Los Angeles - Die wegen Mordes verurteilten Brüder Erik und Lyle Menendez haben in ihren Bemühungen um Freilassung einen Rückschlag einstecken müssen. Der neue Bezirksstaatsanwalt von Los Angeles, Nathan Hochman, sprach sich am Freitag (Ortszeit) gegen einen entsprechenden Antrag der Brüder auf ein neues Verfahren aus. Er äusserte Zweifel an neu eingebrachten Beweismitteln der Menendez-Anwälte. Er empfehle dem zuständigen Gericht, den Antrag der Brüder abzulehnen, teilte Hochman mit. Eine Gerichtsanhörung ist für Ende März geplant.
Die heute 54 und 57 Jahre alten Brüder sitzen seit 1990 hinter Gitter. Sie waren ein halbes Jahr nach einer schockierenden Bluttat im schicken Beverly Hills festgenommen worden. Dort hatten sie ihre wohlhabenden Eltern Jose und Kitty Menendez im Wohnzimmer ihres Elternhauses erschossen.
Hochman zufolge sichtete sein Team mehr als 50.000 Seiten von alten Prozessunterlagen, beriet sich mit Anwälten und Ermittlern und sprach mit Familienangehörigen der Brüder. Derzeit würde die Staatsanwaltschaft noch einen weiteren Antrag auf eine mögliche Neuverurteilung mit einem geringeren Strafmass prüfen.
Vorwürfe von Missbrauch
Anfangs leugneten die Brüder die Tat. Später erklärten sie, sie seien jahrelang von ihren Eltern sexuell, psychisch und körperlich missbraucht worden und hätten aus Angst vor ihnen gehandelt. Im ersten Strafprozess gegen die Millionärssöhne gab es Schilderungen über jahrelangen Missbrauch durch den Vater. Doch am Ende platzte das Verfahren - die Geschworenen konnten sich 1994 nicht einstimmig auf ein Urteil einigen.
In einem zweiten Prozess wurden die Brüder 1996 dann wegen Doppelmordes schuldig gesprochen und zu lebenslanger Haft ohne die Möglichkeit einer Freilassung verurteilt. In diesem Verfahren hatte der zuständige Richter Aussagen über den mutmasslichen sexuellen Missbrauch weitgehend untersagt. Laut der Staatsanwaltschaft töteten die Brüder aus Habgier, um an das Vermögen ihrer Eltern heranzukommen.
Netflix rollt die Story wieder auf
Der Fall ist jetzt wieder in den Schlagzeilen. Zwei Netflix-Produktionen rollen das Mord- und Justizspektakel auf. Die Brüder haben ein Gnadengesuch beim kalifornischen Gouverneur Gavin Newsom eingereicht, ihre Anwälte pochen auf eine Aufhebung des Urteils.
Hochmans Vorgänger, Bezirksstaatsanwalt George Gascón, hatte sich im vorigen Jahr für eine Neuverurteilung mit einem geringeren Strafmass eingesetzt. Er legt nahe, dass es in den 1990er Jahren ein geringeres Bewusstsein dafür gab, Männer als Opfer von sexueller Gewalt zu sehen. Falls ein Richter dies bewilligt, könnten die Brüder rund 35 Jahre nach ihrer Festnahme auf freien Fuss kommen.
Verwandte wünschen Freilassung der Brüder
Die Menendez-Brüder sitzen in einem Gefängnis im südkalifornischen San Diego ein. Bei einer Anhörung im vorigen November ergriffen zwei Tanten der Brüder im Gerichtssaal für ihre Neffen Partei. Kein Kind sollte das durchleiden, was Erik und Lyle widerfahren sei, sagte Joan Vandermolen, die 93-jährige Schwester der getöteten Kitty Menendez laut US-Sender CNN. Auch Teresita Baralt (85), Schwester von Jose Menendez, machte sich demnach für die Freilassung ihrer Neffen stark. © Deutsche Presse-Agentur
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