Die AfD macht Stimmung gegen die EU, weil sie angeblich ab dem 10. Februar erlaubt, dass Pulver aus Mehlwurmlarven ins Essen gemischt wird. Das erhitzt derzeit einige Gemüter. Doch Mehlwürmer sind schon seit Jahren in Lebensmitteln erlaubt.

"Ab 10. Februar stecken Mehlwürmer in Brot und Kuchen", wird Anfang Februar im Tiktok-Video eines AfD-Kreisverbands behauptet. Auch einzelne AfD-Politiker verbreiten die Behauptung, etwa die Bundestagsabgeordneten Andreas Bleck, dessen Facebook-Beitrag mehr als 700 Mal geteilt wurde, und René Springer, dessen X-Beitrag rund 3.300 Mal retweetet wurde. Bleck ordnet in seinem Facebook-Beitrag ein, dass es nur um UV-bestrahltes Mehlwurmpulver geht, Springer nicht.

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Bleck liefert als Quelle einen Artikel des für irreführende und falsche Berichte bekannten Blogs Apollo News vom 4. Februar. Darin steht, ab dem 10. Februar dürften bis zu vier Prozent UV-behandeltes Mehlwurmpulver in Brot und Kuchen enthalten sein. Das ist korrekt. Auch die "Bild"-Zeitung und das ZDF berichteten darüber. Aber während es bei der "Bild" in der Überschrift und im Sharepic der AfD-Politiker so klingt, als sei es neu, dass Mehlwürmer im Essen sein dürfen, stellt das ZDF klar: Neu ist nur der Aspekt der UV-Behandlung. Zudem besteht nach wie vor eine Kennzeichnungspflicht.

Dieses Sharepic von AfD-Politiker Andreas Bleck wird auch von einem AfD-Kreisverband verbreitet. © Quelle: Tiktok; Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck

Dass gemahlene Insekten in Lebensmittel gemengt werden können, ist generell nicht neu, sorgt aber besonders in rechten Kreisen immer mal wieder für Empörung. Möglicherweise, weil diese Themen mit der EU zu tun haben: Die muss sogenannte neuartige Lebensmittel zulassen, bevor sie in den Verkauf kommen.

Im Januar 2023 wurden beispielsweise behauptet, dass Insektenpulver aus Hausgrillen jetzt heimlich in Schokolade oder Backwaren gemischt werde. Wie CORRECTIV.Faktencheck damals erklärte, war das mit der Heimlichkeit Unsinn: Wenn Hausgrillenmehl Bestandteil eines Lebensmittels ist, muss das deklariert werden, allein schon, weil Krebstier- oder Milbenallergiker darauf reagieren könnten.

Und auch in der Zutatenliste wird solches Pulver genannt. Das gilt auch für das UV-behandelte Insektenlarvenpulver, das von Tenebrio molitor stammt, dem Mehlkäfer. Seit dem 10. Februar darf das neu zugelassene Lebensmittel laut EU-Verordnung verwendet werden.

EU erlaubt getrocknete Mehlwürmer schon seit vier Jahren in bestimmten Lebensmitteln

Getrocknete Mehlwürmer (Larven des Mehlkäfers) dürfen schon seit 2021 als Lebensmittel verwendet und auch in Pulverform seit 2022 anderen Lebensmitteln beigemischt werden. Das geht aus der Liste der zugelassenen neuartigen Lebensmittel der EU hervor. Das Neue an dem jetzt zugelassenen Pulver der Larven ist nur, dass es UV-Licht ausgesetzt war. Dadurch wird der Vitamin-D-Gehalt erhöht.

Die Menge, in der das UV-bestrahlte Pulver in Lebensmitteln enthalten sein darf, liegt bei maximal vier Prozent. Bei den zuvor bereits zugelassenen Pulvern sind es teilweise bis zu 50 Prozent, etwa in Fleischersatzprodukten.

Die AfD-Politiker Andreas Bleck und René Springer antworteten auf Nachfrage von CORRECTIV.Faktencheck, dass sich in Beiträgen in Sozialen Netzwerken nicht alle Details eines Themas abbilden liessen. Bleck schrieb, die AfD lehne den Einsatz von Insektenpulver in Lebensmitteln ab.

Verwendete Quellen

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