er sitzt neben Mark S. seit Anfang 2019 in Untersuchungshaft, weil er laut Staatsanwaltschaft ebenfalls Athleten Blut entnommen und wieder injiziert hat, unter anderem während der Olympischen Winterspiele 2018 in Pyeongchang.
Sein Anwalt hatte zu Beginn des Prozesses gefordert, das Verfahren wegen angeblich mehrerer Unrechtmässigkeiten einzustellen.
ARD-Dokumentation brachte Doping-Fall ins Rollen
In grössten deutschen Doping-Prozess seit Jahren sind insgesamt 26 Verhandlungstage anberaumt, ein Urteil wird kurz vor Weihnachten erwartet.
Die Ermittlungen hatten im Januar 2019 nach einer ARD-Dokumentation und Aussagen des österreichischen Langläufers Johannes Dürr begonnen.
Am 27. Februar kam es daraufhin zu zwei Razzien, eine während der nordischen Ski-WM in Seefeld und zugleich ein in Erfurt, bei der auch Mark S. verhaftet wurde. (jwo/dpa) © dpa
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