• Nach der Messerattacke in Würzburg am Freitag werden nach und nach Details zur Tat, dem Täter und den Opfern sowie zu den Hintergründen bekannt.
  • Die Ermittlungen sind allerdings noch nicht abgeschlossen: Es gibt einiges, was wir noch nicht wissen. Ein Überblick.

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Nach dem tödlichen Messerangriff in Würzburg ist noch immer nicht klar, ob der Täter psychisch verwirrt handelte oder tatsächlich ein islamistisches Motiv hatte.

Bei dem Angriff am späten Freitagnachmittag in der Innenstadt gab es drei Todesopfer und sieben Verletzte. Der Täter wurde durch einen Polizeischuss gestoppt und festgenommen.

Messerattacke in Würzburg: Was über die Tat und den Täter bekannt ist

Die Tat: Offensichtlich ohne jede Vorwarnung greift ein Mann am Freitag gegen 17:00 Uhr in einem Kaufhaus am Barbarossaplatz der bayerischen Grossstadt am Main Menschen mit einem langen Messer an. Wie der "Spiegel" berichtet, hatte der Täter einen Woolworth-Mitarbeiter gefragt haben, wo die Messer ausliegen. Auch in einer gegenüberliegenden Bank und auf der Strasse attackiert er der Polizei zufolge Passanten, die er nach bisherigem Kenntnisstand wohl gar nicht kannte. Drei Frauen sterben durch die Stiche. Sechs Menschen kommen schwer verletzt in Krankenhäuser, mindestens ein weiterer wird leicht verletzt.

Der Tatort: Die Einzelhandelskette Woolworth geht davon aus, dass ihre Würzburger Filiale zufällig zum Schauplatz einer tödlichen Messerattacke wurde. Das Unternehmen erklärte am Samstag weiter, man arbeite eng mit den Sicherheitsbehörden zusammen, um zur Aufklärung dieser Tat beizutragen. "Wir alle sind heute zutiefst betroffen von dem schrecklichen Vorfall in Würzburg", heisst es in der Stellungnahme. "Gestern hat ein Mann in unserer Filiale mit einem Messer drei Menschen getötet und weitere verletzt", betonte Woolworth. Unter den Verletzten sei auch eine Kollegin. Zudem sei der Sicherheitsmitarbeiter leicht verletzt worden. Weitere Angaben zum Tathergang machte das Unternehmen nicht.

Die Opfer: Der Frauen im Alter von 24, 49 und 82 Jahren sterben in dem Kaufhaus. Sie wohnten in Unterfranken - in den Landkreisen Main-Spessart und Würzburg sowie in Würzburg selbst. Zudem verletzt der Angreifer drei weitere Frauen (39, 52, 73), ein Mädchen (11) und einen Jugendlichen (16) lebensgefährlich mit dem Messer sowie einen Mann (57) und eine weitere Frau (26) leicht. Die Elfjährige ist die Tochter der getöteten 49-Jährigen. Fünf der Opfer schwebten nach der Attacke in Lebensgefahr. Allen Überlebenden gehe es zwar besser, sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) am Montag im "Morgenmagazin" von ARD und ZDF. Allerdings könne es sein, dass einige Opfer langanhaltende Schäden haben werden.

Der Täter: Der Angreifer ist den Ermittlern zufolge 24 Jahre alt und hat die somalische Staatsbürgerschaft. Er ist seit etwas mehr als sechs Jahren in Deutschland. Zuletzt lebte er in einer Obdachlosenunterkunft in Würzburg. Er befindet sich legal auf der Grundlage eines Asylverfahrens in Deutschland, sagen die Behörden. Warum genau er sein Heimatland, wo seit 30 Jahren Bürgerkrieg herrscht, verliess, ist unklar. Der Polizei war der Mann bereits vor der Attacke bekannt. Nach psychischer Auffälligkeit musste er kürzlich in psychiatrische Behandlung - zwangsweise, wie Herrmann sagte. Er wurde zuerst im BAMF in Chemnitz registriert, hiess es in einer Pressekonferenz am Samstag.

Die Ermittlungen: Die Polizei war am Freitag mit einem Grossaufgebot in der Universitätsstadt präsent. Auch ein Hubschrauber wurde eingesetzt. Beamte waren in der Obdachlosenunterkunft unterwegs - ob sie Beweise sichern konnten, sagten sie zunächst nicht. Hinweise auf einen zweiten Täter haben die Ermittler nicht. Am Samstag übernahmen Landeskriminalamt (LKA) und Generalstaatsanwaltschaft München die Ermittlungen von den örtlichen Behörden. Dies ist dann der Fall, wenn eine Amoklage vorliegt. Für einen klaren Terrorangriff wäre allerdings der Generalbundesanwalt zuständig. Der trat im Fall Würzburg bisher nicht in Erscheinung.

Die Vorgeschichte: Der Mann ist seit seiner Einreise nach Deutschland im Mai 2015 bereits mehrfach in Erscheinung getreten. Einmal soll er ein Messer geschwungen haben - dabei sei aber niemand verletzt worden, heisst es von der Polizei. Zuletzt habe er in psychisch angeschlagenem Zustand einen Verkehrsteilnehmer belästigt. Daraufhin sei er in eine psychiatrische Einrichtung eingewiesen, aber nach einem Tag wegen fehlenden Behandlungsbedarfes entlassen worden. Der Bayern-2-"Radiowelt" sagte Herrmann, die bisherigen Auffälligkeiten des Verdächtigen hätten nicht für eine Abschiebung gereicht, da es keine Strafanzeigen gegeben habe. Der Migrant hat einen subsidiären Schutzstatus, er hält sich also legal in Deutschland auf.

Was noch nicht bekannt ist zur Messertat in Würzburg

Spuren und Beweismittel: In der Obdachlosenunterkunft des Messerangreifers wurden mehrere Gegenstände gefunden. Diese werden derzeit von Islamwissenschaftlern bewertet. "Aber wir sind bei Weitem noch nicht so weit, dass wir sagen können, wir haben es ausgewertet", sagte ein LKA-Sprecher am Montag in München. Zu den Funden zählen auch zwei Handys."Wir gehen davon aus, dass sie ihm gehören", sagte der Sprecher mit Verweis auf den 24-jahre alten Täter. Welche weiteren Gegenstände nun untersucht und bewertet werden, sagte der Sprecher nicht. Damit ist unklar, ob unter anderem auch Schriftstücke entdeckt wurden, die auf ein politisches Motiv hindeuten könnten.

Das Motiv: Diese wohl drängendste Frage ist nach wie vor nicht beantwortet. Womöglich war der Mann geistig verwirrt oder psychisch krank, wie Ermittler vermuten. Es werde aber auch geprüft, ob islamistische Einstellungen zur Tat beigetragen haben könnten. Landesinnenminister Herrmann wollte beides nicht ausschliessen. Der CSU-Politiker hatte bereits kurz nach der Messerattacke der Deutschen Presse-Agentur gesagt, es gebe Indizien dafür, "dass es sich um einen islamistischen Anschlag handeln könnte". Am Sonntagabend sagte er im "Bild live"-Talk "Die richtigen Fragen": "Es spricht sehr viel angesichts dessen, was wir aufgefunden haben, dafür, dass es sich um eine islamistisch motivierte Tat handeln könnte." (dpa/sap/mf)

Hinweis: Dieser Artikel wurde erstmals am 26. Juni um 11:50 Uhr veröffentlicht und seitdem mehrmals aktualisiert.

  © dpa

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