Der Mordfall Johanna ist nach 18 Jahren endlich gelöst: Ein heute 41-Jähriger soll das damals acht Jahre alte Mädchen sexuell missbraucht und im Anschluss getötet haben. In einer Pressekonferenz haben die Ermittler nun mitgeteilt, wie sie auf die Spur des Verdächtigen kamen.
Nach 18 Jahren gibt es nun Gewissheit, wer die damals achtjährige Johanna aus dem hessischen Ranstadt in der Wetterau getötet hat.
Am Mittwoch wurde ein 41 Jahre alter Mann in der hessischen Stadt Friedrichsdorf festgenommen. Er ist dringend tatverdächtig, sich im September 1999 an dem kleinen Mädchen sexuell vergangen, es danach getötet und in einem Wald bei Alsfeld abgelegt zu haben.
Der wegen Verkehrsdelikten vorbestrafte Verdächtige wurde bereits dem Haftrichter vorgeführt und hat den überwiegenden Teil des Tatvorwurfs eingeräumt. Es wurden auch kinderpornografische Dateien bei ihm gefunden.
"Maisfeld-Fall" brachte Polizei auf die Spur zum Verdächtigen
Wie Staatsanwaltschaft und Polizei am Donnerstag in einer Pressekonferenz in Giessen mitteilten, kamen sie durch einen Parallelfall auf den Verdächtigen.
Im August 2016 trug sich der sogenannte "Maisfeld-Fall" zu. Spaziergänger beobachteten damals, wie der nun festgenommene Mann - angeblich einvernehmliche - Fesselspiele an einer 14-Jährigen in einem Getreidefeld in der Wetterau durchführte.
Dieses Parallele brachte die Ermittler letztlich auf die entscheidende Spur. Auch im Mordfall Johanna nutzte der Verdächtige Fesseln sowie Klebeband. Die Ermittler durchsuchten die Wohnung des Mannes, fanden dort unter anderem Klebebänder.
Fasern auf dem Klebeband des "Maisfeld-Falls" stimmten mit Klebeband-Fasern am Tatort im Mordfall Johanna überein.
Noch belastender: Auf dem Klebeband, das bei der Ermordung Johannas verwendet wurde, war ein Teil eines Fingerabdrucks sichergestellt worden, der zu dem Verdächtigen passt. Dies war letztlich der finale Durchbruch, wie der Leitende Kriminaldirektor Roland Fritsch mitteilte.
Millionen Dateien seit dem Mord ausgewertet
"Solch ein schreckliches Verbrechen lässt einen niemals kalt", liess Fritsch bei der Pressekonferenz einen Einblick in sein Seelenleben zu. Die Polizei habe nie aufgehört, nach dem Täter zu fahnden.
Jahrelang war die aufwendige Suche nach dem Täter erfolglos verlaufen. 17 Millionen Dateien werteten die Ermittler insgesamt aus, zudem waren mehrere Massentests organisiert worden.
2007 waren dabei Finger- und Handabdrücke von Männern genommen worden, die den gleichen Autotyp fahren, wie das der Täter mutmasslich getan hat - einen VW Jetta mit einem Kennzeichen für Bad Homburg (HG).
Auch bei "Aktenzeichen XY ... ungelöst" wurde der Mordfall Johanna im Jahr 2014 thematisiert - im Anschluss gingen weitere der insgesamt 1.500 Hinweise ein.
Zu einem Ermittlungserfolg führten diese nicht - bis zum "Maisfeld"-Fall, der letztlich zur Aufklärung des Falls Johanna beitrug. (tfr)
Chronologie zum Fall Johanna
2. September 1999: Johanna (8) wird auf einem Radweg in Ranstadt-Bobenhausen in ein Auto gezwungen. Die Achtjährige wird sexuell missbraucht und getötet.
1. April 2000: Ein Spaziergänger findet die sterblichen Überreste des Kindes etwa 100 Kilometer entfernt in einem Waldstück in Alsfeld-Lingelbach (Vogelsbergkreis).
2002: Mehrere hundert Männer aus der nächsten Umgebung des Tatorts werden gebeten, freiwillig ihre Fingerabdrücke abgegeben.
2005: Bei einer zweiten Testreihe werden die Fingerabdrücke aller Personen genommen, die eine Bauschuttdeponie in der Nähe des Entführungsortes genutzt haben.
2007: Die Polizei nimmt die Fingerabdrücke von Männern, die den gleichen Autotyp fahren wie der mutmassliche Täter mit einem Kennzeichen für Bad Homburg.
September 2014: 15 Jahre nach Johannas Tod sucht die Polizei in der TV-Sendung "Aktenzeichen XY" erneut nach dem Täter.
August 2016: Spaziergänger beobachten in einem Maisfeld bei Nidda in der Wetterau einen Mann, der eine 14-Jährige fesselt. Bei den Ermittlungen fallen Parallelen zum Fall Johanna auf.
25. Oktober 2017: Ein 41-Jähriger wird in Friedrichsdorf (Hochtaunuskreis) als dringend tatverdächtig festgenommen. Ihm werden Mord und besonders schwere sexuelle Nötigung vorgeworfen. (dpa)
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